Elephas antiquus

Elephas antiquus
Europäischer Waldelefant †
Zeitraum
Pleistozän
800.000 bis etwa 100.000 Jahre
Fossilfundorte
Systematik
Chordatiere (Chordata)
Säugetiere (Mammalia)
Rüsseltiere (Proboscidea)
Elefanten (Elephantidae)
Palaeoloxodon
Wissenschaftlicher Name
Palaeoloxodon antiquus (Europäischer Waldelefant)
Falconer & Cautley, 1845

Der heute ausgestorbene Europäische Waldelefant oder Eurasische Altelefant (Palaeoloxodon antiquus) lebte im mittleren und oberen Pleistozän Europas und Vorderasiens. Oft wird die Art auch nur als Waldelefant bezeichnet, was allerdings zu Verwechslungen mit dem heutigen, afrikanischen Waldelefanten (Loxodonta cyclotis) führen kann. Der Europäische Waldelefant gehört zu den echten Elefanten (Familie: Elephantidae), die sich durch die Reduktion der unteren Schneidezähne, die Bildung von langen Stoßzähnen aus den oberen Schneidezähnen und die Lamellenstruktur der Backenzähne auszeichnen.

Schädel und Miniatur-Modell eines Europäischen Waldelefanten im Archäologischen Museum in Madrid

Es ist nicht klar, ob der Europäische Waldelefant auf subtropisches Klima angewiesen war oder auch regelmäßig in gemäßigten Klimaten vorkam. Die nordöstlichsten Fundstellen liegen im heutigen Polen und in Tonna in Thüringen, was eher auf letztere Annahme hinweist. Möglicherweise hatte die Art sogar ein Fell. Dieser Elefant war mit bis zu 4,2 m Schulterhöhe größer als ein Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius) und auch um einiges größer als ein heutiger Afrikanischer Steppenelefant (Loxodonta africana). Seine geraden Stoßzähne waren bis zu 3 Meter lang und nur am Ende etwas gebogen. Der Europäische Waldelefant lebte in parkähnlichen Landschaften und Laubwäldern Mitteleuropas, vornehmlich in den Zwischeneiszeiten nach dem Cromer-Komplex. Bei Abkühlung zog er sich nach Süden in das wärmere Mittelmeergebiet zurück. In den Eiszeiten nahm das Wollhaarmammut seinen Platz in Mitteleuropa ein. Nach dem Ende der Eem-Warmzeit blieb er im Mittelmeergebiet und starb dann mit dem Beginn der Würm-Eiszeit aus. Die letzten Funde stammen aus dem südlichen Spanien. Vor allem einzelne Knochen und Zähne wurden bisher gefunden, ganze Skelette sind jedoch äußerst selten. Im Jahr 1948 wurde in Lehringen bei Verden an der Aller das Skelett eines Altelefanten gefunden, zwischen dessen Rippen sich ein hölzerner Jagdspeer befand, was darauf schließen lässt, dass dieses Rüsseltier zur Jagdbeute der frühen Menschen zählte.[1] Ein ähnlicher Befund eines von Menschen manipulierten Kadavers wurde 1987 im Tagebau Gröbern (Sachsen-Anhalt) ausgegraben.[2]

Mit dem Rückzug der Art in den Mittelmeerraum kam es hier nach dem Ende der letzten Eiszeit zur Bildung zahlreicher Zwergformen. Aus ursprünglich mit dem Festland verbundenen Landmassen bildeten sich mit dem Ansteigen des Meeresspiegels Inseln. Die so isolierten Populationen bildeten in Folge von Nahrungsknappheit Zwergformen aus. So abgeschieden vom Rest der Welt konnte die Art, wenn auch als Zwergform noch lange überdauern. C14-Analysen sowie Wandbemalungen aus dem alten Ägypten beweisen, dass die Art bis in die Bronzezeit fortbestand. Siehe hierzu: Altelefanten

Literatur

  • Shoshani, J., N. Goren-Inbar, R. Rabinovich. 2001. A stylohyoideum of Palaeoloxodon antiquus from Gesher Benot Ya’aqov, Israel: morphology and functional inferences. The World of Elephants - International Congress, Rome 2001. pp 665-667. Online pdf
  • Wighart v. Koenigswald: Lebendige Eiszeit. Theiss-Verlag, 2002. ISBN 3-8062-1734-3
  • M. Masseti. Did endemic dwarf elephants survive on Mediterranean islands up to protohistorical times? The World of Elephants - International Congress, Rome 2001. pp 402-406 Online pdf
  • Mania, D.; Thomae, M.; Litt; T. & Weber, T. (1990): Neumark – Gröbern. Beiträge zur Jagd des mittel-paläolithischen Menschen. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle 43. Berlin.

Einzelnachweise

  1. Thieme, H., Veil, S., 1985. Neue Untersuchungen zum eemzeitlichen Elefanten-Jagdplatz Lehringen, Ldkr. Verden. Die Kunde 36, 11–58.
  2. Mania, D.; Thomae, M.; Litt; T. & Weber, T. (1990): Neumark – Gröbern. Beiträge zur Jagd des mittel-paläolithischen Menschen. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle 43. Berlin

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