Distanzreiten

Distanzreiten

Distanzreiten (engl. Endurance Riding) ist ein Pferdesport, in dem es darum geht, eine große Entfernung zu Pferd so schnell wie möglich zu überwinden. Dabei kommt es auch darauf an, die Pferde nicht zu überfordern.

Eintages-Distanzritte werden auf Strecken ab 25 bis ca. 160 Kilometer ausgetragen. Daneben gibt es noch (seltener) Mehrtageswettbewerbe wie die Ritte „Wien-Budapest“ und der „Trabweg West“, der vom Elsass an die Nordsee führte.

Auch wenn der Distanzsport ein Wettkampf „gegen die Uhr“ ist, nehmen viele Teilnehmer nach dem Motto „Angekommen ist gewonnen“ teil.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Distanzreiten

Distanzwettbewerb, Uzes 2005

Distanzreiten ist ein Sport, dessen Anforderungen vom Breitensport (wie Wanderreiten) bis zum Hochleistungssport reichen. Er stellt eine besondere und einzigartige Herausforderung für Pferd und Reiter dar, denn das Pferd muss auf unterschiedlichem Gelände viele Kilometer zurücklegen und trotzdem frisch und gesund ins Ziel kommen. Insbesondere in der arabischen Welt ist dieser Sport populär, da arabische Pferde als prädestiniert für Distanzritte gelten.

Ziel eines Distanzrittes ist es, ein Pferd in einer vorgegebenen Geschwindigkeit über eine ebenfalls vorgegebene Strecke zu reiten. Diese ist meist markiert, es gibt aber auch unmarkierte Kartenritte, auf denen der Reiter die Strecke anhand der Karte selbst finden muss. Bei den meisten langen Ritten starten alle Teilnehmer gleichzeitig (Massenstart). Das vorgeschriebene Mindesttempo darf nicht unterschritten werden. Sieger ist das Pferd, das zuerst durchs Ziel geht und die nachfolgende tierärztliche Untersuchung ohne Beanstandungen übersteht.

Das Wohlergehen des Pferdes hat oberste Priorität. Der Reiter muss Tempo und Reitweise darauf einstellen, wie gut sein Pferd geht und wie es mit den Bodenverhältnissen zurecht kommt. Gegebenenfalls muss er bereit sein, auf eine Platzierung zu verzichten, um sein Pferd nicht zu überfordern. Kondition und Gesundheitszustand des Pferdes werden vor dem Start und nach dem Zieleinlauf von Tierärzten überprüft, bei längeren Ritten auch in einer bis zu 40 Minuten langen Pause. Pferde, die vom Tierarzt für reituntauglich erklärt werden, müssen ausscheiden. So wird sichergestellt, dass kein Pferd bleibende Schäden davonträgt.

Das als Hochleistungssport betriebene Distanzreiten erfordert umfangreiche Vorbereitungen und viel Training, damit die körperliche Fitness von Pferd und Reiter den gestellten Anforderungen genügen. Dazu gehört eine entsprechende Pferdehaltung, d. h. eine auf das Pferd und die zu erbringende Leistung abgestimmte Fütterung, Training im offenen Gelände, und viel Weidegang, damit das Immunsystem und die Muskulatur gestärkt werden können.

Ein Traum vieler Distanzreiter ist die Teilnahme an einem Hundertmeiler (160 km in 24 Stunden). Da Distanzritte in unterschiedlichen Längen ausgeschrieben werden, können Neulinge klein anfangen und laufen nicht Gefahr, ihr Pferd und sich selbst zu überfordern und zu überschätzen. So kann man allmählich seine Anforderungen steigern. Es kann viele Jahre dauern, bis man das Ziel „160 km“ erreicht.

Den meisten Distanzreitern gefällt an diesem Sport, dass sie ständig Neues über ihr Pferd und dessen natürliche Fähigkeiten erfahren; sie müssen sich bei jedem Ritt neuen Anforderungen stellen und dann beurteilen, wie das Pferd darauf reagiert. Hinzu kommen, je nach Austragungsort, verschiedene landschaftliche Erlebnisse, welche für Pferd und Reiter reizvoll sind.

