Düsseldorfer Karneval

Düsseldorfer Karneval
175 Jahre Düsseldorfer Karneval: Deutsche Briefmarke aus dem Jahr 2000

Der Düsseldorfer Karneval ist die Düsseldorfer Variante der als Karneval, Fastnacht oder Fasching bezeichneten „fünften Jahreszeit“. Der Rosenmontagszug ist einer der größten in Deutschland. Seine alljährliche Fernsehübertragung machte ihn bundesweit bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Ursprünge des rheinischen Karnevals

Die Ursprünge des rheinischen Karnevals, und damit auch des Düsseldorfer Karnevals, gehen möglicherweise auf die römischen Saturnalien zurück. Denn es dürfte feststehen, dass die römische Besatzung am Rhein sie nach heimatlichem Brauche mit einem Umzug und einem Schiffswagen beging. Allerdings gab es nach dem Abzug der Römer bis zu Beginn des Mittelalters eine Unterbrechung in diesem Brauchtum. Weitere Informationen zur allgemeinen Geschichte des Karnevals gibt es hier.

Düsseldorf Helau

Zurückführen lässt es sich in Düsseldorf zumindest bis 1833: Nach einem Maskenspiel auf dem Burgplatz wurde abends, wie es heißt, die „Verlobung des Hanswursten unter Helau und Habuh mit Anna Dorothea Petronella Weichbusen“ gefeiert.

Ausprägungen und Höhepunkte des Karnevals

Der Beginn der Karnevalszeit fällt jedes Jahr auf den 11. November. Am Martinstag erwacht genau um 11:11 Uhr der Hoppeditz. Er steigt aus einem großen Senftopf vor dem Jan Wellem-Denkmal auf dem Marktplatz vor dem Rathaus und hält seine zugleich lustige und bissige „Eröffnungsrede“ zur neuen Session, deren Ironie vom jeweiligen Oberbürgermeister gekontert wird.

Von Jacques Tilly gestalteter Karnevalswagen des Rosenmontagszugs 2007

Im neuen Jahr veranstalten zahlreiche Karnevalsvereine Kostümbälle und sogenannte Sitzungen, auf denen Büttenreden, Tänze unter anderem von Tanzgarden und Karnevalslieder dargeboten werden. Der Auftritt des Düsseldorfer Prinzenpaares ist oft ein Höhepunkt solcher Sitzungen. Der Rosenmontag bildet den Höhepunkt des (vom Comitee Düsseldorfer Carneval und seinen angeschlossenen Vereinen) organisierten Karnevals. Dann rollen im Rosenmontagszug wieder über 60 Wagen an Hunderttausenden von feierenden Gästen vorbei und „versorgen“ sie mit vom Wagen geworfener „Balkes“ oder „Kamelle“ (Süßigkeiten und andere kleine Geschenke). Zahlreiche ehrenamtliche Helfer sind zuvor schon seit einigen Monaten mit dem Bau der Wagen, die meistens aktuelle Ereignisse karikieren, beschäftigt gewesen. Zahlreiche Kostüm- und Musikgruppen aus allen Teilen Deutschlands und benachbarter Länder ziehen im Rosenmontagszug mit und sorgen für Stimmung und Musik. 1990 musste der Rosenmontagszug witterungsbedingt verschoben werden. Er fand am 19. Mai 1990 statt.

Eine ebenso große Bedeutung hat in Düsseldorf der „unorganisierte“ Karneval. Weiberfastnacht und der Karnevalssonntag sind dort die Höhepunkte. Auf Weiberfastnacht stürmen die Frauen um 11:11 Uhr das Rathaus. Die berufstätigen Frauen feiern am Arbeitsplatz und begeben sich auf „Trophäen“-Jagd, die darin besteht, möglichst vielen männlichen Kollegen die Krawatte abzuschneiden. Am Karnevalssonntag treffen sich Hunderttausende aus Düsseldorf, dem Ruhrgebiet und dem Niederrhein auf der Königsallee und in der Altstadt, um gemeinsam Karneval zu feiern. Viele der Narren trifft man kostümiert und mit originell geschmückten Handwagen oder Fahrradaufbauten, die in erster Linie als Stauraum für Proviant (Bier, Spirituosen, feste Nahrung) dienen, an.

