- Ewigkeitsfolgen
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Ewigkeitskosten ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit der endgültigen Stilllegung des deutschen Steinkohlenbergbaus geprägt wurde. Es sind Folgekosten, die nach Beendigung des Bergbaus entstehen oder bleiben werden, und zumindest für längere Zeit anfallen werden. Grundsätzlich kann dieser Begriff auf andere Bergbauzweige (beispielsweise den Uranbergbau in Sachsen und Thüringen) aber auch auf andere Industriezweige übertragen werden. Der Begriff wurde geprägt, um alle Kosten zusammenzufassen, die nach Beendigung des Bergbaus auf den Staat umgewälzt werden sollen.
Streng genommen ist zwischen echten und unechten Ewigkeitskosten zu unterscheiden, denn ein Teil der hier erfassten Kosten wird zwar langfristig aber nicht ewig anfallen. Einher mit den Kosten gehen Ewigkeitslasten (insbesondere Umweltlasten), Ewigkeitsrisiken und insbesondere ein Ewigkeitsenergieverbrauch. Es wäre sicher besser, generell über Ewigkeitsfolgen zu sprechen, da der Begriff Ewigkeitskosten nur auf die finanziellen Aspekte abhebt; er hat sich aber als Sammelbegriff durchgesetzt. Diese Ewigkeitslasten kennzeichnen einen Industriezweig, wie hier den Bergbau, als nicht nachhaltig (Nachhaltigkeit). Dies schließt die Nutzung der Bergbauprodukte ein, begründet also z. B. neben dem Resourcenverbrauch die Nichtnachhaltigkeit der Stromproduktion aus Kohle.
Laut einem Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums belaufen sich die Ewigkeitskosten des deutschen Steinkohlebergbaus auf mindestens 12,5 bis 13,1 Milliarden Euro[1]. Dabei nimmt der Kostenblock der Grubenwasserhaltung mit 5 Mrd. Euro den größten Posten ein und Risiken für das Trinkwasser sind nicht eingerechnet. Dem gegenüber stehen Rückstellungen der RAG von nur 6 Mrd. Euro.
Inhaltsverzeichnis
Echte Ewigkeitskosten
Hierzu gehört insbesondere das Pumpen von Wasser in die aufgrund der Bergsenkung höher liegende Vorflut. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer echter Ewigkeitskosten.
Pumpen
Ein Abpumpen des Grundwassers betrifft Orte, die durch den Kohleabbau tiefer abgesenkt wurden als der Wasserpegel (Beispiel Walsum am Niederrhein, 20 Millionen Kubikmeter jährlich) oder durch die Absenkung tiefer liegen als die Entwässerungssysteme (Beispiel Reisbach (Saarwellingen)). In diesen Fällen fallen Pumpkosten an, solange diese Orte existieren.
Unechte Ewigkeitskosten
Hierzu gehört beispielsweise das Verfüllen von Stollen und Schächten, aber insbesondere auch die Pensionen der Beschäftigten.
Ewigkeitslasten
Landschaftsveränderung
Verglichen mit anderen Industriezweigen führt der Bergbau zu erheblichen Landschaftsveränderungen. Dies gilt insbesondere für den Tagebau, beispielsweise den Tagebau auf Braunkohle am Niederrhein oder in der Lausitz, aber auch den Bergbau auf Uran beispielsweise in Sachsen und Thüringen. Auch der Tiefbau führt, meist über Bergsenkungen, zu erheblichen Landschaftsveränderungen. Im deutschen Steinkohlenbergbau wurde die Erdoberfläche bis zu 40 Metern abgesenkt (Innenstadt Essen beispielsweise 16 m). Ohne ständiges Pumpen des Grundwassers wäre das Ruhrgebiet eine Seenlandschaft. Diesen Ewigkeitsfolgen sollen beispielsweise im Braunkohlenbergbau durch Gestaltung einer Bergbaufolgelandschaft entgegengewirkt werden. Dabei wird z. B. die natürliche Terrassenlandschaft aus den Uferterrassen des Rheins durch eine Kunstlandschaft ersetzt.