Die Anfänge

Das Distanzreiten ist vermutlich eine der ältesten Reitsportarten. Im Gegensatz zum Hund, der vermutlich schon lange vor dem Pferd zum Begleiter des Menschen wurde, war letzteres temperamentvoller und musste mühsam gezähmt werden, bevor es von Nutzen war. Doch genau dieses Temperament und der Mut sind es, die Pferde für Distanzritte so geeignet machen. Auf langen Distanzen brillieren genau die Pferde mit dem „gewissen Extra“, das sie veranlasst, auch unter schwierigen Bedingungen weiterzumachen.

Frühe Kulturen machten ihre Soldaten beritten und ließen sie Tausende von Kilometern zurücklegen, wobei sie Unwetter, Hunger und Erschöpfung ertragen mussten.

Die erste Trainingsanleitung der Geschichte stammt vom Mittanier Kikkuli aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. Sein Pferdetext ist ein taggenaues Programm zur Fütterung, Pflege, Haltung und Training von Kriegs(wagen)pferden, um sie in die Lage zu versetzen zum Abschluss des Programms eine Strecke von rund 1.000 km in 7 Nächten zurückzulegen.

Die Perser entwickelten das erste regelrechte Kommunikationssystem – ebenfalls mit Hilfe des Pferdes. Poststationen wurden in Abständen von einem Tagesritt eingerichtet, so dass eine Strecke von 2.400 Kilometern durch regelmäßigen Pferdewechsel in 7 bis 14 Tagen abgeritten werden konnte. 1.800 Jahre später führte Dschingis Khan, dessen Reiter etwa 240 Kilometer am Tag zurücklegten, ein ähnliches System ein.

Der legendäre Pony-Express wurde 1860 eröffnet: Eine Reihe von Reitern beförderte Post zwischen Missouri und San Francisco, zum Teil durch Gebiete, in denen feindselige Indianer lebten – auf einer Gesamtstrecke von 3.145 Kilometern durch Missouri, Kansas, Nebraska, Colorado, Wyoming, Utah und Nevada nach Sacramento in Kalifornien. Zu seiner Blütezeit hatte der Pony-Express 100 Reiter, 190 Relaisstationen, 400 Angestellte entlang der Strecke und setzte im Laufe von nur zehn Tagen 400 Pferde ein. Der schnellste Ritt ging über eine Strecke von 193 km in 8 Stunden und 10 Minuten. Wegen der großen Verluste bestand der Pony-Express nur zwei Jahre.

Zu einem eigenständigen Sport wurde das Distanzreiten vermutlich zum Ende des 19. Jahrhunderts in Europa. Es wurden, forciert durch das Militär, einige harte Rennen geritten, zum Teil mit fatalen Folgen, denn viele Pferde starben an Erschöpfung. Das längste Rennen der Art war der Distanzritt Wien-Berlin (Berlin-Wien) 1892, ca. 572 km, an dem Soldaten der Deutschen und der Österreichisch-Ungarischen Armee teilnahmen. Das Rennen wurde mit einer Zeit von 71 Stunden und 27 Minuten gewonnen; der Sieger war bis auf kurze Rasten von insgesamt ca. 11 Stunden ununterbrochen unterwegs. Bis zum Ende der darauf folgenden Woche waren 25 Pferde aus dem Teilnehmerfeld, darunter auch das des Siegers, verendet. Distanzreiten geriet als Sportart dadurch in Verruf, auch zeigte das Militär kein Interesse mehr daran, weil mit Eisenbahn, Automobil und Fahrrad schnellere Transportmittel zur Verfügung standen.

