- Eric Liddell
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Eric Henry Liddell (* 16. Januar 1902 in Tianjin; † 21. Februar 1945 in Weixian; chin. Name 李爱锐, Li Airui) war ein schottischer Leichtathlet und Missionar, der 1924 Olympiasieger über 400 Meter wurde. Außerdem war er Rugby-Union-Nationalspieler für Schottland. Nach Ende seiner Sportkarriere war er in China als protestantischer Missionar tätig. Sein Leben wurde z. T. in dem Spielfilm Die Stunde des Siegers verarbeitet.
Leben
Liddell wurde in China als zweiter Sohn von John Dunlop Liddell geboren, der für die London Missionary Society tätig war. 1908 schickten ihn seine Eltern auf das Eltham College, ein Internat für Kinder von Missionaren in London. Liddell und sein Bruder sahen ihre Eltern meist nur zwei- oder dreimal im Jahr für einige Wochen, meist in Edinburgh, bevor diese wieder nach China zurückkehrten.
Im Internat wurde Liddell bald Kapitän der Cricket- und der Rugbymannschaft. Auch in der Leichtathletik erwies er sich als talentiert und galt bald als schnellster Läufer Schottlands. Noch während seiner Schulzeit erschienen mehrere Zeitungsartikel, die ihn als zukünftigen Olympiasieger bezeichneten.
1920 schrieb sich Liddell an der Universität Edinburgh ein, wo er Wissenschaftstheorie studierte. Während des Studiums spielte der Sport eine wichtige Rolle in seinem Leben. Für die Universitätsmannschaft lief er Sprintrennen und spielte Rugby. 1922 und 1923 absolvierte er im Rahmen des Five-Nations-Turniers sieben Länderspiele für die schottische Nationalmannschaft. 1924 wurde Liddell britischer Meister über 100 und 220 yards; die Zeit von 9,7 Sekunden über 100 yards wurde 35 Jahre lang nicht mehr unterboten.
Mit diesen Leistungen qualifizierte sich Liddell für die Olympischen Spiele 1924 in Paris. Der tiefgläubige Christ weigerte sich, zum Vorlauf des 100-Meter-Rennens anzutreten, da dieser an einem Sonntag stattfand. Sein Sieg über 400 Meter (Vorläufe und Finale fanden an Werktagen statt) kam allerdings eher überraschend, da die 100-Meter-Strecke eigentlich seine Spezialdisziplin war. Mit 47,6 Sekunden lief er sogar neuen Weltrekord. Einige Tage später wurde er Dritter über 200 Meter. Aufgrund seiner gläubigen Herkunft wurde er auch nach seinem Erfolg bei den Olympischen Spielen 1924 „der fliegende Pastor“ genannt. Die Erlebnisse Liddells und des 100-Meter-Olympiasiegers Harold Abrahams wurden 1981 in Die Stunde des Siegers (engl. Chariots of Fire) verfilmt.
Nach seinem Studienabschluss 1925 kehrte Liddell nach China zurück, um in Tianjin wie seine Eltern als Missionar zu wirken. 1932 wurde er zum Pfarrer ordiniert, 1934 heiratete er eine kanadische Missionarin, die ihm drei Töchter gebar. Nach dem Ausbruch des zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges im Jahre 1937 wurde die Lage für Ausländer in China immer gefährlicher. 1941 riet die britische Regierung ihren Bürgern, das Land zu verlassen. Liddell blieb in China, während seine Frau und seine drei Töchter nach Kanada zogen.
1943 wurde Liddell von den Japanern interniert. Im Internierungslager von Weixian erkrankte er an einem Hirntumor und starb im Alter von 43 Jahren. Er wurde in Shijiazhuang beigesetzt. Als Allan Wells, ebenfalls ein Schotte, im Jahr 1980 das olympische 100-Meter-Rennen gewann, widmete er Liddell den Sieg.
Literatur
- Sally Magnusson: The Flying Scotsman. Quartet Books, 1981. ISBN 0-7043-3379-1
- Catherine Swift: Eric Liddell. Bethany House Publishers, 1990. ISBN 1-55661-150-1
- Ellen Caughey: Eric Liddell - Olympian and Missionary. Barbour Books, 2000. ISBN 1-57748-667-6
- David McCasland: Eric Liddell - Pure Gold. Discovery House Publishers, 2003. ISBN 1-57293-130-2
Weblinks
- Eric Liddell Centre
- Eric Liddell in der Datenbank von Sports-Reference.com (englisch)
Olympiasieger im 400-Meter-Lauf1896: Thomas Burke | 1900: Maxie Long | 1904: Harry Hillman | Zwischenspiele 1906: Paul Pilgrim | 1908: Wyndham Halswelle | 1912: Charles Reidpath | 1920: Bevil Rudd | 1924: Eric Liddell | 1928: Ray Barbuti | 1932: Bill Carr | 1936: Archie Williams | 1948: Arthur Wint | 1952: George Rhoden | 1956: Charles Jenkins | 1960: Otis Davis | 1964: Mike Larrabee | 1968: Lee Evans | 1972: Vince Matthews | 1976: Alberto Juantorena | 1980: Wiktor Markin | 1984: Alonzo Babers | 1988: Steve Lewis | 1992: Quincy Watts | 1996: Michael Johnson | 2000: Michael Johnson | 2004: Jeremy Wariner | 2008: LaShawn Merritt
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