Donjuanismus

Donjuanismus
Klassifikation nach ICD-10
F52.7 Gesteigertes sexuelles Verlangen
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
Tuschezeichnung eines griechischen Satyr

Als Satyriasis (benannt nach den Satyrn der griechischen Mythologie) später Donjuanismus (nach der Figur Don Juans) wird in der Medizin und Psychologie ein krankhaft gesteigerter männlicher Geschlechtstrieb bezeichnet. Der Ausdruck gilt heute als veraltet.

Mitte des 19. Jahrhunderts ging man davon aus, dass die Übersteigerung sowohl durch eine erbliche Veranlagung als auch unter anderem durch Müßiggang, Onanie und eine sitzende Lebensweise verursacht werden konnte. Behandlungsvorschläge umfassten neben kalten Bädern, säuerlichen Getränken, schwerer körperlicher Arbeit und die Besinnung auf moralische Werte in schweren Fällen auch die Kastration.[1] Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff des Donjuanismus geprägt, anfangs verwendet als Beschreibung eines psychologischen Typus, der aus Bindungsangst häufig den Sexualpartner wechselt. Ab dem frühen 20. Jahrhundert entsteht das dazu gehörige Adjektiv „donjuanesk“, das krankhafte Verhalten wird als „Donjuanismus“ bezeichnet.[2]

Es handelt sich beim Begriff der Satyriasis um das männliche Gegenstück zum ebenfalls nicht mehr klinisch angewandten Begriff der Nymphomanie oder „Mannstollheit“ der Frau, der heute der Nummer F52.7 als „Gesteigertes sexuelles Verlangen“ bzw. als Satyriasis (Mann) oder Nymphomanie (Frau) in der „Internationalen statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ der Weltgesundheitsorganisation gelistet wird. Auch der neutralere Begriff Hypersexualität, der mit „Sexsucht“ gleichgesetzt wird, wird heute oft abgelehnt, da eine Quantifizierung von sexuellen Motivationen und sexuellem Empfinden ebenso wenig wie die Anzahl der Partnerwechsel (vgl. Promiskuität) als alleinige Grundlage für eine soziale Norm individuellen Handelns im Bereich der Sexualität herangezogen werden sollte, obwohl sich diese als Indikator für eine eventuelle krankhafte Veränderung der sexuellen Appetenz bewährt haben.[3]

Einzelnachweise

  1. Busch, Dieffenbach, Hecker, Horn, Link, Müller (Hrsg.): Encyclopädisches Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften. 30., Veit et Comp., Berlin 1843, S. 104 -- 112. 
  2. Hans Schulz, Otto Basler, Gerhard Strauss, Elke Donalies; Institut für deutsche Sprache (Hrsg.): Deutsches Fremdwörterbuch. 4. Auflage. Walter de Gruyter, 1995, ISBN 3110162350, S. 856/857. 
  3. Christian Schulte-Cloos: Sexualität und Sucht

Literatur

  • Carnes, Patrick: Zerstörerische Lust. München, 1987
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