Dirk Dettmar

Dirk Dettmar

Dirk Dettmar (* 1957) ist ein deutscher Krimineller, der wegen Mordes und anderer Gewaltverbrechen verurteilt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Erste Verbrechen

Dirk Dettmar wuchs in Niedersachsen auf und absolvierte eine Ausbildung zum Werbetechniker. 1981 wurde er wegen eines Raubüberfalls auf eine Discothek in Hameln mit 50.000 Mark Beute und wegen eines versuchten Banküberfalls in Bad Eilsen zum ersten Mal verhaftet und zu sieben Jahren Haft in der JVA Hildesheim verurteilt.

Im Gefängnis lernte er den wegen Raubüberfalls verurteilten Wolfgang Sieloff kennen, mit dem er 1983 einen Fluchtversuch unternahm, der jedoch nach kurzer Zeit scheiterte. Ein Jahr später kehrte Dettmar von einem Hafturlaub nicht mehr in die JVA zurück. In den folgenden Jahren verübte er, zusammen mit dem ebenfalls während eines Hafturlaubes geflohenen Wolfgang Sieloff und dem vorbestraften Klaus Bergener, mehrere Raubüberfälle.

Polizistenmorde

Am 22. Oktober 1987 gegen 18:30 Uhr erschoss Dettmar die beiden Polizisten Rüdiger Schwedow und Ulrich Zastrutzki. Die beiden Beamten waren einem anonymen Anruf nachgegangen, wonach in einer Werkstatt in Hannover verdächtige Arbeiten nach Dienstschluss durchgeführt werden sollten. Als die Polizisten, die nicht wussten, dass sie es mit entflohenen Straftätern zu tun hatten, Dettmar, Sieloff und Bergener befragen wollten, tötete Dettmar die beiden Polizeihauptmeister mit mehreren Schüssen. Dettmar wurde am nächsten Tag zusammen mit Sieloff in einer Innenstadtwohnung verhaftet, nachdem sich Bergener kurz zuvor auf offener Straße durch einen Kopfschuss selbst gerichtet hatte.

In der Werkstatt fand die Polizei einen Audi quattro, der mit Stahlplatten als Kugelschutz versehen und mit Rauchgranaten, einem zur Bombe umfunktionierten Feuerlöscher und einem Sturmgewehr ausgerüstet war. In ihren Schlupfwinkeln, die sie über ganz Niedersachsen verteilt hatten, fand die Polizei Schusswaffen, Sprengstoff und eine selbstgebastelte Bombe. Am 27. Oktober 1988 wurde Dettmar zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit Sicherungsverwahrung verurteilt und in den Hochsicherheitstrakt der JVA Celle überstellt.

Flucht aus der JVA Celle

Am 21. Oktober 1991 gegen 7:00 Uhr am Morgen überwältigten Dettmar und drei Mithäftlinge mit Hilfe selbstgebastelter Waffen drei JVA-Beamte und legten ihnen mit Sprengstoff gefüllte Halskrausen um. Der Ausbruch war schon lange Zeit unter den vier Männern geplant und abgesprochen worden. Dettmar verwendete dabei ein aus einem Stuhlbein und Eisenteilen selbst hergestelltes Gewehr, das mit Schrauben als Munition geladen war. (Bei der späteren Feststellung der Gefährlichkeit der Waffe wurden im Keller des LKA Niedersachsen Beschusstests durchgeführt, wobei die Schraubengeschosse einen fünf Zentimeter dicken Schweinebauch durchschlugen und noch weitere zweieinhalb Zentimeter in einen dahinter stehenden Paraffinblock eindrangen).

Anschließend forderten sie einen Fluchtwagen sowie zwei Millionen Mark Lösegeld, aufgeteilt in holländische Gulden, englische Pfund, US-Dollar sowie französische und Schweizer Franken in gebrauchten Scheinen. Den von der Polizei bereitgestellten Renault Espace lehnten sie nach einer Probefahrt ab und forderten stattdessen einen Volvo, den die Polizei jedoch nicht besorgte. Auf dem Gefängnishof entdeckten sie dann einen VW Passat, mit dem die vier Täter mit zwei der Geiseln die Flucht begannen. Die dritte Geisel ließen sie im Gefängnis zurück. In Großburgwedel wechselten sie den Fluchtwagen und ließen eine weitere Geisel frei. Am Dienstag gab die Polizei die Identität der Flüchtenden bekannt: es handelte sich neben Dettmar um den Chef der "GTI-Bande" Bruno Reckert, dem 1990 die Flucht aus dem Gefängnis gelang, den wegen Mordes verurteilten Libanesen Samir El-Atrache und den wegen schweren Raubes und räuberischer Erpressung verurteilten Ex-Jugoslawen Ivan Jelinic.

In der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober banden sie ihre letzte Geisel an einem Baum bei Annaberg-Buchholz und flüchteten weiter nach Karlsruhe, wo sie von einem Passanten erkannt wurden, der die Polizei alarmierte. Zivilfahnder und MEK-Beamte entdeckten die Geiselnehmer schließlich auf dem zweiten Deck eines Parkhauses und versuchten, die Täter zu fassen. Reckert und El-Atrache ergaben sich widerstandslos, Jelinic und Dettmar gelang schwerbewaffnet die Flucht.

An einem Lebensmittelgeschäft entführten sie den Inhaber und fuhren mit einem gestohlenen Auto in ein Parkhaus, wo sie mit vorgehaltenen Waffen ein weiteres Auto stahlen und mit ihrer Geisel Richtung Ettlingen weiterfuhren. 20 Minuten später stoppten sie einen Mercedes und zwangen den Fahrer, sich in den Kofferraum zu legen. Mit diesem Wagen und den zwei Geiseln flüchteten sie weiter, wurden jedoch inzwischen unbemerkt von der Polizei verfolgt. Als die Täter an einer Tankstelle in Ettlingen anhielten, um das Fahrzeug für die weitere Flucht Richtung Freiburg im Breisgau aufzutanken, eröffneten Scharfschützen der Polizei das Feuer. Beim anschließenden Schusswechsel erlitt Jelinic einen Schulterdurchschuss, Dettmar wurde mehrfach in die Brust getroffen und lebensgefährlich verletzt. Beide wurden in einem Krankenhaus in Karlsruhe operiert und nach einer weiteren Verurteilung in Hochsicherheitsgefängnisse überstellt.

Haftzeit

Seit diesem Vorfall schwor Dirk Dettmar laut eigener Aussage der Gewalt ab und erstritt sich vor mehreren Gerichtsinstanzen das Recht auf künstlerische Betätigung. Für die Kapellen zweier Justizvollzugsanstalten fertigte er im Auftrag von Kirche und Seelsorge keramische Wandbilder, einen mehrteiligen Kreuzweg und Hinterglasbilder an. Während dieser Phase erhielt er auch den Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für Gefangene. 1998 heiratete er seine langjährige Betreuerin im Gefängnis. Er stellte sich freiwillig mehreren psychiatrischen Begutachtungen und machte eine Verhaltenstherapie.

Trotz Meinungen von Gutachtern und Therapeuten, die eine Verlegung in den Normalvollzug empfehlen, sowie attestierter positiver Persönlichkeitsentwicklung, befindet er sich weiterhin in Einzelhaft. Eine unabhängige Expertenkommission und ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss stellten in ihren Berichten unabhängig voneinander fest, dass die seit 1987 praktizierte Einzelhaft von Dirk Dettmar gegen die Menschenwürde verstoße.

Gegenwärtig ist er in der Justizvollzugsanstalt Sehnde untergebracht.

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