Wesentlich zum Comeback des Distanzreitens beigetragen hat der erste in der Nachkriegszeit, seit 1955 in fast ununterbrochener Folge bis in die Gegenwart ausgerichtete moderne, mit Tierarztkontrollen ausgestattete Distanzritt Western States Trail Ride 100 Miles One Day (genannt Tevis-Cup) von Robie Park beim Lake Tahoe durch die Sierra Nevada nach Auburn in Kalifornien. In Deutschland fanden die ersten Distanzritte in der Nachkriegszeit 1969 in Ankum statt, veranstaltet durch den Equitana-Gründer Wolf Kröber. Bei diesen ersten Ritten (50 km) gab es aber wiederum tote Pferde. Der erste deutsche Hundertmeiler war der durch den Feuerkreis veranstaltete Ritt Hamburg–Hannover (seit 1974). Feuerkreis und Fachausschuss Distanzreiten (Vorläufer des VDD) gaben sich erste Regelwerke, in deren Mittelpunkt der Schutz der Pferde standen.

Distanzen

In Deutschland werden Distanzwettbewerbe nach der Länge der zu reitenden Strecke in Einführungsritte (ER), Kurze Distanzritte (KDR), Mittlere Distanzritte (MDR) und Lange Distanzritte (LDR) klassifiziert. Das deutsche Reglement sieht folgende Einteilung vor[1]:

Eintageswettbewerbe Mehrtageswettbewerbe
Einführungsritte 25–40 km 25–34 km
Kurze Distanzritte 41–60 km 35–49 km
Mittlere (Distanzritte 61–80 km 50–59 km
Lange Distanzritte ab 81 km ab 60 km

In Amerika erfolgt die Klassifizierung in limited distance (22–30 Meilen, 35–48 km) als Einstieg – nicht in allen Staaten erfolgt eine Platzierung, damit der Trainingscharakter für Pferd und Reiter gewährleistet ist – und endurance (50 und 100 Meilen, 80 bzw. 160 km, zuweilen auch 75 Meilen).

In verschiedenen Ländern werden Qualifikationen verlangt, um auf längeren Ritten oder Fahrten starten zu dürfen, in Deutschland ist dies nicht so.

Tempo und Zeit

Lange Distanzwettbewerbe werden in Deutschland grundsätzlich nach Zeit gewertet, d. h. es gewinnt der Reiter, der die kürzeste Zeit benötigt um ins Ziel zu gelangen. Auch bei Kurzen und Mittleren Distanzen ist eine Zeitwertung möglich. Alle Distanzwettbewerbe, die ausschließlich nach Zeit gewertet werden, können auch als „Distanzrennen“ bezeichnet werden.

In der Ausschreibung muss nach deutschem Reglement für jeden Wettbewerb eine Höchstzeit festgelegt werden, die nicht überschritten werden darf. Diese orientiert sich bei Mittleren und Langen Distanzwettbewerben an der zu erwartenden Bestzeit, die verdoppelt wird. Dabei wird Tempo 7 bis 9 als zu erwartender Wert betrachtet. Bei Einführungsritten und Kurzen Distanzwettbewerben wird die Höchstzeit, je nach Geländebeschaffenheit, bei Tempo 8 bis 12 angesetzt.[2] Die Tempoangaben T1 bis T12 geben Auskunft über die Minuten, die pro zurückzulegendem Kilometer benötigt werden: T1 bedeutet etwa eine Minute, T12 steht für ca. 12 Minuten pro Kilometer.

Auch in den USA ist die Zeit für Distanzritte begrenzt. Die erlaubte Höchstzeit für Limited Distance liegt bei 6 Stunden, bei Endurance-Wettbewerben dürfen 12 Stunden für 80 km und 24 Stunden für 160 km nicht überschritten werden. Die schnellsten Ritte für 160 km liegen je nach den Bedingungen meist bei 8–10 Stunden.

Die Aufgabe des Reiters liegt darin, eine optimale Durchschnittsgeschwindigkeit zu erzielen. Nach Erhalt der Startunterlagen informiert er sich anhand der angefügten Karte über das zu erwartende Gelände: Berge, Straßen und steinige Wege lassen beispielsweise kein schnelles Reiten zu, hingegen kann auf offenem Gelände und guten Wegen ein hohes Tempo anvisiert werden. Auf Basis der Informationen über die Strecke berechnet der Reiter die erreichbare Geschwindigkeit mit einem Taschenrechner.

