- Emil Mangelsdorff
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Emil Mangelsdorff (* 11. April 1925 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Jazzmusiker (Saxophon, Flöte). Mit seinem kräftigen Alto-Ton und fein ziselierten Linien zählt er nach Martin Kunzler „zu den profiliertesten, vielseitigsten Solisten“ des deutschen Jazz. Sein jüngerer Bruder war der Jazz-Posaunist Albert Mangelsdorff (1928–2005).
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Emil Mangelsdorff spielte zunächst Akkordeon. Als Mitglied der illegal auftretenden Frankfurter Hotclub Combo wechselte er zur Klarinette, die er von 1942 bis 1943 am Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt studierte.[1] Aufgrund seines Eintretens für den Jazz wurde er mehrfach von der Gestapo schikaniert und Anfang 1943 verhaftet und für 20 Tage interniert.[2] Nach Wehrmacht und Kriegsgefangenschaft schloss sich Mangelsdorff 1949 der Frankfurter Jazzszene an und spielte mit vielen unterschiedlichen Gruppierungen (zunächst bei Joe Klimm, dann bei Jutta Hipp, den Two Beat Stompers und den Frankfurt All Stars, später in eigenen Gruppen, aber auch bei Wolfgang Lauth). 1966 gründete er die Swinging Oil Drops mit Joki Freund, Volker Kriegel, Fritz Hartschuh und Günter Lenz. Nach dem Tod seiner Frau, der Sopranistin Simone Mangelsdorff, zog er sich mehrere Jahre von der Szene zurück, um 1974 mit einem neuen Quartett zurückzukehren. Bert Noglik zufolge entsteht im Zusammenspiel mit seinem Quartett „eine enorme Leichtigkeit, fast so etwas wie Unbeschwertheit, ohne dabei auf die Tiefe des musikalischen Gefühls und Gedankens zu verzichten.
Seine musikalische Entwicklung verlief parallel zu der des Jazz. War er anfangs stark von Dixieland und Swing beeinflusst, griff er auch die von den zeitgenössischen Entwicklungen des Jazz wie Bebop, Free Jazz und Jazzrock ausgehenden Anregungen kreativ auf. Parallel ließ er sich auf Experimente wie Jazz & Lyrik ein. Diese persönliche Entwicklung wird durch Schallplatteneinspielungen mit seinem Quartett und seit 1958 durch die Mitgliedschaft im „Jazz-Ensemble des Hessischen Rundfunks“ belegt. Er spielte nun vorrangig Altsaxophon, aber auch Flöte und Sopransaxophon.
Mangelsdorff war auch jazzpädagogisch tätig; seit 1960 leitete er mit Carlo Bohländer eine Jazzklasse an der Frankfurter Jugendmusikschule und verfasste eine "Anleitung zur Improvisation für Saxophon in B" (Mainz: Schott 1964).
Mangelsdorff begleitet häufig seinen alten Freund und Weggefährten Fritz Rau auf dessen Lesereisen. Über seine Erlebnisse in der sogenannten Swing-Jugend hat er häufig in Schulen als Zeitzeuge Auskunft gegeben. Im Frankfurter Holzhausenschlösschen hat er seit einigen Jahren seine eigene Konzertreihe.
Für den Film des Frankfurter Regisseurs Malte Rauch “Blues March Soldat Jon Hendricks” komponierte er die Filmmusik.
Preise und Auszeichnungen
Für seine Verdienste um die Kultur in Hessen wurde Emil Mangelsdorff am 20. Januar 2006 mit der Goethe-Plakette des Landes Hessen ausgezeichnet (nachdem er die Johanna-Kirchner-Medaille und die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main bereits 1995 erhalten hatte). Emil Mangelsdorff ist zudem Träger des Hessischen Jazzpreises (1995) und der Wilhelm-Leuschner-Medaille (2001), der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen. 2008 hat ihm der Bundespräsident das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Auf der Ronneburg wurde er zum „Ritter des Jazz“ geschlagen.[3]
Diskografische Hinweise
- Blues forever (2007) (mit Vitold Rek, Kontrabass, Janusz Stefanski, Schlagzeug, und Thilo Wagner, Klavier; Vierteljahresliste der deutschen Schallplattenkritik Frühjahr 2008)
Lexigraphische Einträge
- Carlo Bohländer u.a. (Hrsg.): Reclams Jazzführer. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-010464-5
- Ian Carr, Brian Priestley, Digby Fairweather (Hrsg.): Rough Guide Jazz. Der ultimative Führer zum Jazz. Metzler Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01584-X
- Wolf Kampmann (Hrsg.): Reclams Jazzlexikon. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 9-783-15-010528-3
- Martin Kunzler: Jazzlexikon. Bd. 2. Rowohlt, Reinbek 2002 (2. Aufl.); ISBN 3-499-16317-9
Anmerkungen
- ↑ Michael Kater Gewagtes Spiel. Jazz im Nationalsozialismus. Köln 1995, S. 277
- ↑ Michael Kater Gewagtes Spiel, S. 354
- ↑ Abschnitt Auszeichnungen E.M.
Weblinks
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