Dürener Originale

Dürener Originale

Die Dürener Originale sind Personen aus Düren in Nordrhein-Westfalen, die aufgrund besonderer Eigenheiten in die Stadtgeschichte eingingen. Sie sind teilweise als Brunnenfiguren in der Haupteinkaufsstraße in Düren, der Wirtelstraße, verewigt. Bei der alljährlichen Annakirmes gibt es einen Bierstand mit den Originalen und seit einigen Jahren gibt es den Karnevals- und Mundartverein "Die Dürener Originale".

Inhaltsverzeichnis

Hohns Kippchere

Die Gebrüder Josef und Ignaz Hohn, zwei eingefleischte Junggesellen, von Figur klein, lebten bis etwa 1930. Ihr Hauptbetätigungsfeld war der nördliche Stadtteil. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Sie trugen sogar die gleiche Kleidung. Immer stritten sie untereinander; einig waren sie aber in ihrem Durst und im Gebrauch der gemeinsamen, irdenen Pfeife, die fast nie ausging. Mit Leitern, Eimerchen und Wissquass (Malerquast) kälkten sie als Gelegenheitsarbeiter bei Interessenten Keller und Pferdeställe, nicht ohne einen Vorschuss für „Brandewing“ (Branntwein) zu fordern.

Ricks Frahsch

Franz Rick lebte um die Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts. Er wohnte in der Nagelschmiedsgasse. Harmlos und heiteren Gemütes hatte er sich selbst den Namen Frahsch oder Frasoa (Francois) zugelegt, um wohl damit als Mann einer Blumenfrau sein „gebildetes Wesen“ darzutun. Er war fleißig und sauber, auch wenn er oft und reichlich dem Alkohol zusprach. Seine Hauptbeschäftigung war ein Kohlen- und Lohkuchen-Handel. Mit seinem Handkarren und dem großen Ziehhund Cäsar gehörte er zum damaligen Stadtbild. Sein Frühstück nahm er immer mit seinem Hund (bis auf den Schnaps). Frahsch hatte sich einmal vor Gericht zu verantworten. Auf die Frage des Richters nach seinem Namen antwortete er mit Pathos: Ihr kennt mich nicht, Ihr edlen Herren? Mein Name ist doch weit bekannt. Sogar die Krähen in der Luft ihn kennen, indem sie rufen: Frahsch, Frahsch, Frahsch.

Peter Rick

Der städtische Orgeldreher Peter Rick vom Steinweg in Düren lebte um die Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts und war der Bruder von Rick’s Frahsch. Er wurde damals von vielen Bürgern irrtümlich mit dem Namen seines Bruders angesprochen. Immer „die Mutz“, eine irdene Pfeife, oder einen Zigarrenstummel in einem Mundwinkel, pfiff er munter aus dem anderen Mundwinkel zu seinen Orgelmelodien.

Et Schmecke Marie

Eine „Schmeck“ ist eine Peitsche, die Maria schon als weiblichen Fuhrmann auswies. Maria Elsen, so der bürgerliche Name, war Ausfahrerin für die damalige Wäscherei Pley in der Rurstraße. Gelegentlich nahm sie in Körben oder Säcken Kartoffeln oder Gemüse von den Bauern auf ihrem Pferdewagen mit. Nachdem die Wäscherei ihren Betrieb einstellte, machte sich Maria Elsen selbstständig. Mit ihrer untersetzen Figur, immer in langen Hosen -damals noch ungewöhnlich- und einer Schlägermütze auf kurzgeschnittenem Haar, dazu ständig die Zigarette im Mund, wirkte sie wie ein Mann. Sie wohnte in der Girbelsrather Straße in Düren, später in Rölsdorf.

Schwatz Trienche

Et Schwatz-Trienche

Katharina Schwarz (* 1889; † 14. März 1968) war nur etwa 150 cm groß. Sie lebte in der Agnesstraße in Düren. Stets mit einem Regenschirm "bewaffnet" hatte sie auch immer eine große lederne Einkaufstasche dabei. Sowohl im Sommer wie auch im Winter trug sie eine langen schwarzen Tuchmantel und einen schwarzen Kompotthut. Nach dem Krieg fuhr sie von Düren aus auf die umliegenden Dörfer, um bei den Bauern zu "hamstern". Bei der Rückkehr lugten aus der Tasche meistens fette Speckseiten heraus. Katharina Schwarz starb in einem Altersheim in Hürtgenwald-Vossenack. Sie wollte immer mit „Fräulein Schwarz“ angesprochen werden. Sie ist auf dem Brunnen der Dürener Originale in der Wirtelstraße nicht verzweigt worden, weil ihre Nachfahren die Zustimmung verweigerten.

Laute Dei

Theodor Lauter, genannt Laute Dei, war als "Philharmoniker der kleinen Leute" bekannt. Mit seinem Akkordeon (im Volksmund "Quetschbüggel" genannt) sang er Liedchen für sein Publikum auf der Straße, wobei er eine feste Route durch die Stadt einhielt. Beim Singen nahm er die obligatorische Pfeife nicht aus dem Mund und stampfte mit den Füßen im Takt auf. Sein Markenzeichen war eine Kappe mit der goldenen Aufschrift „Dürener Stadtmusikant“. Er trug werktags meistens eine selbst entworfene Uniform und sonntags einen dunkelgrünen Gehrock.

