Eduard Paul Tratz

Eduard Paul Tratz

Eduard Paul Tratz (* 25. September 1888 in Salzburg; † 5. Januar 1977 in Salzburg) war ein österreichischer Zoologe.

Paul Eduard Tratz studierte zunächst sechs Semester lang am Zoologischen Institut der Universität Innsbruck. Er volontierte anschließend an verschiedenen europäischen Museen, so auch 1910 in Sarajevo und 1911 in Berlin. 1912 wurde er Assistent an der Biologischen Station auf Helgoland. 1913 gründete er die Adria-Vogelwarte auf Brioni. Er ist Gründer des Österreichischen Ornithologischen Instituts Hellbrunn (1914) und des Museums Haus der Natur in Salzburg (1924), dessen Direktor er fortan war. Wegen seiner grundlegenden Forschungen auf dem Gebiet der Vogelkunde wurde ihm 1923 von der Universität Innsbruck die Ehrendoktorwürde verliehen. Die Republik Österreich verlieh ihm 1935 zum zehnjährigen Bestehen des Hauses der Natur den Professorentitel. Tratz hat einige hundert naturwissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Zoologie veröffentlicht. Er lehrte an der Universität Innsbruck.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Tratz viele Titel verliehen: SS-Hauptsturmführer, Träger von Totenkopfring und Blutorden. Das Haus der Natur wurde damals zu einer Abteilung der von SS-Reichsführer Himmler gegründeten pseudowissenschaftlichen Stiftung "Ahnenerbe", die sich der Rassenhygiene verschrieben hatte. Gemeinsam mit dem Anatomen August Hirt und dem Biologen und Naturphilosophen Eduard May nahm er als Abteilungsleiter der Stiftung an Diskussionsveranstaltungen des Ahnenerbes teil. Sein Büchlein Natur ist alles war 1943 im Verlag der Ahnenerbe-Stiftung herausgegeben worden.

Tratz machte während der NS-Zeit folgende umstrittene Aussage im Sinn der Evolutionslehre: „In freier Natur werden solche Krüppel und Missgeburten rücksichtslos ausgemerzt - auch viele ursprüngliche Völkerstämme halten an dieser natürlichen Auslese fest. […] Doch kann ein Volk an Körper und Seele nur dann gesund und kräftig bleiben, wenn es sich auch diesem Naturgesetz wenigstens in bedingtem Maße über Gefühlsregungen hinweg unterstellt.“

Trotzdem gelang Tratz die Rückkehr als Direktor des Museums Haus der Natur in Salzburg. 1963 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

Inhaltsverzeichnis

Würdigung

Anlässlich des 80. Geburtstages im Jahr 1969 vergibt der Naturschutzbund Österreich die Eduard-Paul-Tratz-Medaille an verdiente Personen in den Ausprägungen Gold und Silber.

Werke

  • Versuch einer Bearbeitung des Herbstzuges der Waldschnepfe auf Helgoland nach historischem und modernem Material, Neudamm 1913 (64 S.).
  • Alpenländisches Vogelmerkbüchlein, Salzburg 1919 (43 S.).
  • Vom Leben der Beschwingten, Leipzig 1923 (233 S.).
  • Alpenvögel - Ein Handbuch zur Auffindung und Beobachtung der Vögel in den österreichischen Alpenländern, Salzburg 1930 (51 S.).
  • Vom Auto aus - Beobachtungen und Betrachtungen, 1931 (236 S.).
  • Alpenwild in Vergangenheit und Gegenwart, Salzburg 1934 (91 S.).
  • Natur ist alles. Ein Buch zum Lesen, Anschauen und Nachdenken, Berlin 1943 (123 S.).
  • Tiere der Berge, Seebruck am Chiemsee 1953 (203 S.).
  • KWA HERI! Ostafrikanische Safari; Salzburg 1966 (188 S.).
  • Das große Ostalpenbuch, Wien/München 1969.
  • 45 Jahre Haus der Natur, 1969.
  • Die Zukunftsaufgabe der naturhistorischen Museen, 1970.

Literatur

  • Eduard Paul Tratz, Festschrift anlässlich der Vollendung seines 70. Lebensjahrs am 25. September 1958 (J. Klaus, A. Bäck und A. Schemel, Hrsg.), Salzburg 1958. (Mit ausführlicher Bibliographie und einem Portrait des Jubilars.)
  • Eduard Paul Tratz (Hrsg.), Wegweiser durch das Haus der Natur in Salzburg, Salzburg 1980 (67 S.).
  • Robert Hoffmann, Ein Museum für Himmler. Eduard Paul Tratz und die Integration des Salzburger „Hauses der Natur“ in das „Ahnenerbe“ der SS. In: Zeitgeschichte, 35 (2008), H. 3, 154-175.

Weblinks

Literatur von und über Eduard Paul Tratz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek


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