Brijuni

Brijuni
Brijuni-Inseln / Brijuni
Brijuni (Kroatien)
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44.91666666666713.766666666667
Basisdaten
Meer: Adriatisches Meer
Lage: Nördliche Adria
Staat: Kroatische Flagge Kroatien
Gespanschaft: Wappen der Gespanschaft Istrien Istrien
Fläche: 7.42 km²
Einwohner: 0
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Karte der Brijuni-Inseln

Der Nationalpark Brijuni-Inseln (ital. Brioni) ist eine kleine Inselgruppe in der kroatischen Adria. Sie liegt vor der Küste der historischen Region Istrien nur wenige Kilometer von der Küstenstadt Pula entfernt. Zur Inselgruppe gehören 14 einzelne Inseln. Die Gesamtfläche des Parks beträgt inklusive der umgebenden Wasserflächen 36 km².[1] Nur die Größte, Veli Brijun, besitzt Hotelanlagen und kann frei besucht werden. Auf den anderen Inseln befinden sich teilweise staatseigene und private Immobilien, die bewacht werden.

Die Brijuni-Inseln sind für ihre landschaftliche Schönheit und den Abwechslungsreichtum bekannt. Die gesamte Inselgruppe steht unter Naturschutz. Der Nationalpark Brijuni wurde Im Jahr 1983 gegründet. Auf Veli Brijun gibt es ein weitläufiges Tiergehege.

Die Inselgruppe Brijuni kann man über Schiffsverbindungen von Fažana oder von Pula aus erreichen. Das Anlegen mit privaten Booten ist nur im Hafen der Hauptinsel gestattet. Außerdem ist tauchen im Nationalpark nur von lizenzierten Tauchzentren aus erlaubt.[2]

Inhaltsverzeichnis

Das Schiff, mit dem man auf die Hauptinsel gelangt

Geschichte

Ruinen des Venustempels
Ruinen des Byzantinischen Kastells

Es gibt Überreste aus allen Zeitepochen – angefangen von den Dinosauriern, die an mehreren Stellen der Insel ihre Spuren hinterlassen haben. Die Inseln waren schon in vorantiker Zeit bewohnt. Archäologische Spuren deuten auf eine Erstbesiedlung um etwa 3000 v. Chr. hin. Aus römischer Zeit stammen die Ruinen in der Val Catena-Bucht / Uvala Verige. Auf einer Länge von über einem Kilometer breitet sich dort die größte villa maritima des adriatischen Meeres aus, die in etwa claudischer Zeit aus zwei wohl spätrepublikanischen villae rusticae entstand. Ein großes Terrassen-Wohngebäude, ein kleiner Tempelbezirk mit drei Tempeln, eine Bibliothek, Zisternen, eine Badeanlage (balnea) sowie einem Wirtschaftstrakt mit Wein- bzw. Ölproduktionsstätte; in späterer Zeit entstand in den Ruinen eine Färberei. Auf dem gesamten Archipel finden sich in augusteischer Zeit 7 villae rusticae sowie eine saline und ein Steinbruch. Das byzantinische Castrum n der Val Madonna entstand ebenfalls aus einer villa rustica und diente ab etwa dem 5. Jahrhundert als einzige befestigte Siedlung der Insel zum Schutz vor Seeräubern. In der Nähe findet sich die frühchristliche Basilika St. Madonna sowie die Reste der Kirche St. Peter. Im Zentrum der Insel, am heutigen Jachthafen, befand sich ein Kastell aus venezianischer Zeit, von dem heute noch ein Wehrturm erhalten ist und die St. Germanuskirche mit Kopien der Fresken von Beram und glagolytischen Schriften. Bis 1797 venezianisch wurden die Inseln Teil des österreichischen Küstenlands. Im Jahr 1866 versammelte Admiral Wilhelm von Tegetthoff die österreichische Flotte im Kanal von Fažana und führte sie von dort aus in die Seeschlacht von Lissa (heute Vis).