Mit bürgerlichem Namen hieß er Theodor Lauter (* 29. März 1888 in Düren; † 16. Dezember 1940) und wohnte in der Kämergasse in Düren. Er spielte bis 1938, da er in diesem Jahr seine Spielberechtigung verlor.

Lenzen's Zipperä

Lenzen's Zipperä war ein kleiner Bauarbeiter (158 cm groß) mit merkwürdigen Zuckungen (med. Chorea Huntington). Er war ein ausgesprochener Fabulierer und erzählte seine Geschichten oftmals auf dem Markt, umringt von einer Kinderschar, die, je nach Alter, atemlos an seinem Mund hingen oder sich vor Lachen schüttelten. Mit bürgerlichem Namen hieß er Jakob Lenzen (* 15. Januar 1885; † 15. November 1968) und wohnte in der Eberhard-Hoesch-Straße in Düren. Er war in beiden Weltkriegen hoch dekoriert worden.

De Ahle Wölk

De Ahle Wölk (der alte Wölk), († 1905), hieß mit Familiennamen Wölk. Er hatte einen Tirpitzbart und stammte aus Ostpreußen. Wölk war einer der drei Dürener Stadtpolizisten um 1900 und ein Original. Er regelte alle Unregelmäßigkeiten unbeachtet des Dienstweges ohne Papierkrieg sofort in eigener Regie.

Et Pippche

Josef Schneider war von Beruf Kesselflicker und wohnte im Steinweg in Düren. Er lebte gut davon, Löcher in den Töpfen zu flicken. Dabei pfiff er immer ein Lied vor sich hin.

Doete-Döppche

Karl Emonds wurde nicht nur Doete-Döppche, sondern auch Emonse Juffe genannt. Er war von Beruf Schuster, aber ohne eigenen Laden. Emonds zog von Haus zu Haus und reparierte die Schuhe vor Ort. Er hatte stets ein Lächeln im Gesicht und irgendeine Pfeife im Mund. Seine Nase war rot und glich einer großen Erdbeere. Auf dem Kopf trug er eine sogenannte Franzosenkappe. Eines seiner Hosenbeine hatte stets Hochwasser. Er versuchte sich immer wieder als Dichter von Knittelversen. Einer dieser Verse lautete: Me arbeet sich kromm on stief, on kritt doch keene lenge Kiddel an de Lief (Man arbeitet sich krumm und steif, und bekommt doch keinen leinenen Kittel an den Leib).

Kies Wellem

Wellem ist der mundartliche Ausdruck für den Namen Wilhelm. Wilhelm wohnte in einem Haus, welches an die Stadtmauer in der Wallstraße in Düren angelehnt war. Er stand während der Annakirmes und auch zu Zeiten der Prozessionen auf dem Ahrweilerplatz und verkaufte heiße Würstchen. Jeder Käufer durfte sein Würstchen in den Senf tauchen, den er auf einem großen Teller bereit hielt. Arbeitete er nicht an seinem Würstchenstand, war er als Hundschlächter in Stadt und Kreis unterwegs.

Bubbel Adam

Adam Adlesch wohnte in der Dürener Kämergasse. Mundartlich Bubbele tun Leute, die viel und gerne reden, manchmal auch mit sich selbst. So war es auch bei Adam. Er redete nicht nur mit anderen, sondern am liebsten mit sich selbst. Die Pänz (Kinder) liefen oft hinter ihm her und riefen: Bub, bub, Bubbel Adam. Das machte ihn immer wütend und er versuchte ein Kind zu erwischen, was ihm aber selten gelang.

De Kurasch

Kreuer (Vorname nicht bekannt) lebte Ende des 19. Jahrhunderts. Den Spitznamen erhielt er, weil er immer Geschichten erzählte, in denen er sich selbst als besonders mutig (couragiert = kuragiert) darstellte.

De Wuesch Hannes

Johann Westfalen wohnte in der Kölnstraße in Düren. Der Spitzname setzt sich zusammen aus dem mundartlichen Begriff Wuesch (=Wurst) und Hannes (Johannes). Er liebte Wurst in jeder Art. Deshalb klapperte er die Dürener Metzgereien ab und bettelte mit einem mundartlichen Vers um ein Stück Wurst, was er meistens auch bekam.

Schöppe Jupp

Josef Vosen (*1943) war von 1984 bis 1999 Bürgermeister der Stadt Düren. Bei sehr vielen Fotos, die in der Presse erschienen, hielt er eine Schöppe (Schaufel) in der Hand, um irgendwo den ersten Spatenstich zu vollziehen.

Tinnie

Tinnie war eine kleinwüchsige Frau, die durch ihre Bettelei bekannt war, obwohl sie es als Bewohnerin der Rheinischen Klinik nicht nötig hatte. Sie lebte Ende des 20. Jahrhunderts. Stadtbekannt war ihr Bettelspruch: 'Bitte Liebchen, haste mal ne Mark? - Bitte Bitte!' Zeitweise tat sie sich auch als Malerin hervor. Sie war Alkoholikerin und ist an dieser Krankheit gestorben.

Weblinks

Quellen

  • Dürener Originale. aufgezeichnet von der KG "Dürener Originale" 1995 e.V., Verlag Schloemer Partner, 2009.
  • Dürener Illustrierte. ISSN 1860-6040, 03/2005, S. 7.

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