Dschiggetai

Dschiggetai
Asiatischer Esel
Kulan

Kulan

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Unpaarhufer (Perissodactyla)
Familie: Pferde (Equidae)
Gattung: Pferde (Equus)
Art: Asiatischer Esel
Wissenschaftlicher Name
Equus hemionus
Pallas 1775

Der Asiatische Esel (Equus hemionus) ist eine Pferdeart. Er ist äußerlich dem Afrikanischen Esel (Equus asinus) ähnlich, der Stammform des Hausesels, hat aber auch viele pferdeartige Merkmale; aus diesem Grunde wird er auch als Halbesel oder Pferdeesel bezeichnet. Außerdem ist er unter zahlreichen regionalen Bezeichnungen wie Onager oder Kulan bekannt (siehe Unterarten).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Mit einer Kopfrumpflänge von über 2 Metern, einer Schwanzlänge von 40 Zentimetern, einer Schulterhöhe von 130 Zentimetern und einem Gewicht von 250 Kilogramm ist der Asiatische Esel etwas größer als ein durchschnittlicher Hausesel. Die Oberseite ist grau, fahlgelb oder rotbraun gefärbt; die Unterseite ist weiß. Über den Rücken zieht sich ein schwarzer Aalstrich. Halbesel haben breitere Hufe und kürzere Ohren als echte Esel; außerdem sind Schwanzquaste und Mähne weniger ausgeprägt.

Halbesel sind die schnellsten Vertreter der Pferde. Sie können im Galopp Geschwindigkeiten von 70 km/h erreichen und über längere Distanzen 50 km/h halten.

Unterarten und Verbreitung

Über die Einteilung in Unterarten gibt es sehr viel Uneinigkeit. So werden in vielen älteren Werken noch sieben Arten von Halbeseln unterschieden, die heute meistens als Unterarten angesehen werden. Der Kiang wird heute meist als eigene Art geführt, die übrigen asiatischen Halbesel aber zu einer Art zusammengefasst. Die Unterarten sind dann:

Onager und Kulan sind nach Ansicht mancher Autoritäten ein und dieselbe Unterart. Nach aktuellen molekulargenetischen Untersuchungen zur Phylogenese der Equiden lassen sich aber beide Populationen klar voneinander differenzieren. Vom Dschiggetai wird manchmal eine weitere Unterart abgespalten, der Gobi-Halbesel (Equus hemionus luteus).

Im westlichen Teil seines Verbreitungsgebiets kam der Halbesel früher gemeinsam mit dem Esel vor. Heute sind dort beide Arten in der Wildnis ausgerottet.

Der Lebensraum sind trockene Halbwüsten, wo die Halbesel die spärlichen Gräser abweiden. Sie brauchen jedoch Wasserstellen in der Nähe, da sie regelmäßig trinken müssen.

Eine nah verwandte Art war der sogenannte Europäische Wildesel, der im späten Eiszeitalter in Europa und Westasien verbreitet war und erst im Holozän ausstarb.

Domestikation

Aktuelle DNA-Untersuchungen bestätigen, dass alle heutigen Hausesel vom Afrikanischen Esel abstammen. Der anhand der DNA-Sequenzen erstellte Stammbaum teilt die Esel klar in einen afrikanischen und einen asiatischen Ast. Auf letzterem finden sich die Halbesel (Equus hemionus). Die Frage, ob auch der Asiatische Esel domestiziert werden kann und ob dies in der Vergangenheit geschehen ist, wurde kontrovers diskutiert. Auf Darstellungen aus dem alten Mesopotamien (Standarte von Ur) glaubte man Tiere zu erkennen, die weder Pferd noch Esel waren, und schloss daraus etwas vorschnell, dass der Halbesel von den Sumerern und Akkadern domestiziert worden sei, um ihn vor Wagen zu spannen. In neueren Versuchen ist es aber nie gelungen, den Halbeseln ihre Scheu vor dem Menschen zu nehmen. Es wird allgemein als wahrscheinlicher angesehen, dass auch in Mesopotamien Afrikanische Esel domestiziert wurden (die trotz ihres Namens in vorgeschichtlicher Zeit auch in Vorderasien vorkamen). Andere Forscher gehen davon aus, dass die Sumerer Kreuzungen zwischen Esel und Onager nutzten.

Bedrohung und Schutz

In geschichtlicher Zeit durchzogen Halbesel die asiatischen Halbwüsten in großen Herden. Der Durst führte sie regelmäßig an die wenigen Wasserstellen ihres Lebensraums. Hier brauchten Jäger bloß auf sie zu warten, um sie abzuschießen. Alle Unterarten sind bedroht, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Der Gesamtbestand wird von der IUCN auf etwa 7.000–13.000 adulte Tiere geschätzt und als „gefährdet“ eingestuft.

Anatolischer und Syrischer Halbesel

Der Anatolische Halbesel wurde bereits in der Antike ausgerottet. Syrische Halbesel waren noch im 19. Jahrhundert zahlreich im Gebiet des heutigen Irak vertreten, das sie in großen Herden durchstreiften. Nachdem er immer seltener geworden war, wurde der Syrische Halbesel im Ersten Weltkrieg von britischen und osmanischen Soldaten so häufig erlegt, dass er an den Rand des Aussterbens geriet. Der letzte wilde Syrische Halbesel wurde 1927 getötet; ein Einzeltier starb im selben Jahr im Zoo von Wien.