Den Reitinformationen kann man entnehmen, wie viele Kontrollpunkte der Betreuer anfahren kann, um das Pferd und den Reiter zu verpflegen und zu kühlen. Auch dieser Ablauf muss zeitlich abgestimmt sein. Reiter und Betreuer arbeiten idealerweise mit aufeinander abgestimmten Stoppuhren.

Gangarten

Die vorherrschende Gangart ist ein schneller Trab, der zuweilen vom Galopp oder Schritt für ein paar Minuten unterbrochen wird. Die durchschnittliche Geschwindigkeit darf des Zeitlimits wegen einen langsamen Jog nicht unterschreiten, 15–20 km/h im Trab sind aber durchaus üblich, oft bergauf und bergab gleichermaßen. Der Bewegungsablauf eines Pferdes, das auf lange Distanzen eingesetzt werden soll, ist von herausragender Bedeutung und weitgehend vom Körperbau des Pferdes abhängig. Der Idealfall ist ein Pferd, das lange, bodendeckende Schritte macht und sich dabei gelöst und mühelos bewegt. Die Gliedmaßen sollen auf gerader Linie nach vorn gebracht und jedes Gelenk vollständig abgebeugt werden – von hinten muss in der Bewegung die Unterseite jedes einzelnen Hufs zu sehen sein. Den Bewegungsablauf kann man am besten beurteilen, wenn man sich das im Schritt oder Trab geführte Pferd von vorn oder auch hinten ansieht. Das ist bei der ärztlichen Untersuchung, vor dem Start, teils während des Rennens und nach Beendigung des Distanzrittes möglich.

Tierschutz

Um eine Überforderung der Pferde zu verhindern, finden vor und nach dem Ritt, sowie über die Strecke verteilt Kontrollen durch Tierärzte statt, bei denen die Reittauglichkeit des Tieres überprüft wird. Ein Pferd gilt als reittauglich, wenn es nach Meinung des Tierarztes die vor ihm liegende Strecke, mindestens aber 20 km unter dem Reiter und mit der Ausrüstung zurücklegen kann, ohne Schäden zu erleiden oder Schmerzen zu ertragen. Das gilt auch für die Nachuntersuchung.

Bei der Voruntersuchung wird das Pferd ohne Sattel und Bandagen vorgeführt und vollständig von einem Tierarzt untersucht. Insbesondere werden Rücken, Hufe, Gangwerk, Herz und Atmung sowie Kreislauf und metabolischer Zustand überprüft. Die Untersuchung des Gangwerks beinhaltet das Vortraben auf möglichst festem und ebenem Untergrund.

Die Verfassungskontrollen auf der Strecke umfassen in erster Linie das Gangwerk (inklusive Vortraben), den Stoffwechsel, Kreislauf und Puls des Pferdes. 20 Minuten nach Ankunft in einer Tierarztkontrolle oder im Ziel darf die Pulsfrequenz 64 Schläge pro Minute nicht überschreiten, da dieser Wert international als Grenzwert für kreislaufmäßige Überforderung gilt. Die meisten Pausen sind bei heutigen Distanzwettbewerben als VetGates organisiert, d. h. die Pause beginnt erst bei Vorstellung des Pferdes mit Puls 64 oder darunter. Im Falle erkennbarer Überforderung oder Verletzung wird das Pferd vom Wettbewerb ausgeschlossen. Der Abtransport des Tieres wird so lange verzögert, bis der Arzt dieses formell freigibt. Die Mindestzahl an Verfassungskontrollen auf der Strecke beträgt nach deutschem Reglement

  • bei Einführungsritten und Kurzen Distanzritten: 1
  • bei Mittleren Distanzritten: 2
  • bei Langen Distanzritten bis zu 120 km: 3
  • bei Langen Distanzritten von mehr als 120 km: 4.

