Eck-Bibel

Eck-Bibel
Bibel - Alt und new Testament von Johannes Eck, 1537

Die Eck-Bibel ist eine deutschsprachige Übersetzung des Neuen und Alten Testaments vom Ingolstädter Theologen Johannes Eck aus dem Jahr 1537, die als katholische Antwort auf die Lutherbibel von 1534 entstanden ist und deshalb gemeinsam mit der Dietenberger-Bibel zu den Korrekturbibeln gezählt wird.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Im Jahr 1537 erschien von Johann Eck eine der ersten Übersetzungen der kompletten Bibel nach Martin Luthers Vollbibel von 1534 und zwar nicht in einem ostmitteldeutsches Sächsisch, sondern in einem sehr bairischen Oberdeutsch, ähnlich der Maximilianischen Kanzleisprache. Damit grenzte sich Eck nicht nur theologisch sondern auch sprachlich von Martin Luther ab. Dieses Werk entstand im Auftrag des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. und trägt den Titel "Alt und new Testament, nach dem Text in der hailigen kirchen gebraucht, durch doctor Johan. Ecken, mit fleiß, an hohteutsch verdolmetscht" und erschien 1537 in Ingolstadt. Der Teil des neuen Testaments orientierte sich bei Eck an der Übersetzung des Humanisten Hieronymus Emser von 1527 und basierte insgesamt auf der lateinischen Vulgata und nicht auf den hebräischen und griechischen Urtexten wie bei Luther. Gewidmet ist seine Bibel dem Kardinal und Salzburger Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg. In einem Brief an diesen aus dem Jahr 1536 bekräftigt er einerseits die traditionellen katholischen Bedenken, die heilige Schrift in die Sprache des Volkes zu übersetzen:

Es ist mir unverborgen, auß was gutem grund und vernünftigen ursachen von alter her durch weiß hohverstendig leut ist geacht worden, nit nutz, gut oder hailsam sein, das die hailig gschrift, die Biblisch bücher in ain gmaine landleufige sprach (vernaculam linguam) zu vertolmetschen, sunder auch gfärlich und schädlich gehalten worden. Dan dar durch der gmain lai leichtlich in hohfart sich erhebt, ihm selbs wolgefelt, das er die hailige gehaimnis und schwäre stell der gschrift in seiner vermainter witz handlen und außlegen kan, wie S. Hieronymus in der vorred der Bibel sich beklagt, das iederman sich underwind die gschrift zu handlen, das alt weib, der alt man etc. So doch kainer sich understat in andern künsten gelert zu werden on vorgenden maistern, der jhm den weg zaige. (...)

Andererseits rechtfertigt er jedoch das Vorhaben unter Verweis auf die geistige Situation der Zeit: die Verbreitung katholisch nicht approbierter ("gefälschter") Übersetzungen, sowie die auch katholischerseits vorhandene "Begier" nach dem "unverserten und unbefleckten" Wort Gottes:

Wiewol ich nun der schwärlicher arbait gern über haben, auß ursachen anfänglich erzelt, das nit allweg gut ist dem laien jedes buch der Bibel zu lesen, jedoch, so ich gesehen, das allenthalb die gefälschten Bibel braucht und gelesen wurden und maniger frummer bestendiger Christ, der ab der zerreissung ain grewel trug und doch der unverserten und unbefleckten Bibel begierig, hab ich den hohgenanten gnädigen Fürsten auß pflichtiger schuld und schuldiger underthäniger gehorsamen jhrs befelchs stat than und mit grosser stetwiriger mü das alt testament treülich verteutscht mit fleissigen anschawen und collationieren viler wol corrigierter büecher, auch in mangerlai sprachen, wa es die noturft erfordert.[1]

Besonderheiten

GOTT auf der ersten Seite der Genesis in der Edition von 1537

Dieser Brief weist wie die Bibelübersetzung selbst einige typisch bairische linguistische Merkmale auf, die damals auch in geschriebener Sprache üblich waren. Bei seiner Übersetzungsarbeit hat er sogar auf frühe althochdeutsche Bibeltexte zurückgegriffen, so ist bekannt, dass er die 1530 von Beatus Rhenanus wiederentdeckte Freisinger Handschrift F des Liber evangeliorum des Otfrid von Weißenburg verwendete.[2] Aus seinen Vorlagen, der Lutherbibel von 1534, der Dietenberger-Bibel und der Zürcher Bibel ersetzte er zahlreiche ostmitteldeutsche und schweizerdeutsche Wörter durch bairische, wie etwa das Wort „hügel“ durch „bühel“, „bersten“ durch „brechen“ und „beutel“ durch „seckel“. Viele oberdeutsche Wörter bei Eck verstehen aber selbst heutige Sprecher von bairischen Dialekten nicht mehr, da diese im Laufe der Zeit von neuhochdeutschen Ausdrücken verdrängt wurden. Dies führte dazu, dass die spätere germanistische Forschung die Bibel von Johannes Eck sehr negativ bewertete und sogar das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon über sein Werk schreibt:

Im Auftrag seiner Herzöge übertrug E. die Bibel in den bayrisch-schwäbischen Dialekt. Seine sprachlich ungenießbare Bibelübersetzung erschien 1537.[3]

Doch zu dieser Zeit schrieben selbst die kaiserlichen Kanzleien ein sehr ähnliches Oberdeutsch, das heute antiquiert und nach Dialekt klingt, damals allerdings Schriftsprache war (vgl. Oberdeutsche Schreibsprache).