Onager

Die Zahl der Onager im Norden des Iran wird auf weniger als 500 geschätzt, die IUCN geht 2002 von weniger als 150 adulten Tieren aus und stuft die Unterart daher als „vom Aussterben bedroht“ ein. Die Onager leben in zwei voneinander getrennten Populationen in den Schutzgebieten von Touran und Bahram-e-Goor. Durch drakonische Strafen für Wilderei und die Schaffung von zusätzlichen Wasserstellen bemüht sich die iranische Regierung, das Überleben der Unterart sicherzustellen.

Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) des Europäischen Zoo-Verbandes (EAZA) leben heute etwa 150 Onager in wissenschaftlich geleiteten Zoos. EEP-Koordinator ist Stephan Hering-Hagenbeck im Tierpark Hagenbeck, Hamburg.

Onager aus Zoos wurden in der Wüste Negev in Israel ausgesetzt. Manche entstammen jedoch Kreuzungen mit Kulanen.

Kulan

Nachdem der Kulan in Kasachstan und weiten Teilen Turkmenistans ausgerottet worden war, schuf die Sowjetunion in den 1940ern das Badkhys-Wildreservat, wo sich in den folgenden fünfzig Jahren eine Herde von 6000 Tieren bildete.

Die Bestandszahlen des Kulan in Turkmenistan sind in jüngster Zeit stark abgefallen: von den 6000 Tieren im Jahr 1993 auf geschätzte 650 im Jahr 2000. Die IUCN schätzte die Population 2002 auf 600 Tiere und stuft den Kulan als „vom Aussterben bedroht“ ein. Schuld an dieser Entwicklung ist der Wegfall der effektiven Jagdkontrolle, die zur Zeit der Sowjetunion geherrscht hatte. Mit der Unabhängigkeit Turkmenistans griff die Wilderei um sich. Die einzige verbliebene Herde lebt im Badkhys-Wildreservat, doch in der Trockenzeit unternimmt sie eine regelmäßige Wanderung zum Fluss Kuska, der außerhalb des Reservats liegt.

Zwölf europäische Zoos pflegen im Rahmen des EEP des Europäischen Zoo-Verbandes (EAZA) etwa 50 Kulane. EEP-Koordinatorin ist Anna Mekarska im Zoo Krakau.

Dschiggetai

Dschiggetai

Der Dschiggetai, auch Mongolischer Kulan genannt, ist momentan wenig bedroht. 45.000 Tiere leben derzeit in der Mongolei, darunter allerdings laut IUCN nur etwa 6.000–12.000 adulte Tiere. Diese häufigste Unterart des Asiatischen Esels wird als „gefährdet“ eingestuft. Allerdings üben Nomaden Druck auf die Regierung aus, den Schutzstatus des Dschiggetai aufzuheben, da die Halbesel angeblich Weideland zertrampeln. Seit den 1990ern nimmt die Wilderei zu, so dass auch der Dschiggetai bald stark reduziert sein dürfte.

Khur

Während der 1960er Jahre starb der Khur in den iranischen und pakistanischen Teilen seines Verbreitungsgebiets aus. Überlebt hat er lediglich im Dhangadhra-Wildreservat in der Salzwüste von Kachchh in Gujarat, Indien. In den späten 1980ern verließ ein Teil der dortigen Herde, vermutlich aufgrund einer Dürre, das Schutzgebiet, so dass es nun kleine Herden in verschiedenen Teilen Gujarats gibt.

Im Jahr 1999 wurden 2839 Khure im Kachchh-Wildreservat gezählt. 291 Exemplare leben in einem Gehege des Sakkarbaug Specialist Zoo. Die Population ist beständig angestiegen, doch momentan gefährdet ein Kanalbauprojekt den Status des Reservats. Außerdem gibt es Forderungen nach der Genehmigung von Salzabbau in Kachchh. Außerhalb des Schutzgebiets werden Khure von Bauern geschossen, die sie für Konkurrenten der Rinder für Weideland halten.

Die IUCN schätzt den Bestand 2002 aber auf nur 750–900 adulte Tiere und führt die Unterart als „stark gefährdet“.

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker’s Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0-8018-5789-9
  • P. Kaczensky und C. Walzer (2008): Der Asiatische Wildesel – bedrohter Überlebenskünstler in der Wüste Gobi. Zeitschrift des Kölner Zoos (51) 3: 147-163.
  • Bannikov, A. G. (1975): Recent status of the wild ass in Mongolia. IUCN Bulletin 6 (4): p. 16.
  • Chu, G. Z., et al. (1985): The summer habitat and population numbers of the Mongolian wild ass in the Kalamaili Mountains Wildlife Reserve, Xinjiang Uygur Autonomous Region. Acta Zoologica Sinica, 31 (2): 178-186.
  • Klingel, H. (1977): Observations on social organization and behaviour of African and Asiatic wild asses (Equus africanus and Equus hemionus). Z. Tierpsychol. 44: 323-331.
  • Lobanov, N. V.(1982): Askania-Nova, A 3rd Reservate in the USSR for the breeding of Equus hemionus kulan. Zoologichesky Zhurnal 61 (12): 1856-1861.
  • Moehlman, P.(Edit.) (2002): Equids: Zebras, Asses and Horses. Status survey and conservation action plan. IUCN, Gland, Switzerland.
  • Myka, J. L., et al. (2003): A comparative gene map for the onager, Equus hemionus onager. Cytogenetic and Genome Research 102(1-4): 358.
  • Reading, R. P., S. Amgalanbaatar & B. Lhagvasuren (1999): Biological assessment of Three Beauties of the Gobi National Conservatin Park, Mongolia. Biodiversity and Conservation 8: 1115-1137.
  • Saltz, D. & D. I. Rubenstein (1995): Population dynamics of a reintroduced Asiatic wild ass (Equus hemionus) herd. Ecol. Appl. 5(2): p. 327-335.

Weblinks


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