Eduard Paulus

Eduard Paulus
Eduard von Paulus d. J.

Eduard von Paulus d. J. (* 16. Oktober 1837 in Stuttgart; † 16. April 1907 ebenda), war ein deutscher Kunsthistoriker und Prähistorischer Archäologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er ist der Urheber des besonders von Schwaben und insbesondere Württembergern vielzitierten Vierzeilers:

Der … und der Hegel,
der … und der Hauff,
das ist bei uns die Regel,
das fällt hier gar nicht auf.

Der erste Teil der beiden Reimpaare wird heute jeweils beliebig mit Schiller, Schelling, Uhland, Mörike, Kerner oder Hölderlin aufgefüllt, wohingegen Hegel und Hauff des Reimes wegen feststehen. Die Ursprungsfassung lautete:

Wir sind das Volk der Dichter,
Ein jeder dichten kann,
Man seh’ nur die Gesichter
Von unser einem an.
Der Schelling und der Hegel,
der Schiller und der Hauff,
das ist bei uns die Regel,
das fällt hier gar nicht auf.

Nach dem Abitur studierte Eduard Paulus Architektur an der Polytechnischen Hochschule in Stuttgart, wo er 1858 Mitglied des Corps Stauffia wurde, danach Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität München. 1868 wurde er promoviert. Seine erste Stelle erhielt er im Statistischen Landesamt in Stuttgart, wo er als Mitarbeiter seines Vater Karl Eduard Paulus (genannt Eduard Paulus der Ältere) bei der allgemeinen Landesbeschreibung für Württemberg tätig war. 1873 wurde er Landeskonservator und 1893 Vorstand der Staatssammlung der Kunst- und Altertumsdenkmäler in Stuttgart.

Bei seiner Tätigkeit als Archäologe sind besonders seine Beiträge zur Limesforschung und zur Ausgrabung der keltischen Heuneburg hervorzuheben.

Daneben betätigte er sich als Schriftsteller.

Interpretation

Peter Bamm bezeichnete den Vierzeiler als einen der arrogantesten Sätze, mit denen ein Volksstamm angibt. Und im Kontext von „Wir können alles außer Hochdeutsch“[1] wird er heute vielfach so genutzt.

Bei Paulus ist dies differenzierter zu betrachten. Der Vierzeiler entstammt einer wilden Parodie, die als „Trümmer“ aus einer politischen Komödie „Götterdämmerung“ in seinen 1897 erschienen „Arabesken“ veröffentlicht wurde. Darin treten in einem Walhall, das der Dichter auf die Heide bei Jüterbog ansiedelt – schon zu Preußens Zeiten der größte militärische Schießplatz – eine muntere Mischung von Charakteren auf: Germanische Götter wie Wodan, Freia und Loki, aber auch Dichter und Geister von Dichtern sowie Chöre wie der Chor der Arbeiter, der Chor der Gründer und der Chor (bismarckfreundlicher) Nationalliberaler … und Die Sieben Schwaben. UhlandsDer gute Kamerad“ wird zitiert, ebenso Theobald Kerners „Auswandererlied“. Mit der Anspielung auf das „Weltgericht“ wird sowohl auf Schiller als auch Bengel Bezug genommen. Allgemein bekannte und in die Umgangssprache eingegangene Anekdoten über württembergische Sozialisten werden ebenfalls eingeflochten.

Karl Moersch[2] ordnet diese vielfältigen Anspielungen in seiner Rezension in die politische Situation Württembergs innerhalb des Deutschen Kaiserreichs nach Bismarcks Entlassung und der wilhelminischen Ära ein. So sei Paulus zwar durchaus, typisch unschwäbisch, zur Selbstironie fähig, aber das württembergische Bildungsbürgertum, einschließlich seines Königs und auch Vertreter der heutigen Generation seien sich bei aller machtpolitischen Unterlegenheit einer auf einer württembergspezifischen langen Bildungstradition begründeten geistigen Überlegenheit stets bewusst gewesen und hätten diese, quasi kompensatorisch, sehr zum Missfallen ihrer Gegenüber auch kundgetan.

Auszeichnungen

1904 wurde Eduard von Paulus das Ehrenkreuz des Ordens der Württembergischen Krone verliehen,[3] mit dem der persönliche Adelstitel verbunden war.

