- Einbruchssicherheit
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Maßnahmen zum Einbruchschutz sollen das unerlaubte Eindringen in einen verriegelten Raum oder Bereich verhindern.
Inhaltsverzeichnis
Recht
Ein besonders schwerer Fall des Diebstahl bzw. ein Wohnungseinbruchdiebstahl nach den §§ 243, 244 des deutschen Strafgesetzbuchs (StGB) liegt vor, wenn der Täter zur Ausführung der Tat in ein Gebäude, einen Dienst- oder Geschäftsraum, in einen anderen umschlossenen Raum oder in eine Wohnung einbricht, einsteigt, mit einem falschen Schlüssel oder einem anderen nicht zur ordnungsmäßigen Öffnung bestimmten Werkzeug eindringt oder sich in der Wohnung verborgen hält.
Maßnahmen
Eine Vielzahl von Einbrüchen lässt sich durch Maßnahmen zum Einbruchschutz verhindern. Entgegen dem Klischee vom „nächtlichen Besucher“ werden weit über ein Drittel der Wohnungseinbrüche tagsüber begangen. Tatsächlich dürfte die Zahl sogar noch weit höher sein, da bei Wohnungseinbrüchen zum Beispiel während der Urlaubsabwesenheit der Wohnungsinhaber die exakte Tatzeit im Nachhinein meist nicht rekonstruierbar ist. Die meisten „Tageswohnungseinbrüche“ ereignen sich in Großstädten. [1]
Über ein Drittel der Einbrüche bleiben in Deutschland im Versuchsstadium stecken, nicht zuletzt wegen sicherungstechnischer Einrichtungen. [2] Mit folgenden Maßnahmen können beispielsweise Einbrüche verhindert oder erschwert werden:
Verhaltensmaßnahmen
Zu den Verhaltensmaßnahmen gehört der Anwesenheitsschutz. Er kann den Bewohnern helfen zu entscheiden, ob sie eine Person einlassen möchten oder nicht. Daneben soll bei zeitweiliger Abwesenheit die Anwesenheitssimulation dem Schutz vor einem Einbruch dienen.
Mechanische Sicherungen
Mechanische Sicherungen sollten bei allen Sicherungsplanungen an oberster Stelle stehen. Derartige Sicherungen schützen die Außenhaut des Objektes. Sie sollen das Eindringen in ein Objekt verhindern bzw. erheblich erschweren. Zu den Sicherungen gehören:
- Aufbohrschutz
- Fensterverriegelungen
- Hinterhaken
- Kastenschloss
- Lichtschachtsicherungen
- Pilzkopfverriegelung
- Querriegelschloss
- Einbruchhemmende Rollläden
- Schutzbeschlag
- Sicherheitsschloss
- Stangenschloss
- Türspion
- angriffhemmende Verglasung
- Vergitterungen (DIN 18106)
Elektronische Sicherungen
Elektronische Sicherungen dienen dem Erkennen oder Melden von Gefahren (z. B. bei Überfall oder bei Einbruch) bzw. der Beobachtung von Orten. Zu den Sicherungen gehören:
- Alarmglas
- Einbruchsmeldeanlage (EMA, sogenannte Alarmanlage)
- Überfallmeldeanlage (ÜMA)
- siehe auch: Blockschloss, Wählgerät, Zwangsläufigkeit
- Videoüberwachung
Sonstige Maßnahmen
Eine Kombination aus mechanischen und elektronischen Sicherungen optimiert den Einbruchschutz. Weitere Maßnahmen ergänzen den Einbruchschutz. Zu den sonstigen Maßnahmen gehören:
- Zutrittskontrolle
- Grundstückseinfriedung (Zaun)
- Wachhunde
- gute Außenbeleuchtung
- Wertsachenerfassung
- Tresor/Wertbehältnis
- Nachbarschaftshilfe
- Haushüter
- Wach- und Sicherheitsdienst
Einbruchschutznorm
Prüfnorm für Fenster, Türen DIN V ENV 1627
In Neu- und Umbauten erhält man durch den Einbau geprüfter einbruchhemmender Fenster und Fenstertüren sowie Türen nach DIN V ENV 1627 mindestens der Widerstandsklasse (WK) 2 einen guten Einbruchschutz. Bei diesen Fenstern und Türen ist sichergestellt, dass es in der Gesamtkonstruktion (Rahmen, Beschlag, Verglasung bzw. Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag) keinen Schwachpunkt gibt.
Die europäische DIN V ENV 1627 für Türen, Fenstertüren und Fenster gilt seit 1999. Sie berücksichtigt Widerstandsklassen (WK 1–6), Widerstandszeiten (Zeit, die ein Produkt einem Einbruch standhält), Tätertypen und den Modus operandi.