Bei der Zielkontrolle werden Puls, Kreislauf und Stoffwechsel des Pferdes überprüft. Die umfassende Nachuntersuchung erfolgt frühestens zwei Stunden nach Zielankunft und analog zur Voruntersuchung.[3]

Anspruch an den Reiter

Bei Einführungswettbewerben gibt es keine Teilnahmebeschränkungen für den Reiter. Um an einem Kurzen, Mittleren oder Langen Distanzwettbewerb teilnehmen zu können, müssen Reiter unter 14 Jahren mindestens einen Einführungsritt in der Wertung beendet haben oder sich im Besitz des Deutschen Reitpasses der FN bzw. einer vergleichbaren Qualifikation anderer Reitverbände befinden. [4]

Insbesondere Langstreckenrennen stellen hohe Ansprüche an die körperliche Fitness und Ausdauer des Reiters. Dieser sollte - auch nach vielen Stunden im Sattel - einen ausbalancierten Sitz, eine harmonische Bewegung und eine gelöste Haltung bewahren. Ferner sollte er in der Lage sein, längere Strecken neben seinem Pferd herzulaufen, was sich insbesondere bei langen Bergabstrecken anbietet, um so sein Pferd zu entlasten. Ein Distanzreiter muss das optimale Tempo seines Pferdes einschätzen, das Tempo der Beschaffenheit des Geländes anpassen und die im Wettkampf vorgeschriebenen Zeiten einhalten können. Er muss die optimale Geschwindigkeit seines Pferdes trotz der Hitze des Rennens einhalten können und gleichzeitig korrekt beurteilen, ob sein Pferd den Anstrengungen gewachsen ist. Nichtzuletzt braucht er auch in heiklen Situationen und bei schwierigen Entscheidungen einen klaren Kopf und den Willen durchzuhalten, auch wenn nicht alles nach Plan verläuft. Nie aber sollte er vergessen: Trotz aller Anstrengungen und Mühen ist im Zweifel der Ritt für das Pferd aufzugeben.

Anspruch an die Pferde

Generell steht das Distanzreiten allen Pferdetypen offen, doch gibt es eine Reihe von Merkmalen, die vorteilhaft bzw. durch entsprechendes Training erstrebenswert sind. Besonders für Ritte in schwierigem oder unebenem Gelände muss ein Pferd einen korrekten Körperbau aufweisen, damit es sich frei bewegen kann und dabei nicht übermäßig ermüdet oder Gefahr läuft sich zu verletzten. Ein Pferd mit geraden, gut proportionierten Beinen und ausgeprägten Gelenken ist besser ausbalanciert und weniger anfällig für Verstauchungen oder Zerrungen. Hingegen sind Pferde, die stark zum Streichen neigen, für Distanzritte ungeeignet. Gelegentliches Streichen kann durch den entsprechenden Beschlag korrigiert werden und gibt sich unter Umständen sogar von selbst, wenn das Pferd im Laufe des Trainings mehr Muskeln aufbaut.

Das Fell sollte nicht zu dicht und die Aderung deutlich erkennbar sein - oft ein Ergebnis entsprechenden Trainings -, damit die innere Hitze gut an die Umgebung abgegeben werden kann. Aus demselben Grund ist ein schlank und hoch gebautes (messerförmiges) Pferd auch einem solchen mit einer runden (fassförmigen) Körperform vorzuziehen.

Ein hoher Widerrist ist im Bezug auf die Bemuskelung wünschenswert, während die Nüstern und die folgende Nasenpartie möglichst groß sein sollten, um die Atmung zu erleichtern. Ein extremer (seepferdchenartiger) Araberkopf ist hier kontraproduktiv. Eine lange, schlanke Bemuskelung insbesondere der Hinterhand ist der Ausdauer halber erstrebenswert. Obwohl diesbezüglich durch Training viel erreicht werden kann, sind Araber und Stuten generell im Vorteil. Beispielsweise ist die Muskeltypzusammensetzung einer Traberstute gleichwertig mit der eines Araberhengstes, aber besser als die eines Traberhengstes. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Beduinen für ihre Kriegszüge früher ausschließlich Stuten nutzten.