Tuntenlauf 2006

Am Karnevalssamstag findet seit 1995 unter großer Anteilnahme der Besucher ein Tuntenlauf auf der Kö in Zusammenarbeit des Comitee Düsseldorfer Carneval mit Heartbreakers, dem Förderverein der Düsseldorfer Aidshilfe, statt.

In Anlehnung an die Veedelszöch im Kölner Karneval haben sich in den letzten Jahren am Sonntag auch in einigen Düsseldorfer Stadtteilen kleinere Umzüge, die Veedelszooch (beachte die andere Schreibweise und Aussprache, siehe auch Benrather Linie) genannt werden, gebildet. Die meisten Besucher zieht der seit 1976 stattfindende Gerresheimer Veedelszoch an.[1] Eine weitaus längere Tradition hat dagegen das Tonnenrennen in Niederkassel, das erstmals 1887 stattfand. Weitere Veedelszooch finden in Eller, Mörsenbroich, Benrath, Reisholz und Itter statt. Die größeren Umzüge in Gerresheim, Niederkassel und Eller ziehen jeweils mehrere zehntausend Besucher an.

Eine besondere Situation findet sich im Unterbacher Karneval. Hier hat sich der schon vor der kommunalen Neugliederung 1975 bestehende vollkommen eigenständige Karneval mit Prinzenpaar und einem Umzug mit Einzugsbereich in die umliegenden Städte erhalten. Hier lag auch die Keimzelle der Düsseldorfer Mundartbands „Halve Hahn“ und „Alt Schuss“. Letztere hatte mit „Die Sterne funkele“ ihren größten Hit, der ursprünglich im Jahre 1997 das Sessionsmotto im Unterbacher Karneval darstellte.

Figuren des Düsseldorfer Karnevals

Büttenredner

  • Blöd & Blöd
  • Duo Novi
  • Hansi – der rheinische Spassvogel
  • Peter Fassbender als „Der Bundeswehrsoldat“
  • Pitt un Joe
  • Die Frau vom Döres
  • Manni der Rocker
  • Winfried Ketzer
  • Der Leo
  • Die Erdnuss
  • Kofferduo
  • Der bergische Löwe
  • Wolfgang Reich
  • Ne bonte Pitter
  • Tulpen Heini

Sänger und Musikgruppen

  • Achim und Olli
  • Alt Schuss
  • Angerwasser
  • BoB die Band ohne Bart
  • Dä Radschläger
  • De Düwelsches
  • De Fetzer
  • De Mukeköpp
  • Die Drei Köbesse
  • Die Düssel-Disharmoniker
  • Die Ritter von de Ritterstroß
  • Hammer Fanfarencorps
  • K&K LattenSchuss
  • Klaus Heylen
  • Michael Hermes
  • Swinging Fanfares
  • 2 Diddis

Tanzgarden

  • Die Tanzgarde der Prinzengarde der Stadt Düsseldorf „Blau-Weiss“ e.V. 1927, Leibgarde der Prinzessin Venetia
  • Die Perlen von Rosenkranz
  • Die Tanzgarde der Karnevalsfreunde der Katholischen Jugend (KaKaJu)
  • „Die Funkies“ Tanzgruppe der Unterrather Funken Blau-Gelb 1950 e.V.
  • Tanzsportclub Rhein Stars Düsseldorf e.V.
  • Die Tanzsportformation Düsselsterne e.V.
  • Die Tanzgarde der Ehrengarde der Stadt Düsseldorf e.V.

