- Egelschnecken
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Egelschnecken Schwarzer Schnegel (Limax cinereo-niger)
Systematik Unterklasse: Orthogastropoda Überordnung: Heterobranchia Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata) Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora) Überfamilie: Limacoidea Familie: Egelschnecken Wissenschaftlicher Name Limacidae Rafinesque-Schmaltz, 1815 Die Egelschnecken oder Schnegel (Limacidae) sind eine Familie von in Europa heimischen, bis zu 20 cm langen Nacktschnecken aus der Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora). Die ältesten Vertreter der Egelschnecken wurden im Oligozän (Paläogen) der Rhön gefunden.[1]
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Alle Vertreter der Egelschnecken besitzen noch im Weichkörper ein kleines, etwas unregelmäßiges Kalkplättchen, das phylogenetisch den Rest des ursprünglichen Schneckengehäuses darstellt. Sie sind zwischen 5 und 250 mm[2] lang. Die Arten sind sehr variabel in der Färbung. Der relativ große Mantel liegt im vorderen Teil des Körpers und weist ein konzentrisches Ringmuster auf. Die Tiere besitzen zwei Paare Tentakeln, ein kürzeres vorderes Paar und ein etwas längeres hinteres Paar, an deren Enden die Augen sitzen. Das Atemloch liegt zwar in der vorderen Hälfte des Körpers, jedoch leicht oder deutlich hinter der Mitte des Mantelschildes auf der rechten Körperseite. Zwischen Atemloch und rechtem Tentakel liegt die Genitalöffnung. Der Fuß bildet an der Oberseite einen leicht-gewölbten Kiel: er zieht sich aber nicht bis zum hinteren Rand des Mantels. Die Fußsohle ist in Längsrichtung in drei Felder geteilt: das mittlere ist heller als die beiden äußeren Felder. Werden die Tiere gestört, ziehen sie sich zusammen, rollen sich jedoch nicht ein wie die Vertreter der Wegschnecken (Arionidae). Der Kopf kann unter den Mantelschild zurückgezogen werden. Alle Arten sind Hermaphroditen (Zwitter), die sich in Extremsituationen auch selbst befruchten können. Im Geschlechtsapparat besitzt der Penis oft ein Flagellum. Der Darm weist zwei oder drei Schlingen auf. Der embryonale Teil auf dem Gehäuserest ist seitlich verschoben.
Vorkommen und Lebensweise
Die meisten Arten der Egelschnecken sind recht seltene Tiere, die hauptsächlich in naturbelassenen Landschaften, aber auch in der Kulturlandschaft, in Gärten, Parks und Kellerräumen vorkommen. Die meisten Arten der Familie waren ursprünglich in Europa, Nordafrika und Asien heimisch. Sie sind inzwischen aber durch Verschleppung fast weltweit verbreitet. Sie sind überwiegend Pilz-, Flechten-, Algen und Aasfresser, oder sie fressen totes Pflanzenmaterial, seltener frisches Pflanzenmaterial. Unter den Egelschnecken ist derzeit kaum eine Art bekannt, die so große Populationen aufbaut, dass Nutzpflanzen spürbar geschädigt werden. Der in feuchten Kellern vorkommende und früher als Vorratsschädling geltende Bierschnegel ist heute eine vom Aussterben bedrohte Art. Einige Egelschnecken-Arten haben extrem kleine Verbreitungsareale, wie z. B. der Blauschnegel (Bielzia coerulans), der endemisch in den Karpaten lebt.
Systematik
Zur Überfamilie der Limacoidea gehören neben den Egelschnecken auch die Ackerschnecken (Agriolimacidae) und die Wurmschnegel (Boettgerillidae). Die Familie Limacidae wird in zwei Unterfamilien, Limacinae und Eumilacinae unterteilt. Derzeit sind etwa 200 Arten der Familie bekannt[3].
