Djacenko

Djacenko

Boris Djacenko (* 10. September 1917 in Riga; † 14. April 1975 in Berlin; Pseudonym: Peter Addams) war ein deutscher Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Boris Djacenko war gebürtiger Lette. Er besuchte ein Gymnasium in Riga. Seine Opposition zum autoritären Regime Kārtis Ulmanis´ führte dazu, dass er der Schule verwiesen wurde. Er arbeitete als Matrose und in der Lachsfischerei, daneben studierte er als Externer Philosophie an der Universität Riga und verfasste seinen ersten, unveröffentlichten Roman "Glühende Asche" über die Russische Revolution von 1905. Wegen seiner linken politischen Einstellung wurde er von der Universität exmatrikuliert. Vor einer drohenden Verhaftung floh Djacenko Anfang 1939 als blinder Passagier nach Rotterdam; über verschiedene europäische Länder und Nordafrika gelangte er nach Paris, wo er 1940 wegen kommunistischer Untergrundarbeit verhaftet und im französischen Lager Le Vernet interniert wurde. Nach der Niederlage Frankreichs wurde er als Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich deportiert. Dort vereitelte 1941 der Beginn des deutschen Russlandfeldzugs einen Fluchtversuch Djacenkos in seine lettische Heimat. Er wurde verhaftet und saß in Flensburg im Gefängnis, aus dem er erneut floh. Diesmal tauchte er in Berlin unter, wo er als Koch, Kellner und Bühnenarbeiter tätig war und sich einer Widerstandsgruppe von Zwangsarbeitern anschloss. Beim Einmarsch der Roten Armee in Berlin arbeitete er mit sowjetischen Stellen zusammen; zeitweise war er kommissarischer Bürgermeister von Töplitz. Seit Beginn der Fünfzigerjahre lebte er als freier Schriftsteller in Ost-Berlin.

Boris Djacenko verfasste Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Er galt als ebenso fantasievoller wie linientreuer Erzähler, der für die Handlungen seiner Werke häufig auf Erlebnisse aus seinem bewegten Leben zurückgriff. Zum Konflikt mit der Führung der SED, der Djacenko angehörte, kam es 1958 anlässlich der geplanten Veröffentlichung des Fortsetzungsbandes zu seinem Roman "Herz und Asche" von 1954. Während dieser die Widerstandsbewegung gegen den deutschen Faschismus während des Zweiten Weltkriegs zum Thema hat, enthielt der Fortsetzungsband die Schilderung des Einmarschs der Roten Armee in Deutschland und brach in einer Szene mit dem in der DDR geltenden Tabu, die Vergewaltigung deutscher Frauen durch Rotarmisten im Jahre 1945 zu thematisieren. Nach Intervention der Kulturabteilung des Zentralkomitees der SED durfte das Buch nicht erscheinen; der laufende Vorabdruck in der "Neuen Berliner Illustrierten" wurde gestoppt. Djacenko verlegte sich in den folgenden Jahren aufs Verfassen von Kriminalromanen, die unter dem Pseudonym "Peter Addams" erschienen.

Werke

  • Menschen an der Grenze, Berlin 1950
  • Dschungel, Berlin 1951
  • Wie der Mensch Gesicht bekam, Berlin 1952
  • Das gelbe Kreuz und andere Novellen, Berlin 1953
  • Der Schwalbenkonstrukteur, Berlin 1953
  • Herz und Asche, Berlin 1954
  • Der Hirte Costas, Berlin 1954
  • Die Frau im dritten Stock links, Berlin 1955
  • Die Khmer-Kette, Berlin 1955
  • Der Weg in die Wälder, Berlin 1955
  • Wölfe, Berlin 1955
  • Pseudonym: Unteroffizier Bronn, Berlin 1956
  • Die Verschwörer der Königsgasse, Berlin 1958
  • Aufruhr in der Königsgasse, Halle (Saale) 1959
  • Und sie liebten sich doch, Halle (Saale) 1960
  • Doch unterm Rock der Teufel, Berlin 1964
  • Das geborgte Gesicht, Berlin 1964 (unter dem Namen Peter Addams)
  • Nacht über Paris, Halle (Saale) 1965
  • Die enthauptete Mona Lisa, Berlin 1966 (unter dem Namen Peter Addams)
  • Engel für zehn Shilling, Berlin 1967 (unter dem Namen Peter Addams)
  • Diamant im Storchennest, Halle (Saale) 1969 (unter dem Namen Peter Addams)
  • Anruf in der Nacht, Halle (Saale) 1973
  • Angriff der Sonnenblumen, Berlin 1974
  • Mord im Schloß, Berlin 1974 (unter dem Namen Peter Addams)

Übersetzungen

  • I. Karnauchova: Die feuerrote Blume, Berlin 1952
  • Anna Sakse: Feld ohne Grenzstein, Berlin 1949

Literatur

  • Werner Liersch: "Unerwünschte Vergewaltigungen. Der Fall Djacenko". In: Berliner Zeitung, 25. Januar 2003. Online-Version

Weblinks


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