Dom Pedro I

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Simplício de Sá: Kaiser Peter I. von Brasilien, König Peter IV. von Portugal

Peter I. (port. Dom Pedro I) (* 12. Oktober 1798 in Queluz; † 24. September 1834 ebenda) war von 1822 bis 1831 Kaiser von Brasilien und unter dem Namen Peter IV. 1826 König von Portugal. Er stammte aus dem Haus Braganza.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter I. war der zweite Sohn von Johann VI. von Portugal und dessen Gemahlin Charlotte Johanna.

Flucht nach Brasilien

1807 wurde Portugal von französischen Truppen besetzt. Napoleon wollte das Land so für seine Weigerung bestrafen, an der Kontinentalsperre gegen England teilzunehmen. Der neunjährige Peter floh daraufhin mit dem Rest der königlichen Familie nach Brasilien, Rio de Janeiro wurde zur neuen Residenzstadt. Er sollte Portugal erst 1832, also nach 24jähriger Abwesenheit, wieder betreten.

1815 wurde Brasilien durch einen Beschluss des Wiener Kongresses zu einem eigenen Königreich gemacht, mit Portugal durch Personalunion verbunden. Damit endete für Brasilien der Kolonialstatus. Peters Großmutter, Königin Maria I., erhielt so neben ihren portugiesischen Titeln auch noch die Würde einer Königin von Brasilien. 1816 starb Maria I., und ihr Sohn Johann VI. bestieg den portugiesischen und den brasilianischen Thron. Peter wurde daraufhin in beiden Reichen Thronfolger.

In Portugal hatten inzwischen britische Truppen die französische Besatzung beendet. Da der König aber zunächst nicht nach Portugal zurückkehren wollte, wurde das Land von dem britischen Oberbefehlshaber William Carr Beresford als Militärdiktator regiert. 1821 kam es in Portugal zur liberalen Revolution. Beresford wurde gestürzt, eine liberale Verfassung verkündet, der König vom Parlament (den Cortes) ultimativ zur Rückkehr aufgefordert.

Schweren Herzens entschloss sich Johann VI., Brasilien zu verlassen und nach Portugal zurückzukehren. Auch Peters Mutter, Königin Charlotte Johanna und sein jüngerer Bruder Prinz Michael verließen Brasilien. Peter dagegen blieb in Rio de Janeiro und wurde von seinem Vater zum Regenten in Brasilien ernannt.

Die portugiesischen Cortes waren allerdings mit diesem Arrangement nicht einverstanden. Dort gab es Bestrebungen, für Brasilien wieder den Kolonialstatus einzuführen, und auch den Kronprinzen zur Rückkehr nach Portugal zu veranlassen.

Krönung des Kaisers Peter I. 1822 (Aquarell von Jean-Baptiste Debret)

Gründung des Kaiserreichs Brasilien

Peter rief deshalb am 7. September 1822 während einer Reise nach São Paulo in der Nähe des Flüsschens Ipiranga mit einem dramatischen „Unabhängigkeit oder Tod“ (Indepêndencia ou morte!), der als „Ruf vom Ipiranga“ (o grito do Ipiranga) in die Geschichte einging, die brasilianische Unabhängigkeit aus. Aus Kronprinz Peter von Portugal wurde so am 1. Dezember 1822 Kaiser Peter I. von Brasilien.

Einiges deutet allerdings darauf hin, dass dieser Schritt vorher mit seinem Vater, dem portugiesischen König, abgesprochen war. Durch Lateinamerika ging zu diesem Zeitpunkt eine dramatische revolutionäre Bewegung, die Brasilien benachbarten spanischen Kolonien erklärten reihenweise ihre Unabhängigkeit und wurden zu Republiken (vgl. Simón Bolívar). Der portugiesische König befürchtete wohl zu recht, dass wenn die Cortes ihren Willen durchsetzen und Brasilien wieder zur Kolonie erklären würden, das Ergebnis eine ähnliche Entwicklung in Brasilien sein würde. In der Unabhängigkeit wurde also eine Möglichkeit gesehen, Brasilien, die reichste portugiesische Kolonie, für das Haus Braganza zu bewahren. Auch war die Unabhängigkeit die eleganteste Möglichkeit, das Land dem Einfluss des portugiesischen Parlaments vollkommen zu entziehen. Zwar konnte der portugiesische König die Unabhängigkeit des Landes nicht sofort anerkennen - dies geschah erst 1825 - aber er bestrafte seinen Sohn auch nicht, insbesondere entzog er ihm nicht das Thronfolgerecht in Portugal.

