Sarner Schnegel

Sarner Schnegel
Sarner Schnegel
Systematik
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Limacoidea
Familie: Egelschnecken (Limacidae)
Gattung: Limax
Art: Sarner Schnegel
Wissenschaftlicher Name
Limax sarnensis
René Heim & Barbara Nitz, 2009

Der Sarner Schnegel (Limax sarnensis) ist eine Nacktschnecke aus der Familie der Egelschnecken (Limacidae) innerhalb der Landlungenschnecken (Stylommatophora). Die Schnecke wurde nach der Darstellung in der Originalbeschreibung erstmals in Sarnen im Kanton Obwalden in der Schweiz am 3. Oktober 1999 von René Heim entdeckt und hat daher ihren Namen erhalten.[1] Die Schnecke kommt in den Schweizer Zentralalpen bis ins angrenzende Alpengebiet Norditaliens vor und kann bis zu 25 cm lang und 50 g schwer werden. Sie wurde kurzzeitig als der größte Organismus bezeichnet, der seit Jahrzehnten in Mitteleuropa neu entdeckt wurde. Über sie wurde auch in den Schweizer Medien berichtet.

2011 wurde dieser Darstellung in einer Studie widersprochen[2], in der aufgezeigt wurde, dass die große und auffällige Nacktschnecke bereits 1820 von einem Schweizer Naturkundler Samuel Studer entdeckt und 1822 als Limax alpinus von Férussac beschrieben worden war. Dies war vorher auch in anderen Publikationen so gesehen worden[3][4]. Die Autoren der Beschreibung von Limax sarnensis hatten in derselben Publikation[5] jedoch mittels einer nicht mit den anderen Kollegen abgestimmten Neotypus-Bestimmung dafür gesorgt, dass Limax alpinus in Zukunft als ein jüngeres Synonym von einer äußerlich ähnlichen anderen Art bezeichnet werden muss[6], und hatten sich so den Weg zur Neubeschreibung von Limax sarnensis geebnet[7].

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Der Sarner Schnegel kann ausgewachsen eine Länge bis 25 cm erreichen und bis 50 Gramm schwer werden und ist damit die größte Landnacktschneckenart Europas. Die Schnecke kommt in vielen verschiedenen Variationen vor. Sie kann schwarz sein, braun mit schwarzem Muster oder auch weisslich. Der vordere Teil – der Mantel – ist einfarbig, der Rest meist gemustert.

Vorkommen und Lebensweise

Der Sarner Schnegel lebt in alpinen Wäldern. Nachgewiesen ist die Art in der Schweiz in der Zentralschweiz, im Kanton Graubünden, im Kanton Tessin, im Kanton Wallis, im Berner Oberland sowie in Norditalien. 1855 wurde sie aus der Grande Chartreuse in den französischen Alpen gemeldet[8], was 2002 zwar vorläufig immer noch akzeptiert wurde[9], jedoch weiterhin einer Prüfung bedarf.

Die Schnecke ernährt sich von Flechten, Pilzen und abgestorbenen Pflanzen. Sie ist nachtaktiv.

Literatur

  • Barbara Nitz, René Heim, Ulrich E. Schneppat, Isabel Hyman und Gerhard Haszprunar: Towards a new standard in slug species descriptions: the case of Limax sarnensis Heim & Nitz n. sp. (Pulmonata: Limacidae) from the Western Central Alps. Journal of Molluscan Studies 75(3): 279-294, 2009 doi:10.1093/mollus/eyp030

Einzelnachweise

  1. Neu entdeckte Schnecke erhält Sarner Namen Neue Obwaldner Zeitung, 18. September 2009
  2. Brandstetter, C. M. 2011. Limax sarnensis Heim & Nitz 2009 - ein Synonym zu Limax alpinus A. Férussac 1821! - Nachrichtenblatt der Ersten Vorarlberger Malakologischen Gesellschaft 18: 27-32. Rankweil.
  3. Falkner, G., Ripken, T. E. J. & Falkner, M. 2002. Mollusques continentaux de France. Liste de référence annotée et bibliographie. - pp. [1-2], 1-350, [1-3]. Paris.
  4. Turner, H., Kuiper, J. G. J., Thew, N., Bernasconi, R., Rüetschi, J., Wüthrich, M. & Gosteli, M. 1998. Fauna Helvetica 2. Atlas der Mollusken der Schweiz und Liechtensteins. - pp. 1-527. Neuchâtel.
  5. Nitz, B., Heim, R., Schneppat, U. E., Hyman, I. & Haszprunar, G. 2009. Towards a new standard in slug species descriptions: the case of Limax sarnensis Heim & Nitz n. sp. (Pulmonata: Limacidae) from the Western Central Alps. - Journal of Molluscan Studies 75 (3): 279-294.
  6. Limax cinereoniger Wolf, 1803
  7. Brandstetters 2011 geäußertes Argument, die Neotypus-Beschreibung sei ungültig (weil der Neotypus aus Österreich und damit 700 km entfernt von Studers wahrscheinlichem Fundort bei Bern kam), ist vom ICZN Code Art. 75.3.6 nicht gedeckt, weil dort nur die subjektive Einschätzung der Autoren, die einen Neotypus bestimmen, zur Wirkung kommen kann (AnimalBase-Seite von Limax alpinus).
  8. Seite 27 in Moquin-Tandon, A. 1855. Histoire naturelle des mollusques terrestres et fluviatiles de la France contenant des études générales sur leur anatomie et leur physiologie et la description particulière des genres, des espèces et des variétés. Tome second. - pp. 1-646, atlas 1-92, Pl. I-LIV [= 1-54]. Paris. (Baillière).
  9. Seite 133 in Falkner, G., Ripken, T. E. J. & Falkner, M. 2002. Mollusques continentaux de France. Liste de référence annotée et bibliographie. - pp. [1-2], 1-350, [1-3]. Paris.

Weblinks


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