- Dispersion (Wasserwellen)
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Bei Wasserwellen (Oberflächenwellen) wird unter Dispersion insbesondere die Abhängigkeit der Phasengeschwindigkeit (Wellenfortschrittsgeschwindigkeit) von der Wellenlänge bzw. von der Frequenz verstanden.
Schwerewellen pflanzen sich umso schneller fort, je größer ihre Wellenlänge bzw. je kleiner ihre Frequenz ist. Andererseits haben Wellen mit vorgegebener Wellenlänge über tieferem Wasser eine größere Phasengeschwindigkeit als über flacherem Wasser. Im Gegensatz dazu breiten sich Kapillarwellen, deren Rückstellkraft allein aus der Oberflächenspannung resultiert, umso schneller aus, je kürzer sie sind.
Die Gruppengeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit, mit der sich eine Wellengruppe (d. h. das Intensitätsmaximum mehrerer sich überlagernder Wellen) fortbewegt, deren Wellenlängen sich nur wenig unterscheiden. Das Verhältnis der Phasengeschwindigkeit zur Gruppengeschwindigkeit entscheidet über die Art der Dispersion.Inhaltsverzeichnis
Dispersion bei Oberflächenwellen
Ist die Phasengeschwindigkeit für alle Teilwellen (Komponenten-Wellen) der Gruppe gleich, sind Gruppen- und Phasengeschwindigkeit identisch. Ist dies nicht der Fall, liegt Dispersion vor. Für alle Wellenarten gilt nach Rayleigh die nachfolgende Beziehung zwischen Gruppengeschwindigkeit cg und Phasengeschwindigkeit c:
Hierin ist L die Wellenlänge und die Dispersion der Phasengeschwindigkeit. Je nach Vorzeichen und Betrag des Differentialquotienten ist die Gruppengeschwindigkeit kleiner, größer oder gleich der Phasengeschwindigkeit. Man unterscheidet normale Dispersion, anomale Dispersion und dispersionslose Bewegung.
dc / dL dc / df Normale Dispersion > 0 < 0 Anomale Dispersion < 0 > 0 Keine Dispersion = 0 = 0 Dispersion bei Schwerewellen
Abweichend von den elektromagnetischen Wellen werden bei Schwerewellen die Wellenparameter wie folgt bezeichnet.
Schwerewellen elektromagnet. Wellen Wellenlänge in m L λ Wellenfrequenz in Hz f ν Periodendauer in s - Phasengeschwindigkeit in m/s Gruppengeschwindigkeit in m/s cg vg Wassertiefe in m d - Erdbeschleunigung in m/s² g - Die klassische Dispersionsrelation nach Airy-Laplace (1840) ist auch für Wellen nach der nichtlinearen Wellentheorie Stokes' 2. Ordnung gültig.
Sie beschreibt die unterschiedliche Ausprägung der Dispersion in Abhängigkeit von der Wassertiefe d. Hierfür ist
- bzw.
Begrenzte Wassertiefe
Es gilt die obige vollständige Dispersionsrelation.
Insbesondere in Bereichen, in denen die Wassertiefe geringer als die halbe Wellenlänge ist (d ≤ 0,5 L), können sich in der Natur erhebliche Abweichungen ergeben. Als Ursachen kommen u. a. in Betracht:
- morphologische Besonderheiten wie Riffe im Küstenvorfeld,
- konstante Strömungen, beschleunigte Strömungen, siehe Wellentransformation
- Windwirkungen und
- partiell stehende Wellen in Seegebieten mit Inseln, die der Küste vorgelagert sind (auch über Tiefwasser).
Bei Wellenresonanz tritt anomale Dispersion auf.
Tiefwasser
Bei der Ausbreitung über großer Wassertiefe (d ≥ 0,5 L) liegt maximale normale Dispersion vor und die Phasengeschwindigkeit ist von der Wassertiefe unabhängig.
- bzw.
Flachwasser
Im flachen Wasser (d ≤ 0,04 L) ist die Wellenbewegung praktisch dispersionlos und nur von der Wassertiefe abhängig.
- bzw.
Siehe auch: Wellenresonanz, Dopplereffekt
Kapillarwellen
Für die Fortbewegung von Kapillarwellen gilt
Darin bedeuten σ Oberflächenspannung und ρ Flüssigkeitsdichte.
Die Dispersion ist anomal
- bzw.
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