Eitelhans Langenmantel

Eitelhans Langenmantel
Albrecht Dürer: Eitelhans Langenmantel

Eitelhans Langenmantel (* um 1480 in Leitershofen; † 11. Mai 1528 in Weißenhorn) war Angehöriger des später erloschenen Augsburger Patriziergeschlechts Langenmantel vom Sparren und ein Märtyrer der Täuferbewegung. Er darf nicht verwechselt werden mit dem jüngeren Eitel Hans Langenmantel, Sohn des Augsburger Bürgermeisters Hans Langenmantel[1], der nach einem ausschweifenden "Landsknechtleben" reumütig in seine Heimatstadt zurückkehrte[2]. Eitelhans Langenmantel ist ein Vorfahre des dritten US-amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson [3].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über die Kindheit und Jugend Eitelhans Langenmantels ist nichts bekannt. Belegt ist seine 1501 geschlossene Ehe mit Katharina Wieland, die bereits sechs Jahre nach der Hochzeit verstarb[4]. Aus dieser Ehe ging eine Tochter namens Anna hervor, die sich später mit Joachim Hechstetter verehelichte. Das Ehepaar gehört zu den Vorfahren des amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson[5]. Dass Langenmantel vermögend war, geht aus den Steuerlisten der Stadt Augsburg hervor[6].

In seinen 1526 und 1527 erschienenen Schriften griff Langenmantel den römischen Katholizismus und - im Ton erheblich schärfer - die noch junge lutherische Reformationsbewegung an. Er stellte sie als die "neuen Papisten" vor; sie seien falsche Propheten, "inwendig reißende Wölfe" und von der Geldgier noch stärker gefangen genommen als die "alten Papisten"[7]. Im Zentrum seines Angriffs stand die Abendmahlslehre Martin Luthers, der er ein zwinglianisches, in manchen Zügen ein an Karlstadt erinnerndes Abendmahlsverständnis gegenüberstellt[8].

Durch die Herausgabe der Schriften und die darin enthaltenen Angriffe zog Eitelhans Langenmantel sich die Feindschaft der evangelischen Geistlichen zu. Im März 1527 wurde er gefangen gesetzt, allerdings bereits wenige Tage später - streng verwarnt - wieder in die Freiheit entlassen[9]. Friedrich Roth vermutet aufgrund verschiedener Hinweise, dass Langenmantel kurz vor seiner Gefangennahme von Hans Hut die Taufe empfangen hat, diese Taufe aber den Behörden verborgen geblieben sei[10]. Bereits die erste Schrift Langenmantels macht seine geistliche Beheimatung in täuferischen Kreisen wahrscheinlich, auch wenn er dort zur Tauffrage nicht ausdrücklich Stellung bezieht. Nach seiner Freilassung wirkte Langenmantel für wenige Monate innerhalb der Augsburger Täufergemeinde, ohne dort ein offizielles Amt zu bekleiden. Auch wird er nicht namentlich als Teilnehmer der so genannten Augsburger Märtyrersynode erwähnt, die vom 20. bis 24. August 1527 stattfand. Unbekannt ist ebenfalls, zu welcher der drei Augsburger Täufergemeinschaften[11] Langemantel gehörte. Als jedoch im September 1527 nach Abschluss der Märtyrersynode eine Verhaftungswelle gegen die Augsburger Täufer einsetzte, war auch Eitelhans Langenmantel unter den Gefangenen. Da er an einer schweren Fußerkrankung litt, wurde er unter strengster Bewachung mit dem Karren zur Verhandlung ins Augsburger Rathaus gebracht[12]. Dort wurde er sowohl gütlichen als auch peinlichen Verhören unterzogen. Inwieweit er dabei standhaft geblieben ist, lässt sich nur vermuten. Die Tatsache, dass er Mitte Oktober 1527 nur der Stadt Augsburg verwiesen worden ist, spricht eher dagegen[13].

Langenmantel wechselte in der Folgezeit häufig seinen Wohnsitz. Zunächst ist er in Göggingen im Haus des Täufers Laux Lang[14] zu finden, ab Januar 1528 in Langenneufnach bei Dinkelscherben. Auch hier war er vor den Reiterstaffeln des Schwäbischen Bundes nicht sicher, die in der gesamten Region zwischen Augsburg und Ulm nach den sogenannten Wiedertäufern fahndeten. Über eine längere Zeit hielt er sich deshalb in einem Wirtshaus versteckt, das sich in den Wäldern westlich von Augsburg befand. Von dort führte ihn seine Flucht nach Leitershofen vor den Toren Augsburgs. Schließlich entschied er sich, trotz der an ihn ergangenen Ausweisung in die Reichsstadt zurückzukehren. Drei Wochen hielt er sich dort im Hause seines Bruders Bernhard Langenmantel versteckt, kehrte aber im April 1528 nach Leutershausen zurück[15]. Hier wurde er von den Häschern des Schwäbischen Bundes verhaftet, mit acht weiteren gefangenen Täufer nach Weißenhorn verbracht und dort gemeinsam mit seinem Knecht und seiner Magd am 11. Mai 1528 hingerichtet. Während man Langenmantel und seinen Knecht enthauptete, wurde seine Magd ertränkt .[16]

Werke

Eitelhans Langenmantel ist Autor dreier Schriften zur Abendmahlsfrage. Sie wurden beim Augsburger Buchdrucker Philipp Ulhart gedruckt und herausgegeben.[17] Ein weiteres Buch, das die Positionen der Täufer gegen Angriffe verteidigt, erschien 1527 ebenfalls in Augsburg und wird Langenmantel als Autor zugeschrieben.

