Dmanissi

Dmanissi
Dmanissi
დმანისი
Staat: GeorgienGeorgien Georgien
Region: Niederkartlien
Koordinaten: 41° 19′ N, 44° 21′ O41.31666666666744.351171Koordinaten: 41° 19′ N, 44° 21′ O
Höhe: 1.171 m. ü. M.
 
Zeitzone: Georgian Time (UTC+4)
Dmanissi (Georgien)
Dmanissi
Dmanissi

Dmanissi (georgisch დმანისი) ist eine Stadt im südlichen Georgien in der Region Niederkartlien, die etwa 85 km südwestlich der Hauptstadt Tiflis liegt. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt im 12. Jahrhundert. Weltweit bekannt wurde der Ort durch die seit 1991 gefundenen, 1,8 Millionen Jahre alten homininen Fossilien von Dmanissi. Es gibt Bemühungen, die Ausgrabungsstätte als Kulturdenkmal in die Liste des UNESCO-Welterbe aufnehmen zu lassen. Dmanissi ist Verwaltungssitz des Rajon Dmanissi.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Dmanissi befindet sich vor der Dschawacheti-Gebirgskette auf 41°19’ nördlicher Breite und 44°21’ östlicher Länge auf einem Plateau an der Mündung des Flusses Pinesauri in den Fluss Maschawera, 1171 m ü.NN. Sie liegt nahe dem Dorf Patara Dmanissi.

Geschichte

Ausgrabungen in Dmanissi, 2007

Der historische Name des Gebietes um Dmanissi war Baschkitscheti. Die Stadt Dmanissi war eine von Christen bewohnte Stadt, die an der alten Seidenstraße zwischen Byzanz und Handelszentren in Armenien und Persien lag. Sie wurde spätestens im 5. Jahrhundert angelegt und war von einer Festungsanlage geschützt.

Unter den mittelalterlichen Ruinen wurden inzwischen auch die Überreste eine bronzezeitlichen Siedlung entdeckt.

Bedeutung

Hauptartikel: Hominine Fossilien von Dmanissi
Der Schädel D2282 (Rekonstruktion)

Das Dmanissi-Plateau war bereits vor 1991 durch tausende von Tierfossilien bekannt, die als Leitfossilien für das „Obere Villanium“ in Zentraleuropa dienten, einer Epoche vor 2,5 bis 1,3 Millionen Jahren. Seit 1991 wurde das Plateau durch paläontologische Funde berühmt, bei denen auf einer Fundfläche von nur 150 Quadratmetern bis heute über 50 Körperskelettteile und steinerne Artefakte entdeckt wurden, die sich auf ein Alter von 1,75 Millionen Jahre datieren lassen.

2001 gruben Wissenschaftler der Georgischen Akademie der Wissenschaften und des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz, den Schädel eines 1,8 Millionen Jahre alten Frühmenschen aus. Es handelte sich um den bisher ältesten gesicherten Fund eines Gattung Homo außerhalb des afrikanischen Kontinents. Die Diskussion, ob es sich um einen frühen Homo erectus, um einen späten Homo habilis oder gar um eine neue Art (Homo georgicus) handelt, ist noch nicht abgeschlossen. Grabungsleiter war zunächst Prof. Léo Gabounia und nach dessen Tod einer seiner Schüler, der Generaldirektor des Georgischen Nationalmuseums, David Lordkipanidze.

2005 wurden in Dmanissi weitere Schädel gefunden, darunter ein Schädel und ein Unterkiefer, dessen Besitzer noch zu Lebzeiten keine Zähne mehr hatte und schwer erkrankt war. Die Forscher nehmen an, dass dieses Individuum nur infolge Pflege durch andere überleben konnte. Dies sind die ältesten Indizien für ein derartiges soziales Verhalten früher Menschen. Bis dahin wurde das früheste Auftreten dieser Form von Sozialverhalten dem Neandertaler zugesprochen.

Dawit Lordkipanidse bemüht sich seit geraumer Zeit darum, dass die Ausgrabungsstätte Dmanissi, von der bisher nur ca. fünf Prozent untersucht wurde, als UNESCO-Welterbe anerkannt wird. Im September 2009 wurden wichtige Teile der Grabungsflächen durch eine moderne Holz-/Stahl-Konstruktion überdacht und unter dieser zugleich Beobachtungsbereiche für Besucher eingerichtet.[1] Auch benachbarte, bronzezeitliche und mittelalterliche Ausgrabungsflächen wurden durch Bohlenwege für Besucher zugänglich gemacht. Geplant ist ferner ein Besucherzentrum.

Museum

1989 wurde eine Filiale des Georgischen Nationalmuseums eingerichtet, das die Ausgrabungen erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich machen soll. Es präsentiert eine Sammlung mittelalterlicher Keramik, Gläser, Metallarbeiten und Münzen. Die in Dmanissi gefundenen prähistorischen Gebeine von Tieren und Menschen werden im Staatlichen Simon-Dschanaschia-Museum in Tiflis gezeigt.

Literatur

  • Gerhard Bosinski, David Lordkipanidze, Konrad Weidemann: Der altpaläolithische Fundplatz Dmanisi (Georgien, Kaukasus). In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Bonn. 42, 1995, ISSN 0076-2741, S. 21–203.
  • L. K. Gabunia et al.: Neue Hominidenfunde des altpaläolithischen Fundplatzes Dmanisi (Georgien, Kaukasus) im Kontext aktueller Grabungsergebnisse. In: Archäologisches Korrespondenzblatt. 29, 1999, S. 451–488.
  • Gabunia, L. K. et al. (2000): A. Earliest Pleistocene Hominid Cranial Remains from Dmanisi, Republic of Georgia: Taxonomy, Geological Setting, and Age. Science 288, 1019–1025.
  • L. K. Gabunia et al.: Neue Urmenschenfunde von Dmanisi (Ost-Georgien). In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. 46, 2000, S. 23–38.
  • L. K. Gabunia et al.: Découverte d'un nouvel hominid à Dmanissi (Transcaucasie, Géorgie). In: Comptesrendus de l’Académie des sciences Paris. Palevol 1, 2002, S. 243–253.
  • T. Garcia: Cadres stratigraphique, magnétostratigraphique et géochronologique des hominidés fossiles du site de Dmanisi en Géorgie. Muséum national d'histoire naturelle, Paris 2004.
  • A. Vekua et al.: A New Skull of Early Homo from Dmanisi, Georgia. In: Nature. 297, 2002, S. 85–89.

Einzelnachweise

  1. Katharina Barnes: Georgia's fossils on view. Nature, Band 463, 2010, S. 162

Weblinks


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