In theologisch strittigen Interpretationsmöglichkeiten des Urtextes hielt sich Eck streng an die lateinische Vulgata und lehnte Rückgriffe auf die griechische Septuaginta und hebräische Masoreten ab. Besonders umstritten zwischen Katholiken und Protestanten war dabei die korrekte Übersetzung des Gotteslobs der Engel in der Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums, wo Eck gemäß dem lateinischen Text übersetzte und Luther nach dem griechischen:

  • Vulgata: gloria in altissimis Deo et in terra pax in hominibus bonae voluntatis
  • Eck: Ehr sei Got in der hoehe vnd frid auf erden/ den menschen die ains guoten willen sein.
  • Textus receptus: δοξα εν υψιστοις θεω και επι γης ειρηνη εν ανθρωποις ευδοκια
  • Luther: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede unter den Menschen des Wohlgefallens[4]

Die moderne Bibel- und Sprachwissenschaft hat jedoch gezeigt, dass sowohl aus dem lateinischen Text als auch aus dem griechischen grammatikalisch beide deutschen Übersetzungen möglich sind, was damals jedoch keine der beiden Seiten zugeben wollte. Interessanterweise verwenden moderne Versionen der Lutherbibel, etwa die Version von 1984, wieder eine Formulierung die von der Bedeutung jener von Eck gleich kommt (Lk 2,14 LUT). Eine Besonderheit der Eck-Bibel stellt auch die Verwendung des Wortes GOTT in Großbuchstaben dar, wo Luther zwischen HERR im göttlichen Sinn und HErr für eine Person, etwa dem Herrn eines Sklaven, unterscheidet. In Exodus 6,3 findet sich bei Eck außerdem erstmalig der Gottesname JHWH in einer deutschsprachigen Bibel, wenn auch nur in einer Randbemerkung ("Der name Adonai Jehoua").

Verbreitung

Die Bibel nach Johannes Eck, die in der Forschung auch als katholische Korrekturbibel bezeichnet wird, war in den oberdeutschen katholischen Regionen, besonders im Kurfürstentum Bayern, im Erzbistum Salzburg und in Österreich, lange Zeit in Verwendung und behielt ihre theologische und linguistische Wirkung bis ins 17. Jahrhundert. Die erste Auflage erschien im Juni 1537 beim Augsburger Verleger Krapff, allerdings bei dessen Druckern den Gebrüdern Alexander und Samuel Weissenhorn in Ingolstadt. Schon 1550 erschien bei den nun selbständigen Weissenhorns eine zweite Auflage und 1558 eine dritte. 1602 erstellte Tobias Hendschele[5] eine revidierte Fassung nach der neuen Sixtina-Vulgata die als vierte Edition beim Drucker Angermayer in Ingolstadt veröffentlicht wurde und als fünfte Auflage 1611 bei Wolter in Köln.[6] Während des Dreißigjährigen Krieges entstanden 1619 noch eine sechste und 1630 eine siebte und letzte Auflage. Im schweizer Lötschental war ein Exemplar der Eck-Bibel von 1550 lange Zeit die einzige deutschsprachige katholische Bibel des Kanton Wallis.[7]

Erhalten gebliebene Exemplare findet man heute in folgenden Bibliotheken: Universität Köln (1550), Württembergische Landesbibliothek (1537, 1550, 1558, 1611), UB Freiburg (1611), UB Basel (1537, 1550), UB Wien (1537), ÖNB (1537, 1550), UB Graz (1550), Theologische Hochschule Brixen (1537), im Lötschentaler Museum in Kippel (1550), sowie in Bayern in der UB Regensburg (1537), der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg (1537, 1602), der Staatsbibliothek Bamberg (1602), an der Universität Erlangen-Nürnberg (1537), der BSB München (1558, 1602, 1611) und natürlich in der KU Eichstätt-Ingolstadt (1537, 1550, 1602), dem Ort des Wirkens von Johannes Eck.

Weblinks

  • Bibel - Alt vnd new Testament, Weissenhorn, 1558, Online in der Google Buchsuche (Bayerische Staatsbibliothek)

Einzelnachweise

  1. Universität Münster - Briefwechsel Eck Nr. 321: Eck an Matthäus Lang, Ingolstadt 30-11-1536
  2. Erika Alma Metzger, Richard E. Schade: Sprachgesellschaften - Galante Poetinnen Seite 601 u. 602, Rodopi, 1989, ISBN 9051830459
  3. Friedrich Wilhelm Bautz: ECK (eigentlich Maier), Johann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 1452–1454.
  4. Kurt Scheuerer - Materialsammlung zur Religion: Eine umstrittene Stelle bei Lukas II (Philipp Wälchli, 1999)
  5. Bibliotheksinformationssystem für die Region Stuttgart: Onlinekatalog [Suche: Bibel, Eck]
  6. Universitätsbibliothek Freiburg: Eck, Johannes (Übers.); Hendschele, Tobias (Hrsg.): Bibel Alt vnnd New Testament : nach dem Text der H. Kirchen gebraucht / Erstlich durch D. Johan Ecken mit fleiß auff hochteutsch verdolmetscht. Jetzt aber von newem mit grosser Mühe nach dem jüngst Lateinischen Exemplar SIXTI V. inzifferirt vnd in vielen Eapitulen an gemangelten Versickeln trewlich ersetzt gebessert vnd gemehrt mit einem sehr reichlichen INDICE in massen zuvor nie außgangen allen Predigern vnd Seelsorgern vast nutz vnd nothwendig durch Tobiam Hendschelium. - Coelln : Wolter, 1611.
  7. Lötschentaler Museum: Bibel

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