Tafel zum Gedenken an Robert Koch auf Veli Brijun

Im Jahr 1893 kaufte der österreichische Industrielle Paul Kupelwieser die Inseln und machte sie bewohnbar. Der Grund für die „Unbewohnbarkeit“ war die Krankheit Malaria. Kupelwieser las in einer Zeitung, dass Robert Koch in Italien Forschungen über die Malaria machen wollte. Er schrieb ihm daraufhin einen Brief und erläuterte die Situation auf der Insel. 1900/01 besuchte Koch die Insel zweimal. Als Überträger der Malaria identifizierte Koch die Anopheles-Mücke. Die Ausrottung der Malaria erfolgte durch mehrere Aktionen, nämlich die Durchimpfung der Personen auf der Insel (v.a. Arbeiter, die z.T. aus dem Zuchthaus von Capodistria kamen, und natürlich die Bewohner) und die Sanierung der Teiche mittels Petroleum. Das verhinderte die Vermehrung und begünstigte somit die Reduzierung oder Abwanderung der Mücke. Noch heute erinnert ein Denkmal an Robert Kochs Besuch auf der Insel (von Joseph Engelhart 1902).

Brioni als Treffpunkt der eleganten Welt um 1910

In der Zeit vor dem ersten Weltkrieg waren sie ein Treffpunkt für den Adel und das gehobene Bürgertum, auch zahlreiche Künstler besuchten die Insel. 1913 gründete Eduard Paul Tratz die Adria-Vogelwarte.

Im Ersten Weltkrieg war die Insel U-Boot Stützpunkt der k.u.k Kriegsmarine.

Von 1918 bis 1943 gehörte Brioni zu Italien, dann zwei Jahre zu Deutschland. Daher wurden die Inseln 1945 bombardiert - fast alle Gebäude an der Westseite und das Seebad Saluga wurden zerstört, ebenso das Hotel Neptun 1. Große Schäden trug auch Neptun  III davon. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Inseln an Jugoslawien und wurden wie auch der größte Teil Istriens Teil Kroatiens.

Präsident Josip Broz Tito mit Eleanor Roosevelt auf Brijuni (Juli 1953)

Von 1947 an hatte der jugoslawische Staats- und Parteichef Tito hier eine seiner bevorzugten Residenzen, die gesamte Inselgruppe war damit für die gewöhnliche Bevölkerung verboten. Die Reste der alten Gebäude wurden z.T. abgerissen, z.T. neu aufgebaut und renoviert. Tito empfing auf Brijuni gern und häufig Staatsgäste und zahlreiche Hollywoodstars. 1956 unterzeichnete der damalige Präsident Tito auch das Abkommen zur Gründung der Blockfreien Staaten zusammen mit den Präsidenten Nehru und Nasser auf der Insel, welches dadurch als Brioni-Deklaration bezeichnet wird. Nach Titos Tod (1980) wurden die Inseln zum Nationalpark. Die Insel Veli Brijun wird weiterhin von der kroatischen Regierung für Staatsempfänge und als Sommerresidenz des kroatischen Präsidenten genutzt.

Auf Veli Brijun wurde mit der Brioni-Erklärung im Jahr 1991 der 10-Tage-Krieg in Slowenien mit Belgrad beendet.

Tourismus

Seit 1985 kann die Hauptinsel wieder von Touristen besucht werden. Ausgangspunkt ist der Hafen von Fazana. Die Buchung erfolgt über den Nationalpark bzw die Hotelverwaltung oder große Reisebüros (in Deutschland Bemextours in München, in Österreich Reisebüro Adria in Wien), es gibt zweimal im Jahr eine Bustour von Wien aus (Elitetours). Kurzbesucher erwartet eine geführte 4stündige Inselrundfahrt mit einer Elektrobahn (auch durch den Safaripark) und die Besichtigung der St. Germanuskirche mit Kopien der Fresken von Beram, eines Museums mit ausgestopften Tieren, die Tito geschenkt wurden und eines Tito-Museums, das jetzt auch einen Raum zum Gedenken an Kupelwieser beherbergt. Je nach Zeit sind Pausen im Byzantinischen Castrum oder in der Römerbucht vorgesehen.

