- Elfriede Gerstl
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Elfriede Gerstl (* 16. Juni 1932 in Wien; † 9. April 2009 ebenda) war eine österreichische Schriftstellerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Elfriede Gerstl überlebte als jüdisches Kind die Zeit des Nationalsozialismus in Wien in diversen Verstecken. Ab 1945 besuchte Gerstl eine Maturaschule, die sie 1951 mit der Matura abschloss. Anschließend (bis 1960) studierte sie an der Universität Wien Medizin und Psychologie (ohne Abschluss). 1960 heiratete sie, es wurde ihre Tochter Judith Bellina geboren.
1955 begann sie, in Literaturzeitschriften zu veröffentlichen. Sie schrieb Gedichte, Essays und kurze Prosastücke und war im Rahmen der Wiener Gruppe aktiv. Besonders dem Thema der Geschlechterrollen hatte sich die engagierte Feministin verschrieben. 1963 nahm sie am Literarischen Colloquium Berlin (LCB) teil. Von 1963 bis 1971 hielt sie sich wiederholt längere Zeit in Berlin auf.
Ab 1972 lebte sie ausschließlich in Wien und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Grazer Autorenversammlung (GAV), aus der sie 1992 aus- und 1995 wieder eintrat. Sie organisierte zahlreiche Literaturveranstaltungen, beispielsweise in der Alten Schmiede und im Literaturhaus Wien, und übte eine rege journalistische Tätigkeit aus, etwa beim Falter.
Elfriede Gerstl wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1978 Theodor-Körner-Preis
- 1978 Förderungspreis des Wiener Kunstfonds
- 1985 Würdigungspreis des Österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
- 1990 Literaturpreis der Stadt Wien
- 1997 Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien
- 1999 Georg-Trakl-Preis
- 1999 Erich-Fried-Preis
- 2003 Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
- 2004 Ben-Witter-Preis der Ben-Witter-Stiftung
- 2007 Heimrad-Bäcker-Preis
- 2009 (postum) Premio Roma für Spazi per giocare con la mente
Werke
- Gesellschaftsspiele mit mir. Gedichte und Kurzprosa. Kulturamt der Stadt Linz 1962.
- Berechtige Fragen. Hörspiele. Edition Literaturproduzenten, Wien 1973.
- Spielräume. Roman. 1977. edition neue texte, Literaturverlag Droschl, Graz 1993.
- Narren und Funktionäre. Essays. Wien 1980.
- Wiener Mischung. Gedichte und Kurzprosa. edition neue texte, Literaturverlag Droschl, Linz/Graz 1982.
- eine frau ist eine frau ist eine frau … autorinnen über autorinnen (Herausgeberin). Promedia, Wien 1985. ISBN 978-3-900478-08-7
- Vor der Ankunft. Reisegedichte. Viersprachige Ausgabe, deutsch-englisch-französisch-italienisch, Freibord-Verlag Sonderreihe, Wien 1988.
- Ablagerungen. Anthologie. Hrsg. gemeinsam mit Herbert J. Wimmer, edition neue texte, Literaturverlag Droschl, Graz 1989.
- Unter einem Hut. Gedichte und Essays. Deuticke Verlag, Wien 1993.
- Kleiderflug – Texte Textilien Wohnen. Mit einer diskursiven Fotoserie von Herbert J. Wimmer: „alfabet des wohnens“. Edition Splitter, Wien 1995
Erweiterte Neuauflage: kleiderflug – schreiben sammeln lebensräume. Mit einer diskursiven Fotoserie von Herbert J. Wimmer: „alfabet des wohnens“. Edition Splitter, Wien 2007. ISBN 978-3-901190-44-5. - Die fliegende Frieda. Ein Jugendbuch. Mit Illustrationen von Angelika Kaufmann. Edition Splitter, Wien 1998.
- Alle Tage Gedichte – Schaustücke. Hörstücke – plus Mini-Buch: hin & her & hin. Deuticke Verlag, Wien 1999.
- neue wiener mischung. neue und alte gedichte, kurzprosa. Mit einem Nachwort von Konstanze Fliedl. edition neue texte, Literaturverlag Droschl, Graz 2001.
- gemeinsam mit Herbert J. Wimmer: LOGO(S) – ein schachtelbuch. fünfzig text-ansichts-karten. Literaturverlag Droschl, Graz 2004. ISBN 3-85420-654-2
- mein papierener garten. gedichte. Literaturverlag Droschl, Graz 2006. ISBN 978-3-85420-708-5
- Spazi per giocare con la mente – Spielräume. Übersetzung von Dagmar Winkler. Vorworte von Elfriede Jelinek und Fausto Cercignani. Perosini Editore, Zevio/Verona 2007. ISBN 978-88-85409-63-7
- Assortimento viennese – Wiener Mischung. Gedichte, ausgewählt und übersetzt von Riccarda Novello. Vorwort von Elfriede Jelinek. Luciana Tufani Editrice, Ferrara 2008. ISBN 978-88-86780-69-8
- lebenszeichen – gedichte träume denkkrümel. Mit einem Vorwort von Elfriede Jelinek. Mit Illustrationen von Heinrich Heuer, Angelika Kaufmann, Herbert J. Wimmer. Literaturverlag Droschl, Graz 2009. ISBN 978-3-85420-763-4
Literatur
- Konstanze Fliedl und Christa Gürtler (Hrsg.): Dossier Elfriede Gerstl (NR. 18). Literaturwissenschaftliche Arbeiten zu Elfriede Gerstl. Literaturverlag Droschl, Graz 2002.
- Herbert J. Wimmer: In Schwebe halten – Spielräume von Elfriede Gerstl – ein Diskursbuch literarischer und gesellschaftlicher Entwicklungen der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. 2. Auflage. edition praesens, Wien 1998.
- Dagmar Winkler-Pegoraro: Elfriede Gerstl. „Sprache(n), Spiele, Spielräume“. – Experimentelle Literatur in Österreich. Dissertation, Universität Wien 1999.
- Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 1. Hrsg. von der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien. Saur, München 2002, S. 414 f.
- Evelyn Steinthaler (Hg.): Frauen 1938 - Verfolgte – Widerständige – Mitläuferinnen, ISBN 978-3-85286-161-6, enthält Gespräche mit Ceija Stojka, Dagmar Ostermann, Katharina Sasso und Elfriede Gerstl
Weblinks
- Literatur von und über Elfriede Gerstl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Elfriede Gerstl. im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
- Biographie und ausführliches Werkverzeichnis auf in|ad|ae|qu|at
- Gedichte von Elfriede Gerstl selbst gelesen auf lyrikline.org
- Textansichtskarten 1 Netzpublikation von Elfriede Gerstl und Herbert J. Wimmer im Salon Littèraire
- Matthias Fallenstein: „Bingo oder die Lust an befreiender Erkenntnis. Elfriede Gerstl – ein Werkportrait“, in: Kritische Ausgabe – Zeitschrift für Germanistik & Literatur, Winter 2008/09, S. 68–73.
- Elfriede & Elfriede Film von Hanna Laura Klar über Elfriede Gerstl und Elfriede Jelinek
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