Ein Münchner im Himmel

Ein Münchner im Himmel
Dienstmann Aloisius Hingerl mit den göttlichen Ratschlägen für die bayerische Regierung (Wandgemälde im Hofbräuhaus)

Ein Münchner im Himmel ist eine humoristische Satire des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma, die 1911 veröffentlicht wurde. In ihr behandelt Thoma mit einem liebevollen Augenzwinkern das Klischee des typisch bayerischen, insbesondere Münchner Grantlers. Neben den Lausbubengeschichten zählt es zu den bekanntesten Werken des Autors.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die irdischen Roten Radler auf einem Werbeplakat um 1908

Die Kurzgeschichte handelt von Alois Hingerl, Dienstmann Nummer 172 auf dem Münchner Hauptbahnhof. Dieser erledigt einen Auftrag mit solch einer „Hast“, dass er vom Schlag getroffen zu Boden fällt und stirbt. Zwei Engel schleppen ihn mühevoll in den Himmel, wo er von Petrus seinen jenseitigen Namen „Engel Aloisius“, eine Harfe und eine Wolke zugeteilt bekommt, auf der er, gemäß der „himmlischen Hausordnung“ künftig nach einem festen Terminplan „frohlocken“ und „Hosianna singen“ soll. Auf seine Frage, wann er denn endlich etwas zu trinken bekomme, antwortet Petrus dem Aloisius mit den Worten „Sie werden Ihr Manna schon bekommen“. Aloisius ahnt angesichts der Aussicht auf Manna statt des von ihm geliebten Bieres Schlimmes, zugleich kommt es zu Handgreiflichkeiten mit einem himmlischen Rote-Radler-Engel, seiner verhassten Konkurrenz auf Erden. Frustriert beginnt er auf seiner Wolke zu „frohlocken“. Als ein vorbei fliegender „vergeistigter Engel“ seine Bitte nach „am Schmaizla“ (einer Prise Schnupftabak) mit einem verständnislosen, gelispelten „Hosianna!“ beantwortet, steigt sein Zorn, worauf Aloisius zu schimpfen und zu fluchen beginnt, was sich auch in seiner Art zu frohlocken niederschlägt. Durch sein Schimpfen, Fluchen und lautstarkes „Frohlocken“ („Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – – Himmi Herrgott – Erdäpfi – Saggerament – – lu - uuu - iah!“!) wird Gott auf ihn aufmerksam. Nach einer kurzen Beratung mit Petrus kommt er nach den Worten „Aha! Ein Münchner!“ zu dem Schluss, dass Aloisius für den Himmel nicht zu gebrauchen sei. Darum erhält dieser eine andere Aufgabe: Er soll der bayerischen Regierung die göttlichen Ratschläge übermitteln; dadurch komme der Münchner ein paar mal jede Woche nach München und die liebe Seele habe ihre Ruhe. Alois ist sehr froh über diesen Auftrag, nimmt einen göttlichen Ratschlag mit und fliegt ab. Wie gewohnt geht er mit seiner Botschaft zuerst ins Hofbräuhaus, wo er sich ein Bier nach dem anderen bestellt, darüber seinen Auftrag vergisst und dort bis zum heutigen Tage sitzt. Derweil wartet die bayerische Regierung noch immer auf die göttlichen Ratschläge (bzw. die göttliche Eingebung).

Werksgeschichte

Das Werk Ludwig Thomas wurde erstmals 1911 als Büchlein herausgebracht und gehört zu den meistrezitierten Werken der bayerischen Volksliteratur; für die Schallplatte sprachen es u.a. Adolf Gondrell, Fritz Strassner, Karl Peukert und Gustl Bayrhammer. Wegen des Schlusssatzes "...und so wartet die bayerische Regierung bis Heute auf die göttlichen Eingebungen." wurde Thoma zu einer Geldstrafe verurteilt. Die 21. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie weist im 12. Band einen Eintrag unter dem Stichwort „Hingerl, Alois“ auf, ohne den fiktiven Charakter der Person darzustellen (siehe Fingierter Lexikonartikel).

Zeichentrickfilm

Gondrells Bearbeitung von Ein Münchner im Himmel inspirierte die Filmemacher Walter und Traudl Reiner 1962 zu einem Zeichentrickfilm/Kurzfilm. Als Tonspur dient die Rezitation Gondrells.

Weblinks


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