Laut VDD-Reglement (Verein Deutscher Distanzreiter) muss ein Pferd, das über lange Distanzen (ab 81 km Länge) geritten werden soll, mindestens sieben Jahre alt sein. Das Mindestalter für Kurze und Mittlere Distanzwettbewerbe liegt bei sechs und für Einführungswettbewerbe bei fünf Jahren.[5] Eine obere Altersgrenze ist nicht definiert.

Pferderassen

Für das Überwinden langer Distanzen sind Arabische Pferde besonders gut geeignet. Araber vertragen hohe Temperaturen und große Luftfeuchtigkeit und wurden für Ausdauerleistungen gezüchtet. Die Geschichte der Arabischen Pferde erklärt ihren Erfolg: Jahrhunderte lang waren sie die Reittiere der Beduinen, lebten in heißem Klima, bewegten sich auf schwierigem Terrain und mussten bei knappen Rationen lange Strecken zurücklegen. Von Natur aus haben Araber unverwüstliche Beine und sind extrem ausdauernd. Weniger bekannt und extrem selten sind hingegen Achal-Tekkiner, eine Rasse die bereits länger als der Araber unter den gleichen Bedingungen und Prämissen gezüchtet wurde und wird. In Amerika haben sich daneben auch Mustangs bewährt.

Während in Amerika und Australien bei langen Ritten fast ausschließlich Araber eingesetzt werden, starten in Deutschland auch viele „untypische“ Pferderassen bei Distanzritten. So sind z. B. viele Traber, andere Vollblüter, Warmblüter, diverse Ponyrassen (darunter Shetland-Ponys, Island- und Fjordpferde, Deutsche Reitponys, Connemara- und Welsh-Ponys), sowie auch ein paar Kaltblüter auf deutscher Strecke unterwegs. Bei entsprechendem Training kann jedes Pferd über Strecken bis 80 km gehen, ob es jedoch für den Sport besonders veranlagt ist, zeigt sich erst bei höheren Distanzen.

Training

Das Training eines Distanzpferdes vom Einstieg bis hin zu einem Langstreckenrennen ist ein weiter Weg, der sich in der Regel über drei bis fünf Jahre erstreckt. Das Pferd sollte keinesfalls zu früh eingeritten werden, damit sich der Körper des Tieres erst vollständig entwickeln kann. Ein Alter von vier bis fünf Jahren gilt als angemessen.

Das Training beginnt mit langen und langsamen Ritten, bei denen vorwiegend Schritt gegangen wird, zwei bis drei Mal pro Woche zwei bis vier Stunden. Nach einigen Monaten erfolgt eine allmähliche Intensivierung mit einfließenden Trabphasen oder anspruchsvollerem Terrain, doch bleibt der Schritt zunächst Hauptgangart. Eine Teilnahme an Einführungswettbewerben kann das Training nach ein paar Monaten ergänzen. Der Winter sollte für eine längere Trainingspause genutzt werden, welche beispielsweise mit Dressur- oder Kommunikationsübungen gefüllt werden kann, allerdings sollte der Urlaubscharakter im Vordergrund stehen. Nach Wiederaufnahme des Trainings kann nun eine Steigerung des Tempos hin zu einem ausdauernden Jog erfolgen, wobei kurze und schnelle Ritte mit langen und langsamen alternieren. Etwa 40 km werden dabei als lange Runde anvisiert. Nun ist ein Start bei einem Einführungswettbewerb oder einer längeren Strecke möglich. Nach der Trainingspause wird sodann nach und nach gezielter trainiert, mit höheren Geschwindigkeiten, einfließenden Galoppphasen und anspruchsvollem Gelände, sowie Geschwindigkeitswechseln. Dabei sollten 160 km in zwei Wochen verteilt auf fünf Ritte nicht überschritten werden und das Trainingspensum etwa 10 Tage vor jedem geplanten Wettkampf auf ein Drittel heruntergefahren werden, wobei die Ritte wenigstens einen Monat auseinander liegen sollten. Daneben gibt es viel über das Pferd - seine Entwicklung, seine Schwächen und Stärken und wie was verbessert werden kann - zu lernen. Hieran gilt es auch nach der obligatorischen Pause weiter zu arbeiten.