Dort war es 1824 zu dramatischen Entwicklungen gekommen. Konservative Kräfte unter Führung der Königin und des Prinzen Michael versuchten, das Ergebnis der liberalen Revolution rückgängig zu machen und den Absolutismus wieder einzuführen. Da der König diesen Bestrebungen ablehnend gegenüberstand, wurde er von seiner Frau und seinem Sohn praktisch als Gefangener gehalten. Er konnte jedoch schließlich entkommen und mit britischer Hilfe die Regierung wieder übernehmen. Peters Bruder Michael wurde ins Exil nach Wien gezwungen.

Thronbesteigung und Abdankung

König Johann VI. starb 1826. Peter bestieg daraufhin als Peter IV. auch den portugiesischen Thron. Er weigerte sich allerdings, Brasilien zu verlassen und nach Portugal zurückzukehren. Portugal wurde deshalb zunächst von einer Regentschaft unter seiner Schwester Elisabeth (Isabel) Maria regiert. Seit dem Aufstand von 1824 hatte Portugal keine Verfassung mehr, da die liberale Verfassung des Jahres 1821 noch von Johann VI. widerrufen wurde. Peter gab dem Land daraufhin 1826 eine neue Verfassung, die so genannte Charta. Die portugiesische Regentin und die sie umgebenden Politiker waren allerdings absolutistisch eingestellt und fanden, dass das Land sehr gut auch ohne Verfassung auskäme. Sie versuchten deshalb, das Inkrafttreten der Charta zu verhindern. Erst das beherzte Eingreifen des späteren Herzogs von Saldanha führte schließlich dazu, dass die Charta in Portugal in Kraft treten konnte.

Das kaiserlich brasilianische Wappen

Peter IV. gelang es nicht, seine beiden Reiche wieder zu vereinen. Er scheiterte nach kurzer Zeit an der Unmöglichkeit, Brasilien und Portugal gleichzeitig zu regieren. In Portugal war man nicht mehr gewillt, erneut einen König, der nicht im Lande residierte, zu ertragen. In Brasilien dagegen wurde die Kritik daran, dass der Kaiser mehr und mehr Energie zur Lösung der portugiesischen Probleme aufwendete, immer lauter. Der Monarch musste sich schließlich zwischen Brasilien und Portugal entscheiden, und er entschied sich für Brasilien. So dankte er im Mai 1826 nach nur zwei Monaten Regierung in Portugal ab.

Vorher regelte er allerdings noch die Nachfolge in seinem Sinne: In Portugal sollte ihm seine älteste Tochter Maria II. auf den Thron folgen, in Brasilien dagegen nach seinem Tod einer seiner Söhne. Da es offensichtlich war, dass seine Schwester Elisabeth Maria mit der Regentschaft in Portugal überfordert war, setzte er seinen Bruder Michael, der sich seit 1824 im Exil in Wien befand, zum Regenten für seine noch minderjährige Tochter ein. Er plante, dass sein Bruder später, wenn Maria älter wäre, diese heiraten sollte, so dass sie dann gemeinsam Portugal regieren könnten. So sollten die beiden verfeindeten Linien des Hauses Braganza wieder zusammengeführt werden.

In Wien wurde sogar bereits eine Stellvertreterhochzeit durchgeführt. Maria, die sich bis dahin am Hof ihres Vaters in Rio de Janeiro aufgehalten hatte, reiste nach Wien, wo sie am kaiserlichen Hof ihre Erziehung beenden sollte. Michael dagegen reiste, nachdem er seinem Bruder und seiner Nichte als Königin sowie der Verfassungscharta die Treue geschworen hatte, nach Lissabon, wo er von Elisabeth Maria die Regentschaft übernahm.

Krieg der zwei Brüder

Allerdings hatte Peter die Rechnung ohne seinen Bruder gemacht: Sobald Michael in Lissabon angekommen war, widerrief dieser die getroffenen Absprachen. Er verbündete sich mit den reaktionären Kreisen um Elisabeth Maria, löste das neue Zweikammerparlament auf, berief traditionelle Cortes (Rat der drei Stände, Conselho dos três Estados) ein, und ließ sich von diesen als Michael I. zum König ausrufen (1828). Damit wurde die rechtmäßige Königin, seine minderjährige Nichte und Braut Maria II., für die er die Regierung hätte führen sollen, abgesetzt. Die legalistische Begründung dieses Coups war, dass Peter IV., als er sich 1822 zum Kaiser von Brasilien ausrufen ließ, zum ausländischen Monarchen geworden war (Johann VI. hatte im Jahr vor seinem Tod die brasilianische Unabhängigkeit schließlich doch anerkannt) und deshalb für sich und seine Nachkommen aller Ansprüche auf den portugiesischen Thron verlustig gegangen sei.

Peter war nicht bereit, den Vertrauensbruch seines jüngeren Bruders hinzunehmen und wollte seiner Tochter den portugiesischen Thron erhalten. So begann der „Krieg der zwei Brüder“ oder Miguelistenkrieg (1832–1834).