Klimaänderung
Der Bergbau trägt erheblich zur Globalen Erwärmung bei, und zwar sowohl direkt als auch durch Verbrennung von Bergbauprodukten, wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Die dadurch entstehenden Kosten sind dem Bergbau als Ewigkeitskosten zuzuordnen. In den etwa 400 Jahren des deutschen Steinkohlenbergbaus wurden kumulativ etwa xx Millionen Tonnen gefördert aus denen xx Millionen Tonnen Kohlendioxid entstanden, welche für Jahrhunderte in der Atmosphäre verbleiben. Sollte in Zukunft CO2 abgetrennt und endgelagert werden (Sequestration), so entstehen Kosten durch die permanente Überwachung dieser Endlager. Die Verpressung von CO2 birgt darüber hinaus das Risiko induzierter Seismizität.
Ewigkeitsrisiken
Risiken stecken insbesondere im oberflächennahen Bergbau. Die Bergbauaktivitäten sind oft unzureichend dokumentiert und untertägige oberflächennahe Hohlräume unzureichend bekannt oder schlecht georeferenziert. Dies führt beispielsweise im südlichen Ruhrgebiet regelmäßig zu sogenannten Tagesbrüchen.
Ewigkeitsenergieverbrauch
Analog zu dem Konzept der Ewigkeitskosten kann auch von einem Ewigkeitsenergieverbrauch gesprochen werden. Dieser Ewigkeitsenergieverbrauch fallen dann an, wenn die dauerhaft aufrechtzuerhaltenden Nachsorgeprozesse mit einem Energieverbrauch verbunden sind. Im Beispiel des Bergbaus, können dies z.B. die strombetriebenen Wasserpumpen sein.
Bei der Förderung von Energieträgern oder Lagerung von Abfällen aus der Energieerzeugung ergibt sich daraus folgendes Gedankenmodell. Da der kumulative Energieinhalt der Energieträger endlich war, der Ewigkeitsenergieverbrauch aber ewig anfällt, wird dieser den Energieinhalt des Energieträgers eines Tages übersteigen. Entsprechend würde langfristig der Wirkungsgrad der Stromerzeugung aus diesen Energieträgern negativ.
Minderung der Ewigkeitskosten durch Nachnutzung
Die Ewigkeitslasten und somit die Ewigkeitskosten des Kohlebergbaus könnten durch Nachnutzung der Bergbauinfrastruktur, besonders des Grubengebäudes, gemindert werden.
Grubengas
In den ausgekohlten Teilen des Steinkohlengebirges sind noch erhebliche Mengen Methan enthalten, das genutzt werden kann, zumindest so lange, bis die Bergwerke vollständig geflutet sind.
Geothermie
Da die Gebirgstemperaturen pro 1000 Meter um etwa 30 Kelvin steigen, kann aus dem Grubengebäude Wasser mit Temperaturen gefördert werden, das direkt genutzt werden kann, beispielsweise zum Heizen, für Gewächshäuser oder zur Fischzucht. Günstigerweise werden die dazu benötigten Rohrleitungen in die vorhandenen Schächte vor deren Verfüllung eingebracht. Das Wasser kann dann durch das eventuell auch teilweise verstürzte Grubengebäude zirkulieren und sich so erwärmen (Heerlen, NL). Denkbar wäre es, Wasser grundsätzlich nicht oberflächennah abzupumpen, sondern immer aus größerer Tiefe, und es dann erst nach Ankühlung durch entsprechende Nutzung in die Vorflut abzugeben. Hierzu sind keine nennenswert höheren Pumpleistungen nötig.
Kostenübernahme
Die Ewigkeitskosten des deutschen Steinkohlenbergbaus werden wohl teilweise von der RAG Aktiengesellschaft bezahlt werden. Sie bezahlt voraussichtlich 5 Milliarden Euro direkt. Fehlende 8 Milliarden sollen beim Börsengang geholt werden. Diese Beträge sollen in einer Stiftung angelegt werden, die dann die Ewigkeitskosten aus ihren Kapitalerlösen bestreitet. Wenn diese nicht ausreichen, muss das Land Nordrhein-Westfalen mit 2/3 und der Bund mit einem Drittel der verbleibenden Kosten einspringen.
Einzelnachweise
- ↑ KPMG-Studie: Ewigkeitskosten der Kohle betragen 13 Milliarden Euro - Unwägbare Risiken für Trinkwasser, Pressemitteilung Wirtschaftswoche, 14.12.2006
Weblinks
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