- Douglas Sirk
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Douglas Sirk (* 26. April 1897 in Hamburg; † 14. Januar 1987 in Lugano, Schweiz; bürgerlich Hans Detlef Sierck) war ein erfolgreicher Bühnenregisseur, dann Filmregisseur der Ufa und später in Hollywood.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Deutschland
Detlef Sierck wuchs als Sohn dänischer Eltern in Hamburg auf. Nach dem Abitur wurde er Soldat bei der Reichsmarine. Ab 1917 studierte er Rechtswissenschaft an verschiedenen Universitäten und arbeitete nach dem Abschluss zunächst als Redakteur bei der Neuen Hamburger Zeitung. Ab 1920/21 war er Hilfsdramaturg am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Nach weiteren Engagements war er von 1929 bis 1935 Intendant des Alten Theaters. Obwohl als Gegner der Nationalsozialisten bekannt, erhielt er 1934 von der Ufa, die nach der Abwanderung vieler namhafter Künstler gute Regisseure suchte, einen Vertrag als Regisseur. 1935 drehte er seinen ersten Film und war in den darauf folgenden Jahren verantwortlich für den Aufstieg von Zarah Leander. Sein größter Erfolg in Deutschland war der Film Schlußakkord. 1937 entschied er sich für das Exil und ging zunächst nach Frankreich, um dann in die USA überzusiedeln. Seinen Sohn aus erster Ehe mit der Schauspielerin Lydia Brinken († 1947), den Schauspieler Klaus Detlef Sierck, konnte er nicht überzeugen mitzukommen. Dieser drehte noch einige Filme in Deutschland und fiel 1944 als Soldat der Wehrmacht in der Ukraine. In zweiter Ehe war Sierck mit Hilde Jary (1899–1989) verheiratet. Seine Entscheidung fürs Exil beruhte auch auf den Schwierigkeiten, die er dieser Ehe wegen in Deutschland hatte.
USA
In Hollywood, wo er sich in Douglas Sirk umbenannte, versuchte er sich zunächst als Drehbuchautor. Erst 1943 gab das Filmstudio MGM ihm den ersten Regieauftrag. Sein erster Film in Hollywood war der Anti-Nazi-Film Hitler's Madman, ein Film über Reinhard Heydrich. Er gewann an Reputation mit dem elegant inszenierten Melodrama Summer Storm von 1944, das auf einem Stück von Anton Tschechow basierte. Die Kritiker lobten die intelligente Umsetzung der Vorlage und besonders die sensible Führung der Schauspieler, darunter Linda Darnell in ihrer bislang besten Rolle. 1948 wurde er von Claudette Colbert persönlich ausgewählt, Regie bei dem film-noir Streifen Sleep, My Love zu führen, in dessen Verlauf Don Ameche versucht, Colbert als ahnungslose Ehefrau in den Wahnsinn zu treiben. Erneut vermochte Sirk die mitunter unlogischen Brüche der Vorlage in eine kompakt inszenierte Handlung zu integrieren.
1949 kehrte Sirk für kurze Zeit nach Deutschland zurück, doch fand er keine passende Umgebung für seine kreativen Impulse und ging bald zurück nach Hollywood, wo er schließlich bei Universal Pictures seine neue künstlerische Heimat fand. In den 1950er Jahren entwickelte er sich zu einem der erfolgreichsten Regisseure von Melodramen, die zu seinem Markenzeichen wurden. Gemeinsam mit dem Produzenten Ross Hunter drehte er ab 1953 einige der stilvollsten Filme des Genres, oft als Remakes von alten Universal-Klassikern. Nach einigen kleineren Filmen fand er mit All I Desire, der das Schicksal einer Frau mit dubioser Vergangenheit (Barbara Stanwyck) schildert, zu seiner eigentlichen Formsprache als Regisseur. In seinen Filmen kämpft das Individuum um einen Platz für seine Gefühle gegen die konformistischen und restriktiven Verhaltenskodices der Gesellschaft.
In Jane Wyman fand Sirk seine ideale Darstellerin für gefühlvoll geschilderte Frauenschicksale. Die beiden Filme Magnificent Obession von 1954 und All That Heaven Allows von 1955 waren erfolgreich an der Kinokasse und fanden wohlwollende Aufnahme seitens der Kritiker. Daneben sorgen sie für den Aufstieg von Rock Hudson zum Topstar des Studios, der unter Sirks Regie seine besten darstellerischen Leistungen erbrachte. In den Folgejahren drehte Sirk mit Written on the Wind, Battle Hymn, The Tarnished Angels und A Time To Love and a Time to Die einige der besten Filme des Genres überhaupt. Besonders mit A Time to Love and a Time to Die, der einfühlsamen Adaption des gleichnamigen Romans von Erich Maria Remarque mit Liselotte Pulver, gewann Sirk den besonderen Respekt von Jean-Luc Godard und François Truffaut, die sich begeistert zeigten von dem innovativen Einsatz neuer Techniken wie Cinemascope und Technicolor für die Schilderung auch sensibler und intimer Momente.
