Emssperrwerk

Emssperrwerk
Das Emssperrwerk aus der Luft
Emssperrwerk mit offener Schifffahrtsöffnung vom Nordufer aus gesehen

Das Emssperrwerk ist ein wasserwirtschaftliches Großbauwerk des Küstenschutzes an der Unterems bei Emden in Ostfriesland. Es wurde in den Jahren 1998−2002 zwischen den Ortschaften Gandersum am Nordufer und Nendorp am Südufer der Ems errichtet. Der Abstand zwischen den Hauptdeichen beidseitig der Ems beträgt 1.040 Meter, die Gesamtlänge des Bauwerks 476 Meter mit sieben Durchflussöffnungen. Die Hauptschifffahrtsöffnung im Verlauf des bisherigen Fahrwassers hat eine Breite von 60 Meter. Die Baukosten betrugen etwa 223,6 Millionen Euro.

Inhaltsverzeichnis

Küstenschutzaufgabe

Das Emssperrwerk soll den Schutz der an der Ems lebenden Menschen vor Sturmfluten erheblich verbessern. Bei geschlossenem Sperrwerk werden durch Sturmfluten bewirkte Hochwasserstände von über 3,7 m ü. NN am flussaufwärtigen Vordringen in den Emslauf gehindert. Auch der Leda-Jümme-Raum, der bis 2002 allein durch das 1954 in Betrieb genommene und sicherheitstechnisch veraltete Ledasperrwerk geschützt wurde, wird nunmehr in den Schutz des Emssperrwerkes einbezogen. Die Emsdeiche hinter dem Sperrwerk müssen allerdings aus Sicherheitsgründen weiterhin erhalten und unterhalten werden.

Aufstauaufgabe für Schiffsüberführungen

Containerschiff Eilbek (1600 TEU) passiert nach Emssstau das Emssperrwerk, 2005[1]

Um der Meyer Werft in Papenburg auch künftig einen verlässlichen Weg zur See für ihren Großschiffsbau (insbesondere Passagierschiffe) bereitzustellen, bietet das Emssperrwerk die Möglichkeit, die Ems zur Überführung von Schiffen mit einem Tiefgang bis 8,5 Meter für maximal 52 Stunden anzustauen. Die Gesamtstaudauer ist gesetzlich auf maximal 104 Stunden pro Jahr begrenzt, die Stauhöhe auf höchstens NN +2,7 Meter; diese Maximalhöhe ist auch nur im Winterhalbjahr (16. September−14. März) zulässig. Für die Überführung der „Celebrity Equinox“ durfte die Ems am 20. Juni 2009 auf maximal NN +2,2 Meter am Pegel Gandersum aufgestaut werden, was 0,45 Meter über dem mittleren Tidehochwasser entspricht[2]. Die Naturschutzorganisationen WWF, BUND und NABU stimmten dem Sommerstau zu. Im Mai 2009 hatten die Verbände noch eine Klage beim Verwaltungsgericht Oldenburg gegen den Sommerstau eingereicht, diese aber schon im Juni 2009 wieder zurückgezogen.[3] Beim Aufstauen der Ems wurden in diesem EU-Vogelschutzgebiet (V10 Emsmarschen Leer-Emden) zahlreiche Vogelgelege auf Teilen des tiefliegenderen Deichvorlands und des Hatzumer Sandes vernichtet, berichtet der Wattenrat.[4] Der Werftstandort Papenburg im Binnenland wird unter anderem von Naturschützern für ungeeignet für den Bau von Schiffen dieser Größenordnung gehalten. Ohne weitreichende Eingriffe in das Flusssystem, wie dem Betrieb des Sperrwerkes und dem Ausbaggern der Fahrrinne ist die Überführung solcher Schiffe nicht möglich.

Torverschlüsse

Das Emssperrwerk - Hubtor, wird bei Sturmflut oder Staufall abgesenkt

Das Emssperrwerk besitzt eine Haupt- und eine Binnenschifffahrtsöffnung, sowie fünf nicht befahrbare Nebenöffnungen. Die 60 Meter breite Hauptschifffahrtsöffnung wird von einem Drehsegmenttor geschlossen, das in der Bauart den Toren des britischen Themsesperrwerks entlehnt ist. Bewegt wird dieses Tor durch zwei Hydraulikzylinder; Wasserballast und Auftriebskörper ermöglichen eine 180°-Position des Verschlusskörpers. Im offenen Zustand ist das Tor in einer Drempelmulde untergebracht, und kann von allen Schiffen ohne Höhenbegrenzung überfahren werden.

Die 50 Meter breite Binnenschifffahrtsöffnung wird von einem Segmenttor verschlossen, das im Aufbau den Toren des Huntesperrwerks in Elsfleth gleicht. Im offenen Zustand steht das Tor waagerecht über der Ems und wird mittels Hydraulik in die geschlossene Position heruntergefahren. Diese Öffnung kann nur von (Binnen-)Schiffen befahren werden, die eine vom Wasserstand abhängige Höhe (5,25 Meter über Mitteltidehochwasser) nicht überschreiten. Außerdem ist sie nur flussaufwärts (in östliche Richtung) zu befahren.

Die Nebenöffnungen (50,0 bzw. 63,5 Meter Öffnungsweite) werden durch Hubtore verschlossen. Das Sperrwerk lässt sich innerhalb von 30 Minuten schließen, nach 45 Minuten sind alle Öffnungen wieder frei.

Betrieb

Emssperrwerk aus Oldendorp gesehen

Das Emssperrwerk wird vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Betriebsstelle Aurich, betrieben. Die Sicherstellung des Sturmflutschutzes ist eine reine Landesaufgabe, Schiffsüberführungen werden in Abstimmung mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) durchgeführt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Meyer-Werft: Containerschiff Eilbek Abgerufen am 4. März 2009
  2. http://www.meyerwerft.de/page.asp?lang=d&main=3&subs=8&did=1668
  3. http://www.wattenrat.de/naturschutzverb/naturschutz40.htm
  4. http://www.wattenrat.de/aktuell/aktuell314.htm.
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