Dynkinsystem

Dynkinsystem

Ein Dynkin-System \mathcal{D} auf einer nichtleeren Grundmenge Ω bezeichnet in der Maßtheorie, einem Teilgebiet der Mathematik, ein System von Teilmengen von Ω (ähnlich der σ-Algebra). Es ist benannt nach dem russischen Mathematiker Eugene Dynkin.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Eine Teilmenge \mathcal{D} der Potenzmenge \mathcal{P}(\Omega) von Ω heißt Dynkin-System, falls sie die folgenden Eigenschaften besitzt:

  • Die ganze Grundmenge ist im System enthalten:
\Omega \in \mathcal{D}.
  • Das System ist abgeschlossen bezüglich Komplementbildung:
A \in \mathcal{D} \implies A^{{\rm c}} \in \mathcal{D}.
  • Das System ist abgeschlossen bezüglich abzählbarer, disjunkter Vereinigungen:
\{A_n\}_{n\in\mathbb{N}} \subset \mathcal{D} disjunkt \implies\bigcup_{n \in\mathbb{N}} A_{n}\in \mathcal{D}.

Aus \Omega \in \mathcal{D} und der Abgeschlossenheit bezüglich Komplementbildung folgt somit insbesondere, dass auch die leere Menge \varnothing in \mathcal{D} ist.

\mathcal{D}-Operator

Das von einer Menge \mathcal{E} \subseteq \mathcal{P}(\Omega) erzeugte Dynkin-System ist

\mathcal{D}(\mathcal{E}) := \bigcap_{\scriptstyle\mathcal{E} \subset \mathcal{S}\atop\scriptstyle S\text{ Dynkin-System}}\mathcal{S}.

\mathcal{E} wird als Erzeuger von \mathcal{D}(\mathcal{E}) bezeichnet.


\mathcal{D}(\mathcal{E}) ist das kleinste Dynkin-System, welches \mathcal{E} enthält.

Zusammenhang mit σ-Algebra

  • Jede σ-Algebra ist ein Dynkin-System.
  • Ein Dynkin-System \mathcal{D} ist genau dann eine σ-Algebra, wenn es durchschnittsstabil ist.
  • Für jede durchschnittsstabile Teilmenge \mathcal{E} von \mathcal{P}(\Omega) gilt, dass das erzeugte Dynkin-System mit der erzeugten σ-Algebra übereinstimmt: \mathcal{D}(\mathcal{E}) = \sigma(\mathcal{E}) (siehe σ-Operator).

Das Dynkin-System-Argument

Mit Dynkin-Systemen lassen sich in vielen Fällen Aussagen über σ-Algebren relativ einfach beweisen. Sei α eine Aussage, die für Mengen  A \subseteq \Omega entweder zutrifft oder nicht. Weiter sei Σ eine σ-Algebra mit einem durchschnittsstabilen Erzeuger \mathcal{E}, für dessen Elemente man α zeigen kann. Betrachte nun das Mengensystem \mathcal{D} := \{A \in \Sigma : A \text{ erfuellt } \alpha\} und zeige, dass es ein Dynkin-System ist. Dann folgt wegen der Durchschnittsstabilität von  \mathcal{E} einerseits  \mathcal{D}(\mathcal{E}) = \sigma(\mathcal{E}), andererseits gilt aber auch \mathcal{E} \subset \mathcal{D} \subset \Sigma und damit wegen  \Sigma = \sigma(\mathcal{E}) \subset \mathcal{D}(\mathcal{E}) \subset \mathcal{D} schon  \Sigma = \mathcal{D} .

Die definierenden Eigenschaften eines Dynkin-Systems sind oft einfacher nachzuweisen, weil bei der Abgeschlossenheit gegenüber abzählbarer Vereinigung nur Folgen von paarweise disjunkten Einzelmengen betrachtet werden müssen, während bei σ-Algebren diese Zusatzeigenschaft nicht zur Verfügung steht.

Literatur

  • Heinz Bauer: Maß- und Integrationstheorie. Walter de Gruyter, Berlin - New York 1992, ISBN 3-11-013626-0

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