Meransen

Meransen

Meransen in Südtirol, heute zur Gemeinde Mühlbach gehörend, liegt auf einer sonnigen Südterrasse am Eingang in das Pustertal, oberhalb des alten Marktortes Mühlbach und der Mühlbacher Klause, auf 1414 Metern Seehöhe. Meransen ist ein Streudorf mit heute circa 780 Einwohnern.
Auf dem nahegelegenen Gitschberg befindet sich ein Skigebiet, das durch eine Kabinen- und eine Sesselbahn erreicht werden kann. In die größere Ortschaft Mühlbach fährt die Meransnerbahn.

Der Gitschberg (ganz rechts) von Süden aus gesehen

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Spuren einer ersten Besiedlung des Berges am „Burgstall“ hinter dem Gasslerhof führen in das erste vorchristliche Jahrtausend zurück.[1] Weitere Zeugen alter Zeiten sind die sog. „alte Kuchl“ am alten Fußweg nach Meransen, eine Felsnische, in der Scherben aus vorchristlicher Zeit gefunden wurden; auch der mit Granitplatten ausgelegte Steig von Mühlbach zum Dorf selbst, von jeher „Katzenleiter“ genannt, was auf einen befestigten Platz („castelliere“) am Berg hinweist, gehört zu diesen Denkmälern.[1] Etwa auf halbem Weg liegt – durch den Straßenbau nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort – die „Jungfrauenrast“, eine Gedenkstätte für die Stelle, an der die „Heiligen Drei Jungfrauen“ Aubet, Cubet und Quere der Legende nach erschöpft Rast gemacht haben sollen.

Meransen liegt laut Karl Gruber am Ast eines uralten Fernweges[2], der von Innerösterreich bzw. Kärnten durch das Pustertal nach Schwaben und Frankreich geführt haben soll, was auch das Patrozinium der Kirche zum Hl. Jakobus belege; es gibt alte Höhenwege nach Vals und Pfunders, frühe Spuren von Christen finden sich im Altfaßtal.[3]

Kirchliches

Meransen gehörte jahrhundertelang zur Urpfarre, danach zum Dekanat Rodeneck in der Diözese Bozen-Brixen; von 1854 bis 1884 war es mit Spinges und Vals zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. Seit 1542 hat das Dorf einen eigenen Seelsorger, bereits 1419 wird es als „Gemeinde“ bezeichnet, 1577 zur Kuratie, 1891 zur Pfarrei erhoben.

Es fehlen in Meransen jegliche (archäologische) Zeugen einer Kirchengeschichte vor dem Jahr 1000. Die heutige, um 1770 barockisierte Kirche steht teilweise auf den Grundmauern einer früheren, 1472 geweihten gotischen Kirche, die wiederum die Stelle einer romanischen Kapelle eingenommen hat, deren Überreste im Rahmen einer archäologischen Grabung im Rahmen der Kirchenrestaurierung 1993 freigelegt wurden. Es zeigte sich, dass der Platz seit alten Zeiten als Kultplatz gedient haben muss, da alle drei Kirchen einen „heiligen Fels“ sowie eine „Reliquienstätte“ umschließen. Gruber schließt deshalb auf die Verkörperung einer keltischen, im Rheinland verehrten Mütterdreiheit durch die Drei Jungfrauen von Meransen [2], auch Anklänge an die Nornen Urd, Werdandi und Skuld (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) hält er für möglich.

Eine erste, für die romanische Zeit ungewöhnlich große Kapelle in Meransen wird 1252 erwähnt; an dieselbe Stelle wurde eine gotische Kirche gebaut, teilweise auf den romanischen Grundmauern stehend, und 1472 geweiht. 1520 wurde ein neuer Flügelaltar gestiftet, von dem die heute noch am südlichen Seitenaltar – der Verehrungsstätte der „Heiligen Drei Jungfrauen“ – stehenden spätgotischen Figuren der drei Frauen stammen, die Madonnenstatue am Hauptaltar hingegen stammt von einem weiteren Schreinaltar aus der Zeit um 1500.

Am 28. März 1775 verpflichtet sich der Kaufmannbauer Urban Oberhofer, eine neue Kirche um 3000 Gulden „unter Dach zu bringen und zu verweißeln“, der Richter und Pfleger von Rodeneck, Ignaz Jakob von Preu, gibt am 9. April 1775 ein Gutachten, wonach er den Bau mit 2000 Gulden fördern will. Fürstbischof Joseph von Spaur weiht am 2. Juni 1780 die neue, nach einem Entwurf von Joseph Abenthung aus Götzens errichtete Spätbarock-Kirche. Die von Johann Mitterwurzer aus Mühlbach ausgemalte Kirche ist vor allem wegen ihres Hochaltars ein prächtiges Beispiel des tirolischen Rokokos. Einen Höhepunkt der Wallfahrt zu den „Heiligen Drei Jungfrauen“ erlebte Meransen im 16. und 17. Jh., es gab auch Berichte über gewirkte Wunder, wovon ein kleiner Schrank mit Votivgaben neben dem „Jungfrauenaltar“ zeugt. Bei zwei kirchlichen Nachprüfungen, 1775 und 1980, wurden die Reliquien der Drei „Heiligen“ bestätigt, die wahrscheinlich aus dem frühen Mittelalter stammen.

Literatur

  • Ein Bildheft (= Hans Wielander [Hrsg.], Arunda. Aktuelle Südtiroler Kulturzeitschrift, 6), Schlanders 1978.
  • Oberhofer, Andreas, Die Urkunden des Kirchenarchivs von Meransen, Dipl. masch. Innsbruck 2002.

Quellen

  1. a b Karl Gruber: Die Pfarrkirche von Meransen. S. 9.
  2. a b Karl Gruber: Aubet Cubet Quere. Die Wallfahrt zu den Heiligen Drei Jungfrauen von Meransen.
  3. Karl Gruber: Die Pfarrkirche von Meransen. S. 11.
46.814811.6635

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