Ereignisrate

Ereignisrate

Ereignisrate (engl.: „event rate“) ist ein Begriff aus der Medizinischen Statistik (auch: Biostatistik) und beschreibt die Relative Häufigkeit, mit der ein bestimmtes Ereignis (z. B. das Auftreten eines Symptoms, einer Krankheit oder einer Linderung/Heilung) in einer Gruppe von Patienten oder Probanden beobachtet wird. Dazu dividiert man die Anzahl beobachteter Ereignisse durch die Anzahl der beobachteten Patienten oder Probanden. Treten beispielsweise in einer Gruppe von 100 Patienten bei 28 Kopfschmerzen auf, so beträgt die Ereignisrate 0,28 oder 28 %.

Will man herausfinden, ob eine medizinische Behandlung wirksam ist, vergleicht man sie am besten gegenüber Placebo, idealerweise in einer Doppelblindstudie. Man zählt dann, wie oft das Ereignis, um das es geht, in der Placebogruppe auftritt und setzt dies ins Verhältnis zur Zahl der mit Placebo behandelten Patienten. So erhält man die kontrollierte Ereignisrate (engl.: „control event rate“ – CER). Diese vergleicht man mit der experimentellen Ereignisrate (engl.: „experimental event rate“ – EER), also der Ereignisrate in der Gruppe mit medizinischer Behandlung.

Aus der CER und der EER lassen sich die Absolute Risikoreduktion (ARR), die Relative Risikoreduktion (RRR) und die Anzahl der notwendigen Behandlungen (engl.: „number needed to treat“ – NNT) einer Therapieform berechnen, die für die Einschätzung ihrer Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit wichtig sind. Die Aussagekraft dieser Daten wird wesentlich durch das dazugehörige Konfidenzintervall bestimmt. Wird dieses in einer Publikation nicht angegeben, so sind die statistischen Angaben kritisch zu beurteilen.

Die patientenbezogene experimentelle Ereignisrate (engl.: „patient’s expected event rate“ – PEER) bezieht sich auf die Anzahl der Ereignisse, die man bei einem Patienten erwarten würde, der weder Therapie noch Placebo erhält, also sozusagen das „natürliche“ Risiko, dass ein Ereignis, z. B. Kopfschmerzen, eintritt.

Zu beachten: Bei den o. g. Ereignisraten handelt es sich nur um eine statistische Beschreibung von Ereignissen in beobachteten Gruppen von Patienten oder Probanden. Über den Kausalzusammenhang zwischen Behandlung und Nicht-Auftreten eines Ereignisses lässt sich auf diese Weise nichts aussagen. Um herauszufinden, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Differenz zwischen CER und EER wirklich der Behandlung zu verdanken oder einfach ein Zufallseffekt ist, ob das Ergebnis also mit einer hohen Wahrscheinlichkeit statistisch signifikant ist, muss man Statistische Tests anwenden.

Siehe auch

Literatur

  • Werner Timischl: Biostatistik. Eine Einführung für Biologen und Mediziner. Wien 2000, ISBN 3-211-83317-X.
  • Harvey Motulsky: Intuitive Biostatistics. Oxford 1995, ISBN 0-19-508607-4.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Exponentialverteilung — Dichte der Exponentialverteilung mit verschiedenen Werten für g=λ/w Die Exponentialverteilung ist eine stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung über der Menge der positiven reellen Zahlen, die durch eine Exponentialfunktion gegeben ist. Sie wird als …   Deutsch Wikipedia

  • Luminosität — ist ein Begriff aus der Beschleuniger Physik. Mit Hilfe dieser Größe kann die zu erwartende Ereignisrate eines Experiments in der Hochenergiephysik an einem Ringbeschleuniger mit zwei gegenläufigen Teilchenstrahlen ermittelt werden. Dabei ist die …   Deutsch Wikipedia

  • Embedded Software — Der Begriff Embedded Software Engineering setzt sich zusammen aus den Begriffen Embedded Systems (dt. „eingebettete Systeme“) und Software Engineering, (dt. „Softwaretechnik“). Ein eingebettetes System ist ein binärwertiges digitales System… …   Deutsch Wikipedia

  • Embedded Software Engineering — Der Begriff Embedded Software Engineering setzt sich zusammen aus den Begriffen Embedded Systems (dt. „eingebettete Systeme“) und Software Engineering, (dt. „Softwaretechnik“). Ein eingebettetes System ist ein binärwertiges digitales System… …   Deutsch Wikipedia

  • Exponential-Verteilung — Dichte der Exponentialverteilung mit verschiedenen Werten für λ Die Exponentialverteilung ist eine stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung über der Menge der positiven reellen Zahlen, die durch eine Exponentialfunktion gegeben ist. Sie wird als… …   Deutsch Wikipedia

  • Exponentialverteilt — Dichte der Exponentialverteilung mit verschiedenen Werten für λ Die Exponentialverteilung ist eine stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung über der Menge der positiven reellen Zahlen, die durch eine Exponentialfunktion gegeben ist. Sie wird als… …   Deutsch Wikipedia

  • Exponentielle Verteilung — Dichte der Exponentialverteilung mit verschiedenen Werten für λ Die Exponentialverteilung ist eine stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung über der Menge der positiven reellen Zahlen, die durch eine Exponentialfunktion gegeben ist. Sie wird als… …   Deutsch Wikipedia

  • High Density Lipoprotein — bzw. Lipoprotein hoher Dichte ist eine von mehreren Lipoprotein Klassen im menschlichen Körper, die aus historischen Gründen nach ihrem Verhalten in der Ultrazentrifuge – und damit nach ihrer Dichte („density“) – klassifiziert werden. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Inverse Gauß-Verteilung — Die inverse Normalverteilung (auch inverse Gauß Verteilung oder Wald Verteilung genannt) ist eine kontinuierliche Wahrscheinlichkeitsverteilung. Sie wird in verallgemeinerten linearen Modellen verwendet. Bei der Untersuchung der Brownschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Inverse Normalverteilung — Die inverse Normalverteilung (auch inverse Gauß Verteilung oder Wald Verteilung genannt) ist eine kontinuierliche Wahrscheinlichkeitsverteilung. Sie wird in verallgemeinerten linearen Modellen verwendet. Bei der Untersuchung der Brownschen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”