- Eduard van Beinum
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Eduard van Beinum (* 3. September 1900 in Arnheim; † 13. April 1959 in Amsterdam) war ein niederländischer Dirigent.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Eduard van Beinum begann als Bratscher in der Arnhemse Orkestvereniging, wo schon sein Vater Kontrabass und sein Bruder Geige spielte. Außerdem spielte er Klavier und trat sowohl solo wie auch mit seinem Bruder zusammen auf. Er wurde zunächst Dirigent des Haarlem Symfonieorkest (1927-31), das er zu einem höheren Standard führte. 1929 erhielt er die erste Einladung des Concertgebouworkest Amsterdam, 1931 rückte er dort auf die freigewordene Stelle des Zweiten Dirigenten. Van Beinum wurde schnell von den Orchestermusikern verehrt, da er sie als Partner sah und ihnen nicht seinen eigenen Willen aufzwang wie Chefdirigent Willem Mengelberg. Das Publikum war zu dieser Zeit allerdings weniger von van Beinum überzeugt, da sie eine unbedingte Persönlichkeit wie Mengelberg gewohnt waren und auch van Beinums objektive Lesarten im Verhältnis zu Mengelbergs kalt und oberflächlich fanden. Van Beinum erhielt laufend Angebote für Chefdirigentenposten anderer niederländischer Orchester; als 1937 das Residentie Orkest Den Haag, das als das zweitbeste in den Niederlanden nach dem Concertgebouworkest galt, anfragte, war van Beinum zunächst nicht abgeneigt. Die Musiker und die Verwaltung des Concertgebouworkest wollten ihn aber unbedingt halten und machten ihn zum Zweiten Chefdirigenten neben Mengelberg. Nachdem gegen Mengelberg aufgrund seiner Deutschland-freundlichen Haltung während des Krieges in den Niederlanden 1945 ein sechsjähriges Exil verhängt wurde, blieb die Rolle des nunmehr einzigen Chefdirigenten bei van Beinum. Daneben hielt er den gleichen Posten 1948 und 1949 beim London Philharmonic Orchestra. Bereits in dieser Zeit litt van Beinum an Herzproblemen, so dass sich dieses Orchester einen anderen Dirigenten suchte. Während der Saison 1950/51 konnte er kaum auftreten. Von 1956 bis zu seinem Tode war er auch Musikdirektor des Los Angeles Philharmonic Orchestra. Van Beinum starb 1959 während einer Probe von Brahms 1. Sinfonie mit dem Concertgebouworkest an einem Herzinfarkt. Er wurde an seinem Wohnort in dem Dorf Garderen in der Veluwe-Region beigesetzt. Als Nachfolger beim Concertgebouworkest hatte er (nicht offiziell) Bernard Haitink vorgesehen.
Van Beinum war das Gegenteil des eigenwilligen und dominanten Mengelberg. Er respektierte die Orchestermusiker und erlaubte ihnen viele interpretatorische Freiheiten. Sein Stil war sehr objektiv, aber – auch aufgrund seiner meist raschen Tempi – dennoch selten langweilig. Er war der Ansicht, dass sich der Gehalt eines Werkes stärker verdeutliche, wenn man die Musik für sich selbst sprechen lässt und nicht jede Nuance betont.[1] Die großartige Virtuosität des Concertgebouworkest aus der langen Mengelberg-Phase konnte er halten, erreichte aber darüber hinaus eine außerordentliche Schönheit des Klanges sowie große Natürlichkeit und permanente Spannung des musikalischen Flusses.
Van Beinums Tonaufnahmen, die zum größten Teil in mono sind (Philips begann erst 1957 mit Stereo-Aufnahmen) hielten sich noch bis in die Sechziger Jahre im Katalog, solange Mono-Abspielgeräte weit verbreitet waren. Später gerieten sie in Vergessenheit, da van Beinum nicht den Ruhm eines historisch bedeutsamen Dirigenten wie Toscanini oder Furtwängler genoss und wurden im Wesentlichen erst seit den Neunziger Jahren auf CD wiederveröffentlicht. Zu seinen bedeutendsten Aufnahmen zählen die Sinfonien von Johannes Brahms und die letzten drei Sinfonien von Anton Bruckner für Philips. Auch französische Musik (v. a. Berlioz, Debussy und Ravel) dirigierte er häufig, auch für Tonaufnahmen, daneben viele zeitgenössische niederländische Komponisten, darunter viele in Uraufführungen.
Weblinks
- Komplette Diskographie mit dem Concertgebouworkest
- Ausführliche Biographie (englisch)
- Kurzbiographie sowie Bilder von neun originalen Decca-Plattenhüllen
Literatur
- K.Ph. Bernet Kempers, Marius Flothuis (red.): Eduard van Beinum. Gottmer, Haarlem / Antwerpen, 1959. (niederländisch)
- Bart van Beinum: Eduard van Beinum. Over zijn leven en werk. Thoth, Bussum, 2000. ISBN 90-6868-263-6 (niederländisch)
- Truus de Leur: Eduard van Beinum 1900-1959. Musicus tussen musici. Thoth, Bussum, 2004. ISBN 90-6868-359-4 (niederländisch)
Quellen
- ↑ nach Holmes: Conductors - a Record collector's Guide, London 1988
Willem Kes (1888–95) | Willem Mengelberg (1895–1945) | Eduard van Beinum (1945–1959) | Bernard Haitink (1963–1988) | Riccardo Chailly (1988–2004) | Mariss Jansons (seit 2004)
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