Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder

Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder
Die Evangelische Salvatorkirche in der Prager Altstadt - die Hauptkirche der EKBB
St. Martin in der Mauer - Kirche der Deutschsprachigen Gemeinde Prag der EKBB. Hier wurde 1414 erstmals der Abendmahlskelch an Laien gereicht, eine wichtige Stätte der Reformation

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB, tschechisch Českobratrská církev evangelická, ČCE) ist eine Unierte Kirche in der Tschechischen Republik.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die EKBB formierte sich im Dezember 1918 nur wenige Wochen nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik durch die Verbindung der reformierten mit den lutherischen Gemeinden der ehemaligen Habsburger Kronländer Böhmen und Mähren. Die lutherische Schlesische Evangelische Kirche A.B. im tschechischen Teil von Österreichisch-Schlesien blieb hingegen selbstständig. Durch ihre Benennung stellte sich die Kirche in die Tradition der Hussiten und der Böhmischen Brüder, welche auch nach dem Toleranzpatent von 1781 im Habsburgerreich illegal geblieben waren. Viele der 1918 zur EKBB zusammengeschlossenen Gemeinden hatten ihre historischen Wurzeln in der Kirche der Böhmischen Brüder, konnten sich nach 1781 jedoch zunächst nur als reformierte oder lutherische Gemeinden legalisieren lassen.

Die erste Gemeinde der neuen Kirche bildete sich in Svébohov bei Šumperk. Zur EKBB schlossen sich 126.000 Reformierte und 34.000 Lutherische zusammen, zudem kam es zu einer Übertrittswelle von 100.000 Katholiken, da die Staatskirche der Habsburger Monarchie entfiel. So wuchs die EKBB im ersten Jahrzehnt auf 250.000 Gläubige in 120 Gemeinden.[1] Es eröffneten sich vielfältige neue Arbeitsmöglichkeiten. 100 Kirchen wurden neu oder umgebaut. Die Zahl der Gläubigen wuchs bis 1938 auf 350.000.[2]

Während der Zeit der deutschen Okkupation 1938/39-1945 war die EKBB genauso wie die Bevölkerung schwerer Verfolgung ausgesetzt. Auch die 1919 gegründete Evangelisch-Theologische Fakultät wurde geschlossen. Die Theologie der EKBB wurde in dieser Zeit stark von Josef Hromádka (1889-1969) geprägt.

Heute (2010) umfasst sie etwa 115.000 Kirchenmitglieder[3] in rund 260 Gemeinden.

Organisation und Bekenntnisse

Die EKBB ist synodal-presbyterial verfasst und bezieht sich auf die altkirchlichen Bekenntnisse sowie die Vier Prager Artikel (1421), die Confessio Augustana (1530), die Brüderische Konfession (1535/1662) das Zweite Helvetische Bekenntnis und die Confessio Bohemica (1575). Die Ausbildung des theologischen Nachwuchses findet an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Karls-Universität Prag statt.

Ökumene

Die EKBB gehört dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WRK), dem Lutherischen Weltbund (LWB) und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) an.

Einzelnachweise

  1. Jiří Otter: Die erste vereinigte Kirche im Herzen Europas. Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder. Praha 1991 Kapitel 8
  2. Jiří Otter: Die erste vereinigte Kirche im Herzen Europas. Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder. Praha 1991 Kapitel 11
  3. 2010 World Lutheran Membership Details.

Literatur

  • Ferdinand Hrejsa: Die evangelische Kirche der Böhmischen Brüder. Prag 1928
  • Sigrid Tröger, Karl-Wolfgang Tröger (Hrsg.): Kirchenlexikon. Christliche Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften im Überblick. Union Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-372-00302-0, S. 71–73.
  • Jiří Otter: Die erste vereinigte Kirche im Herzen Europas. Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder. Praha 1991
  • Jiří Otter: Fünf Rundgänge durch Prag auf den Spuren der Böhmischen Reformation. Kalich Verlag, Prag 2002, ISBN 80-7017-565-6.

Weblinks

 Commons: Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen


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