Widerstandsklasse Widerstandszeit Tätertyp / Vorgehensweise (Modus operandi) WK 1 keine manuelle Prüfung Bauteile der Widerstandsklasse 1 weisen einen Grundschutz gegen Aufbruchversuche mit körperlicher Gewalt wie Gegentreten, Gegenspringen, Schulterwurf, Hochschieben und Herausreißen (vorwiegend Vandalismus) auf. WK 2 3 Minuten Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit einfachen Werkzeugen, wie Schraubendreher, Zange und Keil, das verschlossene und verriegelte Bauteil aufzubrechen. WK 3 5 Minuten Der gewohnt vorgehende Täter versucht zusätzlich mit einem zweiten Schraubendreher und einem Kuhfuß, das verschlossene und verriegelte Bauteil aufzubrechen. WK 4 10 Minuten Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Sägewerkzeuge und Schlagwerkzeuge, wie Schlagaxt, Stemmeisen, Hammer und Meißel, sowie eine Akku-Bohrmaschine ein. WK 5 15 Minuten Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Elektrowerkzeuge, wie z. B. Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge und Winkelschleifer mit einem max. Scheibendurchmesser von 125 mm ein. WK 6 20 Minuten Der erfahrene Täter setzt zusätzlich leistungsfähige Elektrowerkzeuge, wie z. B. Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge und Winkelschleifer mit einem max. Scheibendurchmesser von 250 mm ein. Die deutsche Polizei empfiehlt Produkte nach der DIN V ENV 1627 ab der Widerstandsklasse (WK) 2.
Angriffhemmende Verglasung nach der DIN EN 356
Normale Verglasungen haben keine einbruchhemmende Wirkung. Schutz bieten einbruchhemmende Verglasungen (Panzerglas bzw. Verbund-Sicherheitsglas) nach der DIN EN 356. Derartige Verglasungen bestehen aus einer Kombination von Glas und durchsichtigen Kunststoffen. Nach der DIN werden die Verglasungen mit aufsteigenden Nummer und dem Buchstaben P und einem zusätzlichem Kennbuchstaben bezeichnet. Der Kennbuchstabe A steht für durchwurfhemmende Verglasung und der Kennbuchstabe B für ein durchbruchhemmende Verglasung. [3]
Durchwurfhemmende Verglasung in den Klassen P1A bis P5A beschreibt eine angriffhemmende Verglasung mit Durchwurfhemmung. Im Prüfverfahren fällt eine 4,11 kg schwere Metallkugel (Durchmesser 100 mm) auf eine Glasprobe (1100 × 900 mm) dreimal (bzw. neunmal bei P5A) aus der angegebenen Höhe.
Klasse Kugelfallhöhe Treffer-Fläche P1A 1,5 m Dreieck mit Kantenlänge von 130 mm P2A 3 m Dreieck mit Kantenlänge von 130 mm P3A 6 m Dreieck mit Kantenlänge von 130 mm P4A 9 m Dreieck mit Kantenlänge von 130 mm P5A 9 m Auf die gleiche Stelle Durchbruchhemmende Verglasung in den Klassen ab P6B bis P8B beschreibt eine angriffhemmende Verglasung mit Durchbruchhemmung. Im Prüfverfahren wird versucht mit einer Axt zwischen 30 bis über 70 Mal einen quadratischen Durchbruch mit 400 mm Kantenlänge zu bewirken.
Klasse Anzahl Axthiebe P6B 30 bis 50 P7B 51 bis 70 P8B über 70 Weitere Richtlinien / Zertifizierungen
Die Richtlinien der angeführten Stellen werden von Fachbetrieben bei der Montage von Sicherheitsprodukten beachtet. Einbruchshemmende Produkte und technische Anlagen werden auch (beispielsweise vom BHE, VdS) zertifiziert:
- Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
- Bundesverband Sicherungstechnik Deutschland e.V
- Bundesverband der Hersteller- und Errichterfirmen von Sicherheitssystemen e. V. (BHE)
- Deutsches Institut für Normung e.V. (DIN)
- Europa-Normen (EN)
- IFT in Rosenheim
- VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE)
- Verband der Sachversicherer (VdS)
Einzelnachweise
- ↑ www.polizei-beratung.de
- ↑ Ungebetene Gäste, Programm Polizeiliche Kriminalprävention, S. 3 [1]
- ↑ Sicherheitsverglasung
Siehe auch
- Homejacking
- Lockpicking
- Opferschutz
- Polizeiliche Beratungsstelle
Weiterführende Literatur
- Erich Matouschek, Wolfgang J. Friedl, Revolutionärer Einbruchschutz, 2004, Boorberg, ISBN 3415024342
- Prof. Dr. Günther Deegener, Psychische Folgeschäden nach Wohnungseinbruch, Erfahrungen von Opfern nach Einbruchsdiebstahl und Raubüberfall (Weisser Ring, Band 15), 1996, ISBN 3-9803526-4-1
Weblinks
- Tipps der Polizei zum Einbruchschutz
- Netzwerk „Zuhause sicher" – effektiver Einbruch- und Brandschutz
- Initiative für aktiven Einbruchschutz „Nicht bei mir“
- Studie – Präventionswirkung von Sicherheitstechnik zum Einbruchschutz (DFK)
- Forschungsbericht Einbruchschutz in Wiener Privathaushalten
- LKA Bayern -Verhinderte Einbrüche durch Sicherungstechnik in Bayern im Jahr 2005
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