Werk (Auswahl)

  • Aus meinem Leben – Gedichte (1867)
  • Bilder aus Deutschland – Reise durch Deutschland (1869)
  • Die Cisterzienser-Abtei Maulbronn (1889)
  • Ein Ausflug nach Rom – Vortrag zum Besten der Olga-Heilanstalt (1870)
  • Arabesken (1897)
  • Heimatkunst – Neue Lieder und Elegien (1902)

Einzelnachweise

  1. Slogan der Kampagne
  2. gebhardt-paulus-hoffmann.org
  3. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1907, Seite 38

Weblinks

 Wikisource: Eduard Paulus der Jüngere – Quellen und Volltexte



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Karl Eduard Paulus — Eduard Paulus der Ältere Karl Eduard Paulus – später Personaladel von Paulus – (* 30. Januar 1803 in Berghausen bei Speyer; † 16. Juni 1878 in Stuttgart) war ein württembergischer Topograph. Von 1824 bis zur Pensionierung 1877 gehörte… …   Deutsch Wikipedia

  • Paulus — ist der Name folgender Personen: Paul, lateinische Form – dort auch zu Namensträgern Heiliger Paulus, diverse christliche Heilige Familienname: Andreas Paulus (* 1968), deutscher Rechtswissenschaftler Anete Paulus (* 1991), estnische… …   Deutsch Wikipedia

  • Paulus (Apostel) — Paulus von Tarsus (griechisch παΰλος, hebräischer Name שָׁאוּל, Scha ul, davon lat.: Saulus; † nach 60, eventuell in Rom) ist nach der Überlieferung des Neuen Testaments (NT) der erste und wichtigste Theologe der Christentumsgeschichte und neben… …   Deutsch Wikipedia

  • Paulus (Bibel) — Paulus von Tarsus (griechisch παΰλος, hebräischer Name שָׁאוּל, Scha ul, davon lat.: Saulus; † nach 60, eventuell in Rom) ist nach der Überlieferung des Neuen Testaments (NT) der erste und wichtigste Theologe der Christentumsgeschichte und neben… …   Deutsch Wikipedia

  • Eduard Freiherr von Böhm-Ermolli — Eduard von Böhm Ermolli (um 1897) Eduard Freiherr von Böhm Ermolli (* 12. Februar 1856 in Ancona, damals Kirchenstaat; † 9. Dezember 1941 Troppau, Sudetenland) war ein Feldmarschall der k.u.k. Armee und Heerf …   Deutsch Wikipedia

  • Paulus von Tarsus — (griechisch Παῦλος, hebräischer Name שָׁאוּל, Scha ul, davon lat.: Saulus; † um 65, vermutlich in Rom) war nach dem Neuen Testament (NT) ein erfolgreicher Missionar des Urchristentums und einer der ersten Theologen der Christentumsgeschichte. In… …   Deutsch Wikipedia

  • Eduard der Märtyrer (England) — Eduard der Märtyrer Eduard der Märtyrer oder Eadweard II. (* um 962; † 18. März 978) war von 975 bis zu seiner Ermordung im Jahre 978 König von England. Eduard war der Sohn von König Edgar und dessen Frau Æthelflæd. Eduards Thronanspruch wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Paulus Potter — Porträt, gemalt von Bartholomeus van der Helst Paulus Pieterszoon Potter (getauft 20. November 1625 in Enkhuizen; begraben 17. Januar 1654 in Amsterdam) war ein niederländischer Kunstmaler des Barock …   Deutsch Wikipedia

  • Paulus Stephanus Cassel — (eigentlich Selig Cassel; * 27. Februar 1821 in Glogau, Schlesien; † 23. Dezember 1892 in Berlin Friedenau) war ein deutscher Journalist, christlicher Theologe und Schriftsteller jüdischer Herkunft. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Eduard der Märtyrer — oder Eadweard II. (* um 962; † 18. März 978) war von 975 bis zu seiner Ermordung im Jahre 978 König von England. Eduard war der Sohn von König Edgar und dessen Frau Æthelflæd. Eduards Thronanspruch wurde energisch von einer Gruppe um seine… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”