Exotisierung

Exotisierung

Exotisierung ist ein kulturwissenschaftlicher Begriff für soziale Prozesse, Verhaltensweisen und Darstellungsweisen, die der Normalisierung [1] des "Fremden" gegenüber dem "Eigenen" dienen. Bezogen auf die eigenen Normen und Werte wird bei der Exotisierung im Gegensatz zur Normalisierung durch Angleichung [2] dem „Fremden“ eine grundlegende Andersartigkeit zugeschrieben und die kognitive Fähigkeit zur Aneignung der eigenen kulturellen Ordnungen abgesprochen. [3] Das Konstrukt des „Anderen“ oder „Fremden“ basiert bei der Exotisierung je nach Ausrichtung auf antisemitischen und / oder auf rassistischen Einstellungen und Verhaltensweisen. [4]

Exotisierung ist eine Erscheinungsform des oft als "positiv" bezeichneten Rassismus, der sich in Dichotomien wie dem Begriff des „Edlen Wilden“ ausdrückt. [5] Die Umschreibung mit "positiv" ist hinsichtlich der Gewaltformen des Rassismus irreführend. In kulturseparatistischen Vorstellungen des Multikulturalismus zeigt sich die Exotisierung durch das Nicht-Wahrnehmen von Kulturausformungen in der Mehrheitsgesellschaft durch die Minderheitsgesellschaft, wie zum Beispiel die Einflüsse der jüdischen Kultur auf die deutsche Kultur in Sprache, Musik, Wissenschaft und Literatur. [6]

Die zur Ideologie gefestigte Ausformung von Normen und Werten, die bei der Exotisierung zum Tragen kommen, wird als Exotismus bezeichnet.

Quellen

  1. Vgl. Jürgen Link (1997): Versuch über den Normalismus. Wie Normalität produziert wird, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (3. Auflage: 2006)
  2. Boris Nieswand: Zwischen Annäherung und Exotisierung. Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung, Halle Saale. [1]
  3. Gayatri Chakravorty Spivak: Can the subaltern Speak, in: P. Williams, L. Chrisman, 1994
  4. Vgl. Michael Moreitz: Judenfeindschaft in der deutschen Geschichte. Über den Antisemitismus im deutschen Nationalbewusstsein. In: Arndt (Hg.): AfrikaBilder
  5. Susan Arndt (Hg): Afrikabilder. Studien zu Rassismus in Deutschland. Münster, 2006.
  6. Christina von Braun, Klaus Hödel, Bini Adamczak, Michael Moreitz. In: A.G. Gender-Killer (Hg.): Antisemitismus und Geschlecht - von „maskulinisierten Jüdinnen“, „effeminierten Juden“ und anderen Geschlechterbildern.

Literatur

  • AG Gender-Killer (Hrsg.): Antisemitismus und Geschlecht. Von „maskulinisierten Jüdinnen“, „effeminierten Juden“ und anderen Geschlechterbildern. Unrast Verlag, Münster 2005, ISBN 3-89771-439-6.
  • Gayatri Chakravorty Spivak: Can the subaltern Speak? In: Patrick Williams, Laura Chrisman: Colonial discourse and post-colonial theory. A reader. University Press, New York 1994, ISBN 0-231-10020-5.
  • Hito Steyerl, Encarnación Gutiérrez Rodríguez (Hrsg.): Spricht die Subalterne deutsch? Migration und postkoloniale Kritik. Unrast-Verlag, Münster 2003, ISBN 3-89771-425-6.
  • Wolfgang Reif: Zivilisationsflucht und literarische Wunschräume. Der exotistische Roman im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Metzler, Stuttgart 1975, ISBN 3-476-00309-4.
  • Frantz Fanon: Das kolonisierte Ding wird Mensch. Ausgewählte Schriften. Reclam, Leipzig 1986 (orig. 1952)
  • Mark Terkessidis: Psychologie des Rassismus. Westdeutscher Verlag, Opladen 1998, ISBN 3-531-13040-4.
  • Susan Arndt, Antje Hornscheidt (Hrsg.): Afrika und die deutsche Sprache. ein kritisches Nachschlagewerk. 2. aufl. Unrast-Verlag, Münster 2006, ISBN 3-89771-424-8.
  • Susan Arndt (Hg): Afrikabilder. Studien zu Rassismus in Deutschland. Unrast-Verlag, Münster 2006, ISBN 3-89771-028-5.

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