Zürcher Bibel

Zürcher Bibel
Titelblatt der Zürcher Bibel von 1531. Diese von Froschauer gedruckte Version war für lange Zeit die textlich und gestalterisch bedeutendste Ausgabe der Zürcher Bibel.

Die Zürcher Bibel ist eine von der Reformierten Kirche Kanton Zürich herausgegebene deutsche Bibelübersetzung, die Wert auf grösstmögliche philologische Korrektheit legt.

Die Zürcher Bibelübersetzung ist in Deutschland weniger verbreitet, aber sie ist die gebräuchliche Bibelübersetzung der deutschsprachigen reformierten Kirchen in der Schweiz und ist damit, wie die Lutherbibel und die Einheitsübersetzung, eine Übersetzung von kirchenamtlichem Rang.

Inhaltsverzeichnis

Die Froschauer-Bibel

Die Ursprünge der Zürcher Bibel gehen auf die Reformation in Zürich unter Ulrich Zwingli zurück. In den Jahren 1524 bis 1529 erschienen beim Zürcher Buchdrucker Christoph Froschauer zuerst das Neue Testament und dann die einzelnen Teile des Alten Testaments nebst den Apokryphen. Der deutsche Text folgte zunächst der Übersetzung Martin Luthers, gelangte dann aber fünf Jahre vor Vollendung der Lutherbibel zum Abschluss. An der Übersetzung war neben Zwingli vor allem sein Freund Leo Jud, damals Pfarrer an der Kirche St. Peter (Zürich), beteiligt.

Die Froschauer-Bibel von 1531 enthielt eine Vorrede von Zwingli und Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel. Eine Neubearbeitung des Alten Testaments erfolgte mit der Ausgabe von 1540. 1574 erfolgte eine Revision des Neuen Testaments, 1589 wurde die Verseinteilung eingefügt.

Revisionen

Die von 1545 an Bibel Teutsch genannte Übersetzung war bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts in der Schweizerdeutsch basierten eidgenössischen Kanzleisprache verfasst; das Sprachsystem der kursächsischen Kanzlei wurde mit der Revision von 1665 übernommen.

Johann Caspar Ulrich (1705–1768), Pfarrer am Fraumünster und bedeutender Vertreter des Pietismus, versah die Biblia von 1755/1756, die später nach ihm Ulrichbibel genannt wurde, mit Vorreden, vielen Auslegungen und Nuzanwendungen … und nothwendigen Concordanzen.

Die letzte private Bibelausgabe erfolgte 1772 und erregte Anstoss durch ein dem Text vorangestelltes und im Geist der Aufklärung verfasstes Real-Wörterbuch der meisten biblischen Wörter, die es vorzüglich nöthig haben erklärt zu werden. Die Zürcher Bibel von 1817 wurde dann erstmals von der Zürcher Bibel- und Missionsgesellschaft herausgegeben.

Die Revision von 1907 bis 1931

Nach einer letzten Revision im Jahre 1868 und einem Neudruck davon im Jahre 1892 beschloss die Zürcher Kirchensynode 1907, die Zürcher Bibel wiederum einer Neubearbeitung zu unterziehen, und setzte dazu eine elfköpfige Kommission ein. Gemäss den Richtlinien war neben dem von der wissenschaftlichen Forschung so genau wie möglich ermittelten Urtext der Bibel „der neuen Uebersetzung in erster Linie der Wortlaut der Zürcher Ausgabe von 1892 zugrundezulegen. Ueberall aber ist er auf seine Richtigkeit genau zu prüfen, und wo er in Widerspruch steht mit dem wirklichen Sinn oder mit dem richtig erstellten Grundtext, oder wo er sonst ungenau, unklar, unschön ist, soll er verbessert werden. Hierbei sind die besten vorhandenen Uebersetzungen in erster Linie zu benutzen; nur wo diese ungenügend sind, ist neuer Ausdruck zu suchen.“ Die Revision gelangte 1931 zum Abschluss und stellte mehr oder weniger eine Neuübersetzung dar.

Die Zürcher Bibel von 1931 gehört zu den strukturtreuen Übersetzungen und legt dabei grossen Wert auf philologische Genauigkeit. In den reformierten Landeskirchen der Schweiz, aber auch den evangelischen theologischen Fakultäten und Hochschulen Deutschlands wird sie als zuverlässige deutsche Bibelübersetzung geschätzt.[1] Bezüglich Texttreue wird sie bei Vergleichen von Bibelübersetzungen meist nahe bei der Elberfelder Bibel gesehen und oft als etwas lesbarer als diese beschrieben. Wegen ihrer betont sprachwissenschaftlichen und theologisch neutralen Ausrichtung und ihrer Entstehung im Umfeld der liberalen Theologie der reformierten Zürcher Landeskirche wird sie in freikirchlichen Kreisen im Gegensatz zur Elberfelder Bibel eher misstrauisch betrachtet.