Überblick

  • Diß ist ain anzayg: ainem meinen, etwann vertrawten gesellen über seine harte Widerpart, des Sacraments und anders betreffend E. H. L. (s. l. c. a.) (1526)[18]
  • Ein kurzer Begryff Von Alten und Newen Papisten, auch von den rechten und waren Christen (1526)[19]
  • Ayn kurtzer anzayg, wie Do. Martin Luther ain zeyt hör hatt etliche schriften lassen außgeen vom Sacrament, die doch stracks wider ainander, wie wird dann sein und seiner anhenger Reich bestehen. Matthei 12. Eitelhans Langenmantel (1527)
  • Ein Göttlich und gründlich offenbarung: von den wahrhafftigen Wiederteufern: mit Göttlicher warhait angezaigt (1527)[20]

Die wohl früheste noch erhaltene täuferische Predigt stammt von Eitelhans Langenmantel. Er hielt sie 1527. Biblische Textgrundlage seiner Predigt, in der er zur Buße und Ledbensveränderung aufrieff, war das Buch des Propheten Jeremia, Kapitel 7,3-4 sowie Kapitel 9,8.[21]

Vollständige Ansicht der Schrift Ein kurzer Begryff ...

Literatur in Auswahl

  • Hans Guderian: Die Täufer in Augsburg. Ihre Geschichte und ihr Erbe. Ein Beitrag zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg, Augsburg 1984, ISBN 3-7787-2063-5, S. 69 - 74
  • Friedrich Roth: Zur Geschichte der Wiedertäufer in Oberschwaben II
  • Friedrich Roth: Der Höhepunkt der wiedertäuferischen Bewegung in Augsburg und ihr Niedergang im Jahre 1528, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg, Jg. 28, Augsburg 1901, S.1- 154
  • Karl Schottenloher: Philipp Ulhart, ein Augsburger Winkeldrucker und Helfershelfer der "Schwärmer" und "Wiedertäufer" (1523 - 1529), in: Historische Forschungen und Quellen, Heft 4, München und Freising 1921
  • Ludwig Keller: Langenmantel, Eitelhans. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 670 f.

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Friedrich Roth: Zur Lebensgeschichte des Eitelhans Langenmantel von Augsburg, in: Zur Geschichte der Wiedertäufer in Oberschwaben II, S. 2ff
  2. Hans Guderian: Die Täufer in Augsburg. Ihre Geschichte und ihr Erbe. Ein Beitrag zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg, Augsburg 1984, ISBN 3-7787-2063-5, S. 69
  3. Stammbaum des US-amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson; eingesehen am 21. Februar 2009
  4. Friedrich Roth, a.a.O., S. 3
  5. Ahnetentafel des amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson; eingesehen am 21. Februar 2009
  6. Hans Guderian, a.a.O., S. 69f
  7. Eitelhans Langemantel: Ein kurzer Begriff von den alten und neuen Papisten, auch von den rechten und wahren Christen, 1526
  8. Eitelhans Langemantel: Eine kurze Anzeige, wie Dr. Martin Luther eine Zeit her hat etliche Schriften ausgehen lassen vom Sakrament, die doch stracks wider einander, 1527
  9. Friedrich Roth, a.a.O., S4f
  10. Friedrich Roth, a.a.O., S. 17
  11. Es gab 1527 drei täuferische Hausversammlungen: Hausgemeinde des Webers Gall Fischer; Hausgemeinde des Nestlers Konrad Huber; Hausgemeinde des Metzgers Matheis Finder
  12. Friedrich Roth: Augsburgs Reformationsgeschichte, Bd. 1, S. 234
  13. Wilhelm Wiswedel: Bilder und Führergestalten aus dem Täufertum, Bd. 2, Kassel 1930, S. 83
  14. Hans Guderian, a.a.O., S. 72; Laux war ein Bruder des Salzburger Erzbischofs und Kardinals Matthäus Lang
  15. Hans Guderian, a.a.O., S. 73
  16. Siehe Artikel: HANS LANGMANTEL WITH HIS MANSERVANT AND MAIDSERVANT, A. D. 1529 Märtyrerspiegel, Teil II, online; eingesehen am 1. März 2010
  17. Vergleiche dazu: Langenmantel-Biographie auf der Homepage Glaubensstimme - Vom Glauben der Väter; eingesehen am 1. März 2010
  18. Diese Schrift ist online einzusehen auf der Homepage der Glaubensstimme - Vom Glauben der Väter; eingesehen am 1. März 2010 - Die Titelseite der Schrift findet sich auf der Homepage der Bayrischen Staatsbibliothek in digitalisierter Form; eingesehen am 1. März 2010
  19. Die Titelseite der schrift findet sich auf der Homepage der Bayrischen Staatsbibliothek in digitalisierter Form; eingesehen am 1. märz 2010
  20. Diese in Augsburg erschienene Schrift ist anonym verfasst. Die Autorenschaft Langenmantels ist jedoch wahrscheinlich - nicht zuletzt aufgrund der von den Diener des Evangelii in Augspurg verfassten Gegenschrift Wider den neuen Taufforden. Notwendige Warnung an alle Christgläubige, datiert vom 6. September 1527.
  21. John Wenger: Der Biblizismus der Täufer, in: Das Täufertum. Erbe und Verpflichtung (Hrsg. Guy F. Hershberger), Stuttgart 1963, S. 161

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