In Brasilien hatte Peter mit zunehmenden innenpolitischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Auch kritisierte man dort stark die Einmischung des Kaisers in die portugiesischen Schwierigkeiten. Peter I. dankte deshalb 1831 zugunsten seines Sohns Peter II. in Brasilien als Kaiser ab, um sich ganz den portugiesischen Problemen widmen zu können. Er nahm den Titel eines Herzogs von Braganza und Regenten von Portugal (für seine Tochter Maria II.) an und reiste nach Frankreich, wo ihn der neue König Ludwig Philipp (der Bürgerkönig) uneingeschränkt unterstützte.

Auf den Azoren hatte inzwischen der spätere Herzog von Terceira eine Flotte Michaels geschlagen, so dass dieser Teil Portugals außerhalb Michaels Einflussbereich blieb. Peter landete am 3. März 1832 auf den Azoren und betrat damit zum ersten Mal seit 1807, als er als Zehnjähriger zusammen mit seinem Vater vor den Truppen Napoleons nach Brasilien geflohen war, wieder portugiesischen Boden. Dort stellte er ein eigenes Heer zusammen, mit dem er noch im gleichen Jahr das portugiesische Festland betrat.

Es gelang ihm, Michael bis 1834 vernichtend zu schlagen. Dieser musste daraufhin erneut ins Exil nach Österreich. Königin Maria II. war bereits 1833 nach Lissabon zurückgekehrt, wo sie begeistert empfangen worden war.

Peter war somit erneut Regent Portugals, Maria II. wieder Königin. Über Versuche Peters, mit seinem Bruder zu einem Ausgleich zu kommen und diesem den Titel eines königlichen Infanten von Portugal zu belassen und eine angemessene Apanage im Ausland zu zahlen, kam es allerdings zu einem Zerwürfnis mit den neu einberufenen Cortes, die in Erinnerung der Grausamkeiten, die Michael während seiner Herrschaft in Portugal begangen hatte, nicht bereit waren, dem Ex-König entgegenzukommen. Peter, bereits todkrank, zog sich daraufhin resigniert aus der portugiesischen Politik zurück. Seine Tochter wurde von den Cortes für volljährig erklärt, so dass seine Regentschaft auch offiziell endete. Kurze Zeit später starb Peter in Lissabon.

Nach seinem Tod wurden seine sterblichen Überreste nach Brasilien zurückgebracht, sie ruhen heute in einer Krypta unter dem Unabhängigkeitsdenkmal in Ipiranga, einem Vorort von São Paulo.

Orden

Familie

Erste Ehe

Am 5. November 1817 heiratete er in erster Ehe in Rio de Janeiro Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich (* 22. Januar 1797; † 11. Dezember 1826), eine Tochter des römisch-deutschen Kaisers Franz II. (= Franz I. von Österreich) und der Maria Theresia von beiden Sizilien. Die Ehe verlief für die Erzherzogin nicht glücklich, da Peter offen seine Geliebte seiner Frau vorzog.

Aus der Ehe stammen folgende Kinder:

Hochzeit von Peter I. und Amélie de Beauharnais 1829 (Aquarell von Jean Baptiste Debret)

Zweite Ehe

In zweiter Ehe vermählte er sich am 17. Oktober 1829 mit Prinzessin Amalie von Leuchtenberg (* 31. Juli 1812; † 26. Januar 1873), einer Tochter von Eugène de Beauharnais, eines Stiefsohns Napoleons.

Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor:

Uneheliche Nachfahren

Zudem war er Vater folgender unehelicher Kinder mit Domitília de Castro Canto e Melo:

  • Isabel Maria (* 23. Mai 1824; † 3. November 1898)
  • Peter (* Dezember 1825; † Frühjahr 1826)
  • Maria Isabel (* 13. August 1827; † 25. Oktober 1828)
  • Maria Isabel II. (* 1830; † 1896)


Literatur

  • Bernecker, Walther L., Pietschmann, Horst u. Zoller, Rüdiger, Eine kleine Geschichte Brasiliens, Frankfurt a.M. 2000.
  • Calmon, Pedro, Historia do Brasil, vol. 4/5, Rio 1959.
  • Carvalho, Delgado de, Historia diplomatica do Brasil, Sao Paulo 1959.
  • Edmundson, George, Brazil and Portugal, in: The Cambridge Modern History, vol. X, Cambridge 1907.
  • Handelmann, Heinrich, Geschichte von Brasilien, Berlin 1860.
  • Lima, Manuel de Oliveira, Dom Pedro e Dom Miguel. A querela da successao (1826-1828), Sao Paulo 1927.
  • Ribeiro, Joao, Historia do Brasil, Rio 1964.
  • Wöhlcke, Manfred, 500 Jahre Brasilien. Die Entstehung einer Nation, Strasshof 2000.



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