Das Hotel Carmen auf Veli Brijun

Seit einigen Jahren laufen Bestrebungen, die Inseln mittels ausländischer Investoren (v. a. des italienischen Modehauses „Brioni“) zu einem Refugium ausschließlich der Reichen und Schönen zu machen. So ist, nachdem man schon vor Jahren begonnen hat, wieder Polo zu spielen und Pferderennen abzuhalten, geplant, ein 8000 Quadratmeter großes „Wellnesscenter“, Casino, Golfhotel und allerlei 5-Sterne-Restaurants und -Hotels zu errichten. Diese Pläne werden unter anderem von Umweltschützern kritisiert.
Mittlerweile scheint dieses Bestreben nicht mehr aktuell zu sein, da der Status Nationalpark und nationale Gedenkstätte allen zerstörerischen Veränderungen im Wege steht.

Flora

Der uralte Olivenbaum
Wild wachsende Kaktusfeigen

Auf den Inseln existieren rund 680 Pflanzenarten, von denen viele im übrigen Istrien gefährdet sind und die sich hier frei entwickeln können. Bekannt sind die großen Eichenwälder. Neben verschiedenen einheimischen mediterranen Spezies wie Stechpalmen, Myrten, Erdbeerbäumen, Mastixsträuchen, Manna-Eschen oder Besenheiden leben hier auch importierte Arten wie Pinien, diverse Kiefern und Zedern wie Libanonzedern, Eukalypten, Tannen, Mammutbäumen oder Zypressen. Auch exotische Pflanzen wie Palmen und Kakteen sind großzügig gepflanzt.

Eine besondere Sehenswürdigkeit stellt der sog. uralte Olivenbaum dar. Anhand der C-14 Methode wurde festgestellt, dass dieser rund 1600 Jahre alt ist.[3]

Fauna

Istrische Ochsen im Ethno-Park
Nilgauantilopen im Safaripark

Über 250 Vogelarten, beispielsweise seltene Kormorane, finden sich hier. In einer Saline wurde ein Vogelschutzgebiet eingerichtet. An freilebenden Säugetieren finden sich auf der Insel Feldhasen und importierte Hirsche, Rehe und Europäische Mufflons. Die Insel ist von unzähligen Pfauen, Eidechsen, Käutzchen, Möwen und Zikaden bevölkert.

Es gibt auch einen Ethno-Park, in dem ein typisch istrischer Hof mit istrischen Ochsen (Boškarin), istrischen Schafen (Pramenka), Eseln und Ziegen vorgestellt wird.

Eine der größten Sehenswürdigkeiten der Inseln ist der Safaripark am nördlichen Ende Veli Brijuns; seit 1979 werden hier Elefanten, Lamas, Zebras, Nilgauantilopen, somalische Schafe, heilige indische Kühe, Esel und Strauße präsentiert.
Nachdem der Elefant Sony im Frühjahr verstorben ist, ist seine Frau Lanka allein.

Star der Insel ist Titos Gelbhaubenkakadu Koki, der auch 30 Jahre nach dem Tod seines Herrchens noch so lachen und husten kann wie er.

Einzelnachweise

  1. Offizielle Seite des Nationalparks
  2. [1]
  3. vgl. brijuni.hr - Ancient olive tree (engl.)

Bücher

  1. Hans Werner Sokop: Brioni - Gedichte aus Istrien. Wiener Geschützte Werkstätten 1992
  2. Hans Werner Sokop: Gedichte im Haiku-Takt Über Brioni. Wiener Geschützte Werkstätten 2002
  3. Hans Werner Sokop: Immer wieder nach Brioni. Istrianische Sonette. Vindobona, Horitschon 2009

Weblinks


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