Die neue Zürcher Bibel

1984 beschloss die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Zürich eine Neuübersetzung, einerseits wegen der Fortschritte in Bibelwissenschaft und Philologie, andererseits auch wegen der Veränderungen in der deutschen Sprache. Als Ziel wurde vorgegeben, „eine wissenschaftlich zuverlässige und sprachlich sorgfältige Übersetzung für die Gegenwart, verwendbar in Gottesdienst und Unterricht“ zu schaffen.[2]

Das Alte Testament wurde in der Hauptsache von drei Personen übersetzt: Einem Hebraisten, einem Exegeten und dem Germanisten Johannes Anderegg. Zu diesem Kernteam kamen Gegenlesegruppen, die den Text auf bestimmte Aspekte kontrollierten, so beispielsweise ein jüdisches Team mit einem Rabbiner, das auf etwaige versteckte antisemitische Aussagen überprüfte,[3] oder eine Frauenlesungsgruppe, die auf allfällige Diskriminierungen durch die Übersetzung aufmerksam machen sollte.

Neu übersetzt wurden Ausdrücke, die heute missverständlich oder unzeitgemäss wären. Aus dem „entehrten Weib“ wurde eine „vergewaltigte Frau“; im Römerbrief (Röm 1,32 EU) wurde „ihr Wohlgefallen an denen haben, die es verüben“ zu „sie beklatschen auch noch, die es so treiben“. Andererseits vermied man möglichst, den Text zu interpretieren – wo im Urtext die Auslegung offen ist, liess man das so.

Vorab veröffentlicht wurden die vier Evangelien und die Psalmen (1996) sowie Hiob, Kohelet und das Hohelied (1998).

Am 24. Juni 2007 wurde die neue Bibel in einem feierlichen Akt im Grossmünster der Öffentlichkeit übergeben. Das Werk erschien zeitgleich in verschiedenen Grössen und Ausstattungen, teils mit Bilderanhängen; die typografische Gestaltung stammt von dem niederländischen Grafiker Christoph Noordzij. Die neue Zürcher Bibel wurde unerwartet zum Bestseller: Bereits in den ersten zehn Tagen wurden 11'000 Bibeln verkauft.[4]

Quellen

  1. z.B. Ulrich Knellwolf: Zu Babel ein Turm; PDF 24kb
  2. TVZ-Verlag: Die neue Übersetzung der Zürcher Bibel
  3. St. Galler Tagblatt (14. Juli 2007): Satz für Satz „deutsch gemacht“
  4. Katholische Internationale Presseagentur (6. Juli 2007): Die neue Zürcher Bibel ist ein Bestseller; PDF 100 kB

Literatur

  • Hans Rudolf Lavater: Die Froschauer Bibel 1531. Nachwort zur verkleinerten, faksimilierten Ausgabe der Zürcher Bibel 1531. In: Die gantze Bibel der vrsprünglichen ebraischen und griechischen waarheyt nach auffs aller treüwlichest verteütschet. Theologischer Verlag, Zürich 1983, ISBN 3-290-11529-1, S. 1361–1422.
  • Traudel Himmighöfer: Die Zürcher Bibel bis zum Tode Zwinglis (1531). Darstellung und Bibliographie. von Zabern, Mainz 1995, ISBN 3-8053-1535-X (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 154 Abteilung Religionsgeschichte), (Zugleich: Mainz, Univ., Diss., 1992/93).
  • Hans Rudolf Lavater: Die Zürcher Bibel 1524 bis heute. In: Urs Joerg, David Marc Hoffmann (Hrsg.): Die Bibel in der Schweiz. Ursprung und Geschichte. Schwabe, Basel 1997, ISBN 3-7965-1004-3, S. 199–218.
  • Thomas Krüger: Zur Revision der Zürcher Bibel (Altes Testament). Ein Werkstattbericht aus exegetischer Sicht. In: Walter Groß (Hrsg.): Bibelübersetzung heute. Geschichtliche Entwicklungen und aktuelle Herausforderungen. Stuttgarter Symposion 2000. In memoriam Siegfried Meurer. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2001, ISBN 3-438-06252-6, S. 301–327 (Arbeiten zur Geschichte und Wirkung der Bibel 2), (PDF; 169 KB).
  • Evangelisch-Reformierte Landeskirche des Kantons Zürich (Hrsg.): Zürcher Bibel. 2007. Verlag der Zürcher Bibel, Zürich 2007, ISBN 978-3-85995-240-9.
  • Christoph Sigrist (Hrsg.): Die Zürcher Bibel von 1531. Entstehung, Verbreitung und Wirkung. Theologischer Verlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-290-17579-5.

Weblinks


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