Familie Egelschnecken (Limacidae)
- Unterfamilie Limacinae Lamarck, 1801 (syn. Limacopsinae und Bielziinae)
- Gattung Limax (synonym Limacus, oder als Untergattung, Untergattungen Limax (Limax) Lamarck, 1801 und Limax (Kasperia) Godwin-Austen, 1914[4]), derzeit über 30 Arten (Auswahl):
- Weißsohlen-Schnegel (Limax albipes)
- Mittelschnegel (Limax brauni)
- Rabenschnegel (Limax carbonarius)
- Schwarzer Schnegel (Limax cinereo-niger)
- Conemenos Schnegel (Limax conemenosi)
- Korsischer Schnegel (Limax corsicus)
- Bierschnegel (Limax flavus)
- Grünschnegel (Limax maculatus)
- Tigerschnegel (Limax maximus)
- Redis Schnegel (Limax redii)
- Sarner Schnegel (Limax sarnensis)
- Gattung Gigantomilax Boettger, 1883 (mit den Untergattungen Gigantomilax (Gigantomilax) Boettger, 1883 und Gigantomilax (Vitrinoides) Simroth, 1891[5])
- Gigantomilax benjaminus Borredà & Martínez–Ortí, 2008
- Gigantomilax cecconi (Simroth, 1906)
- Gigantomilax majoricensis (Heynemann, 1863)[6]
- Malacolimax Malm, 1868[7]
- Malacolimax kostalii
- Pilzschnegel (Malacolimax tenellus)
- Gattung Lehmannia[8]
- Lehmannia brunneri
- Alpenschnegel (Lehmannia janetscheki)
- Baumschnegel (Lehmannia marginata)
- Lehmannia melitensis
- Östlicher Schnegel (Lehmannia nyctelia)
- Gebirgsschnegel (Lehmannia rupicola)
- Lehmannia szigethyae
- Gewächshausschnegel (Lehmannia valentiana)
- Gattung Bielzia[9]
- Blauschnegel (Bielzia coerulans)
- Gattung Limax (synonym Limacus, oder als Untergattung, Untergattungen Limax (Limax) Lamarck, 1801 und Limax (Kasperia) Godwin-Austen, 1914[4]), derzeit über 30 Arten (Auswahl):
- Unterfamilie Eumilacinae Likharev & Wiktor, 1980
- Gattung Eumilax Boettger, 1881
Einzelnachweise
- ↑ Erlend Martini: Erster Nachweis von Nacktschnecken (Limacidae) in den unteroligozänen Sieblos-Schichten der Rhön. Geologische Abhandlungen Hessen, 104: 249-252, Wiesbaden 1998 ISSN 0341-4043
- ↑ Barbara Nitz, René Heim, Ulrich E. Schneppat, Isabel Hyman und Gerhard Haszprunar: Towards a new standard in slug species descriptions: the case of Limax sarnensis Heim & Nitz n. sp. (Pulmonata: Limacidae) from the Western Central Alps. Journal of Molluscan Studies 75(3): 279-294, 2009 doi:10.1093/mollus/eyp030
- ↑ Gerhard Haszprunar: Limacidae (Gastropoda: Stylommatophora) worldwide - facts, problems, visions. S.105 2006 PDF
- ↑ Andrzej Wiktor: Taxonomic position of Kasperia Godwin-Austen, 1914 (Gastropoda: Pulmonata: Limacidae). Folia Malacologica, 9(1): 37-38, Krakau 2001 ISSN 1506-7629
- ↑ Vincent Borredà und Alberto Martínez–Ortí: Descripción de un nuevo limácido de Menorca (Islas Baleares): Gigantomilax (Vitrinoides) benjaminus sp. n. (Gastropoda, Pulmonata). Animal Biodiversity and Conservation 31(1): 57-66, Barcelona 2008 ISSN 1578-665X PDF
- ↑ Andrzej Wiktor, Josep Quintana und Karl-Heinz Beckmann: Redescription of Limax majoricensis (Heynemann 1863) (Gastropoda: Pulmonata: Limacidae) from the Balearic Island. In: Karl-Heinz Beckmann (Hrsg.): Die Land und Süsswassermollusken der Balearischen Inseln, CLECOM–Projekt: 187–197, ConchBooks, Hackenheim 2007.
- ↑ animalbase Universität Göttingen, Species in genus Malacolimax
- ↑ animalbase Universität Göttingen, Species in genus Lehmannia
- ↑ animalbase Universität Göttingen, Species in genus Bielzia
Literatur
- Klaus Bogon: Landschnecken Biologie, Ökologie, Biotopschutz. 404 S., Natur Verlag, Augsburg 1990 ISBN 3-89440-002-1
- Ewald Frömming: Biologie der mitteleuropäischen Süßwasserschnecken. 313 S., Duncker & Humblot, Berlin 1956.
- Bernhard Hausdorf: Phylogeny of the Limacoidea sensu lato (Gastropoda: Stylommatophora). Journal of Molluscan Studies, 64: 35-66, London 1998 ISSN 0260-1230
- Jürgen H. Jungbluth und Dietrich von Knorre: Trivialnamen der Land- und Süßwassermollusken Deutschlands (Gastropoda et Bivalvia). Mollusca, 26(1): 105-156, Dresden 2008 ISSN 1864-5127 PDF
- Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983 ISBN 3-490-17918-8
- Andrzej Wiktor: Die Nacktschnecken Polens. 182 S., Monografie Fauny Polski, Polska Akademia Nauk Zakład Zoologii Systematycznej i Doświadczalnej, Warschau & Krakow 1973.
Weblinks
Commons: Egelschnecken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Unterfamilie Limacinae Lamarck, 1801 (syn. Limacopsinae und Bielziinae)
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