Ausrüstung

Ausrüstung Pferd

Spezieller Sattel

Gemäß Reglement ist die Ausrüstung des Pferdes freigestellt, sie hat lediglich verkehrssicher und dem Einsatzzweck angepasst zu sein (d. h. z. B. keine atembeengende Zäumung und Hilfszügel, außer Jagdmartingal).

Sowohl Sättel mit starren, als auch solche mit flexiblen Sattelbäumen sind im Gebrauch, zunehmend auch baumlose Sättel. Der wichtigste Aspekt bei der Auswahl eines Sattelgurtes ist die Vermeidung von Druck- oder Scheuerstellen. Eine Sattelunterlage dient der Polsterung. Ein Vorderzeug verhindert, dass der Sattel beim Bergaufreiten nach hinten rutscht - ein Schweifriemen verhindert ein Verrutschen nach vorn beim Bergabreiten. Gamaschen und Bandagen sind auf den Ritten erlaubt, müssen aber für die tierärztlichen Untersuchungen und auch auf Verlangen oder Order entfernt werden.

Bei kalter Witterung und Regenwetter sind Nierendecken nützlich, die hinten am Sattel befestigt und beim Reiten auf Nierenpartie und Kruppe gelegt werden können. Bei manchen Ritten ist auch die Mitnahme einer Pferdedecke am Pferd zwingend vorgeschrieben. Das Wechseln von Decken, Gurten oder Sätteln kann auf Ritten über 80 km sinnvoll sein.

Ausrüstung Reiter

Es existiert eine Helmpflicht für alle Reiter auf internationalen Ritten gemäß FEI-Richtlinien[6] und seit 21. November 2010 für nationale Ritte in Deutschland[7]. Ansonsten ist die Ausrüstung des Reiters nach deutschem Reglement freigestellt. Erlaubt sind alle Arten von Reitstiefeln, aber auch Wander- oder Laufschuhe. Die Kleidung sollte bequem und der Witterung angepasst sein. Die Jacke sollte wasserdicht, atmungsaktiv, und für den Nichtgebrauch hinter dem Sattel klein zusammenpackbar sein.

Weitere Ausrüstungsgegenstände sind eine Wasserflasche, die am Sattel befestigt werden kann und eine Streckenkarte. Mobiltelefon, GPS, Pulsmesser (fürs Pferd) sind nützliche, aber entbehrliche technische Gegenstände.

Topo-, Reit- und Wanderkarte

Zur Orientierung im Gelände eignen sich die Wanderkarten im Maßstab 1:50.000, wie sie von den staatlichen Landestopografien in Deutschland, Österreich und der Schweiz herausgegeben werden. Von OpenStreetMap gibt es eine spezielle "Reit- und Wanderkarte" in elektronischer Form zur Benutzung auf einem GPS-Gerät. Sie enthält für den Reiter wichtige Informationen: Pferdetränken, Übernachtungsmöglichkeiten für Pferd und Reiter, Beschaffenheit der Wege, Wanderwegmarkierungen, Reiterhöfe, Hufschiede, Tierärzte und vieles mehr. Die Geländekontur wird mit Höhenkurven und Schattierungen dargestellt. Die Karte wird von den Reitern selbst erstellt, jeder kann sein Wissen einzeichnen und anderen so zur Verfügung stellen. Die Karte steht unter freier Lizenz und ist kostenlos.