1959 drehte Sirk mit Imitation of Life (dem Remake des gleichnamigen Films von 1934) mit Lana Turner und Sandra Dee in den Hauptrollen seinen letzten und finanziell erfolgreichsten Film. Der Streifen bot eine zurückhaltende Studie über Rassenvorurteile und die Unfähigkeit, Gefühle und Karriere zu vereinen. Juanita Moore wurde für ihre Darstellung einer aufopferungsvollen Mutter für einen Oscar nominiert.
Schweiz
Kurze Zeit später zog Douglas Sirk sich ins Privatleben nach Lugano zurück. Er unterrichtete von 1974 bis 1978 als Gastdozent an der Hochschule für Fernsehen und Film München, wo Rainer Werner Fassbinder einen seiner Kurse besuchte. Die Wiederentdeckung seines von der zeitgenössischen Kritik unterschätzten Werks durch junge Cineasten war für ihn eine Genugtuung. 1978 erhielt er für sein Lebenswerk den Deutschen Filmpreis und 1986 den Bayerischen Filmpreis.
Würdigung
Sirk gehört zu den heute am meisten geschätzten Regisseuren der 1950er Jahre. Rainer Werner Fassbinder äußerte sich teilweise ekstatisch über die filmischen Qualitäten von Sirk und gab stets unumwunden zu, von seinem Werk beeinflusst worden zu sein. Auch Pedro Almodóvar zählt ihn zu seinen Vorbildern.
Filmografie
- 1935: April, April
- 1935: Stützen der Gesellschaft
- 1935: Das Mädchen vom Moorhof
- 1936: T'was één april (Co-Regie mit Jaques van Tol)
- 1936: Schlußakkord
- 1936: Das Hofkonzert
- 1937: Zu neuen Ufern
- 1937: La Habanera
- 1943: Hitler's Madman
- 1944: Sommerstürme (Summerstorm)
- 1946: Ein eleganter Gauner (A Scandal in Paris)
- 1947: Angelockt (Lured)
- 1947: Schlingen der Angst (Sleep, My Love)
- 1948: Unerschütterliche Liebe (Shockproof)
- 1948: Leicht französisch (Slightly French)
- 1951: Beichte eines Arztes – Die erste Legion (The First Legion)
- 1951: Schwester Maria Bonaventura (Thunder on the Hill)
- 1951: Ein Wochenende mit Papa (Week-End with Father)
- 1951: Hat jemand meine Braut gesehen? (Has Anybody Seen My Girl?)
- 1952: Eine abenteuerliche Frau (Take me to Town)
- 1952: Spielschulden (The Lady Pays Off)
- 1952: No Room for the Groom
- 1953: Taza, der Sohn des Cochise (Taza, Son of Cochise)
- 1953: All meine Sehnsucht (All I Desire)
- 1954: Die wunderbare Macht (Magnificent Obsession)
- 1954: Wenn die Ketten brechen (Captain Lightfoot)
- 1954: Attila, der Hunnenkönig (Sign of the Pagan)
- 1955: Was der Himmel erlaubt (All that Heaven Allows)
- 1956: Es gibt immer ein Morgen (There's Always Tomorrow)
- 1957: In den Wind geschrieben (Written on the Wind)
- 1956: Der Engel mit den blutigen Flügeln (Battle Hymn)
- 1957: Der letzte Akkord (Interlude)
- 1957: Duell in den Wolken (The Tarnished Angels)
- 1958: Zeit zu leben und Zeit zu sterben (A Time to Love and a Time to Die)
- 1959: Solange es Menschen gibt (Imitation of life)
Sonstige Aufführungen
- 1933: Der Silbersee
Publikationen
- Imitation of Life. Ein Gespräch mit Jon Halliday. Deutsche Ausgabe herausgegeben von Hans-Michael Bock und Michael Töteberg. Aus dem Englischen von Robert Wohlleben. Frankfurt/Main: Verlag der Autoren, 1997. ISBN 3-88661-176-0
Weblinks
- Douglas Sirk in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Douglas Sirk bei filmportal.de
- Umfangreiches Interview mit Sirk - englisch
- Englischsprachiger Essay über die Arbeit von Douglas Sirk
- Umfangreicher Essay über die wichtigsten Filme - englisch
- Kurzes Portrait - englisch
- Literatur von und über Douglas Sirk im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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