Männerballette

  • Die BalleRhinos

Düsseldorfs Närrische Parolen von 1928 bis heute

  • 1928 Düsseldorf wie et wor, wie et es, wie et wöhd
  • 1929 Karikadz oder Die Karikatur der Zeit
  • 1930 Märchen
  • 1931 Nu, wat denn…
  • 1932 Kein Rosenmontagszug, daher kein Motto
  • 1933 Et wöhd besser
  • 1934 Alles onger eene Hoot
  • 1935 Von Jan Wellem bis heut, mer kriege Freud
  • 1936 Düsseldorf mäkt mobil
  • 1937 Lachendes Volk
  • 1938 Jeck von Z–A
  • 1939 Drunter und drüber
  • 1940–1945 Kriegsjahre, kein Motto
  • 1946 Kein Rosenmontagszug, daher kein Motto
  • 1947 Alles Zirkus
  • 1948 Mir sind widder do
  • 1949 Närrische Parade
  • 1950 Has du en Ahnung – alles Planung
  • 1951 Lachen über alle Grenzen
  • 1952 Ganz Düsseldorf schlägt Rad
  • 1953 Kongress der Narretei
  • 1954 Schlaraffenland Düsseldorf
  • 1955 Weltgeschehen – närrisch gesehen
  • 1956 Närrischer Paprika
  • 1957 Vom Neandertaler zum Steuerzahler
  • 1958 Jan Wellem und seine Söhne
  • 1959 Märchenzoo Düsseldorf
  • 1960 Das ist der Gipfel
  • 1961 Wenn wir alle Engel wären
  • 1962 Karneval International
  • 1963 Man soll es nicht für möglich halten
  • 1964 Zu schön, um wahr zu sein
  • 1965 Das darf nicht wahr sein
  • 1966 Freude für die ganze Welt
  • 1967 In Düsseldorf geht’s rund
  • 1968 Mensch, ärgere dich nicht
  • 1969 In der Narrheit liegt die Wahrheit
  • 1970 Treffpunkt der Welt
  • 1971 Düsseldorf im Jahre 2000
  • 1972 Närrisches Spiel ohne Grenzen
  • 1973 Märchen aus „1001 Nacht“
  • 1974 Heut’ und anno dazumal – Modestadt im Karneval
  • 1975 Kinder, wie die Zeit vergeht
  • 1976 Festival der Freude
  • 1977 Närrischer Klimbim
  • 1978 Darum ist es am Rhein so schön
  • 1979 Düsseldorfer Milieu – vom Schlossturm bis zur Kö
  • 1980 Lommer op’m Teppich blieve
  • 1981 Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
  • 1982 M’r moss och jönne könne
  • 1983 Lott d’r Mot net senke
  • 1984 Alles Theater, Theater…
  • 1985 Mer make jet met
  • 1986 Was uns noch alles blüht
  • 1987 699 Jahre blühende Phantasie
  • 1988 Düsseldorf – je öller, je döller
  • 1989 Dat mer dat noch erläwe dürfe
  • 1990 Von nix kütt nix
  • 1991 Wie einst im Mai
  • 1992 Endlich widder jeck
  • 1993 Ejal wat dröckt – et wöhd jejöckt
  • 1994 Die Welt lacht und tanzt in Düsseldorf
  • 1995 Nase voll – trotzdem doll
  • 1996 Der Globus eiert – Düsseldorf feiert
  • 1997 Dat schlucke mer och noch
  • 1998 Mer trecke all an eene Strang
  • 1999 Jätz wöhd noch flöck de Mark verjöckt
  • 2000 Mer jubiliere on fiere
  • 2001 Jede Jeck is anders
  • 2002 Närrische Olympiade in Düsseldorf
  • 2003 Läwe on läwe lasse
  • 2004 Wat kütt, dat kütt
  • 2005 Düsseldorf – bunt wie die Welt
  • 2006 Nit quake – make
  • 2007 Düsseldorfs närrische Illusionen
  • 2008 Mer kann och alles öwerdriewe
  • 2009 Do bess de platt
  • 2010 Jeck – we can
  • 2011 Jebuddelt, jebaggert, jebützt
  • 2012 Hütt dommer dröwer lache

Literatur

  • Carl Dietmar, Marcus Leifeld: „Alaaf und Heil Hitler“. Karneval im Dritten Reich. Herbig, München 2009 ISBN 3776626305 (Schwerpunkt: Rheinland)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Westdeutsche Zeitung Newsline: Veedelszöch: So jeck feierten die Stadtteile, 22. Februar 2009

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