Betreuer/Tross, Trosser

Betreuer bei der Massage

Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg können, insbesondere auf größeren Strecken, Betreuer bzw. auf internationalen Wettkämpfen Betreuer-Mannschaften leisten. Die Betreuer müssen sich um das Pferd und gegebenenfalls auch um den Reiter kümmern. Bei entsprechender Selbstorganisation sind erfolgreiche Starts auch ohne Helfer möglich.

Zu den Aufgaben des Betreuers zählt der Transport der Ausrüstung von Reiter und Pferd und deren Verpflegung, insbesondere mit Trinkwasser. Der Betreuer erwartet Pferd und Reiter an den durch den Veranstalter zugelassenen Trosspunkten und ist während der festgelegten Pausen (bei längeren Distanzen ca. vierzig Minuten) für die Versorgung des Pferdes zuständig, z. B. für Absatteln, Kühlen (z. B. Abschwämmen), Füttern und Tränken. Ist der Puls über 64, kann das Pferd solange mit Wasser gekühlt werden bis der Grenzwert unterschritten ist.

Organisation

Als internationaler Dachverband des Distanzreitens fungiert die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI).

In der Schweiz werden Wettbewerbe im Distanzreiten vorwiegend von privaten Veranstaltern sowie den beiden nationalen Vereinen Distanzreitverein Endurance sowie Swiss Endurance organisiert und geleitet. Das Leitungsteam Endurance (LTE) trägt im Auftrag des Schweizerischen Verbandes für Pferdesport (SVPS) die Verantwortung für die Disziplin Endurance. Seine Aufgaben sind im Organisationsreglement des SVPS geregelt. Das LTE ist Bindeglied zwischen dem SVPS und den Sportlern in sportlichen Belangen.

In Deutschland werden Wettbewerbe im Distanzreiten vom Verein Deutscher Distanzreiter und -fahrer (VDD) geregelt, der der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) angeschlossen ist und ca. 2000 Mitglieder hat. In Österreich wird die Disziplin durch den Bundesfachverband für Reiten und Fahren in Österreich (FENA) bzw. den Verein Österreichischer Distanzreiter (VÖD) vertreten.

Wettbewerbe und Meisterschaften

Von der FEI werden Welt- und Europameisterschaften sowie Nationenpreise ausgetragen. 1998 und 2005 waren die Vereinigten Arabischen Emirate Gastgeber der Weltmeisterschaften im Distanzreiten. 2006 fand die Weltmeisterschaft im Rahmen der WEGs in Aachen statt. Bei den Weltreiterspielen 2010 in Kentucky errang das deutsche Team die Bronzemedaille. Seit Jahren gibt es Bestrebungen, das Distanzreiten zu einer Olympischen Disziplin zu machen. Es gilt aber als wenig wahrscheinlich, dass das IOC eine weitere Reitsportdisziplin aufnehmen wird.

Siehe auch

Literatur

  • Cornelia Koller: „Abenteuer Distanzreiten - Die Herausforderung für Pferd und Reiter“. Cadmos (2002) – ISBN 3861273683

Weblinks

 Commons: Distanzreiten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. VDD: Reglement für Distanzreiten und –fahren, Seite 2. Abruf: 17. Dezember 2010
  2. VDD: Reglement für Distanzreiten und –fahren, Seite 14–15. Abruf: 17. Dezember 2010
  3. VDD: Reglement für Distanzreiten und –fahren, Seite 6–11. Abruf: 17. Dezember 2010
  4. VDD: Reglement für Distanzreiten und –fahren, Seite 3. Abruf: 17. Dezember 2010
  5. VDD: Reglement für Distanzreiten und –fahren, Seite 3. Abruf: 17. Dezember 2010
  6. VDD: Rules For Endurrance Events 7th edition, effective 1st January 2009 Updated 1st of January 2011, Seite 7 Article 809 – DRESS CODE Absatz 809.1
  7. VDD: Reglement für Distanzreiten und –fahren, Seite 3 Kapitel 2.6. Abruf: 10. Oktober 2011

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