- Diuretikum
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Ein Diuretikum (pl. Diuretika, lat. urea = Harnstoff) ist ein Arzneimittel, das zur Ausschwemmung von Wasser aus dem menschlichen oder tierischen Körper (Diurese) eingesetzt wird. Werden mit der gesteigerten Wasserausscheidung auch vermehrt Salze ausgeschieden, spricht man von einem Saluretikum. Unterschieden werden pflanzliche Diuretika, die einzeln oder in Mischungen als harntreibender Tee eingenommen werden und chemisch-synthetisch hergestellten Diuretika. Die letztgenannten werden umgangssprachlich häufig 'Wassertablette' genannt.
Inhaltsverzeichnis
Pflanzen mit diuretischer Wirkung
Es gibt weltweit eine Vielzahl von Pflanzen mit diuretischer Wirkung. Die wichtigsten sind:
- Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense)
- Dornige Hauhechel (Ononis spinosa)
- Brennnessel (Urtica), genauer die Große Brennnessel (Urtica dioica) und die Kleine Brennnessel (Urtica urens)
- Goldrute (Solidago), genauer die Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea) und die Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)
- Birkenblätter (Betula), hauptsächlich die Hänge-Birke (Betula pendula; Syn.: Betula alba)
- Löwenzahn (Taraxacum)
- Orthosiphonblätter (Orthosiphon stamineus, bzw. aristatus)
- Wildes Stiefmütterchen (Viola tricolor)
Chemisch-synthetische Diuretika
Soweit von chemisch-synthetisch hergestellten Diuretika die Rede ist, sind folgende Typen zu unterscheiden:
- Carboanhydrasehemmstoffe (Acetazolamid): Blockade der Protonensekretion und Natriumbicarbonat-Rückresorption, überwiegend an den proximalen Tubuluszellen des proximalen Tubulus. Verwendung fast nur noch bei Glaukombehandlung in der Augenheilkunde.
- Schleifendiuretika (Furosemid, Torasemid, Bumetanid, Etacrynsäure, Piretanid): reversible Hemmung eines Na/2Cl/K-Carriersystems am dicken Teil der aufsteigenden Henle’schen Schleife
- Kaliumsparende Diuretika (Amilorid, Triamteren): Blockade der Na-Kanäle am spätdistalen Tubulus und am Sammelrohr, Hemmung der Na-Rückresorption, dadurch verminderte K-Sekretion
- Aldosteronantagonisten (Spironolacton, Kaliumcanrenoat, Eplerenon): kompetitive Bindung am Aldosteronrezeptor, dadurch Hemmung der Na-Rückresorption und K-Sekretion, eingesetzt bei Aszites in Zusammenhang mit Leberzirrhose und als Zusatztherapeutikum bei chronischer Herzinsuffizienz.
- Osmotische Diuretika (Mannit, Sorbit): Hyperosmolare Lösung bindet freies Wasser intravasal, intravenös bei drohendem Nierenversagen verwendet.
- Thiaziddiuretika (Hydrochlorothiazid (HCT), Chlorthalidon, Xipamid, Indapamid): reversible Hemmung des Na-Cl-Kotransports am frühdistalen Tubulus (luminal), Hemmung der Carboanhydrase, Verminderung der glomerulären Filtrationsrate; Hydrochlorothiazid wird sehr oft als Fixkombination mit anderen Antihypertonika eingesetzt.
Einsatzgebiete
Diuretika sind im Allgemeinen gut verträglich, haben eine hohe therapeutische Breite und sind wertvolle Medikamente bei der Behandlung von:
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Bluthochdruck
- Ödemen
- Leberzirrhose mit Wassereinlagerung
- Niereninsuffizienz mit Wassereinlagerung
- Zur Ausschwemmung bei Vergiftungen
Die Verwendung von Diuretika zur schnellen Gewichtsreduktion oder als Scherzartikel ist gefährlich.
Mögliche Nebenwirkungen
- Austrocknung (Exsikkose)
- Salzmangel
- Hyponatriämie mit Krampfanfällen, Verwirrtheit (selten) und Wadenkrämpfen
- Hypokaliämie mit Herzrhythmusstörungen (Gilt nicht für kaliumsparende Diuretika, diese können Hyperkaliämie hervorrufen)
- Vermehrte Thromboseneigung bei eingedicktem Blut
- zu niedriger Blutdruck (Hypotonie)
- Gynäkomastie (Vergrößerung der männl. Brustdrüse)[1]
- Erektile Dysfunktion (Impotenz)
- Ototoxische Wirkung (Schädigung des Gleichgewichtsorgans)
Diuretika stehen auf der Dopingliste.
Weitere Stoffe mit diuretischer (harntreibender) Wirkung
- Tees, die obige Pflanzen beinhalten („Blutreinigungstee“, Blasen- und Nierentee, „Entschlackungstee“)
- Alkohol
- ACE-Hemmer
- Angiotensin II-Antagonisten
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat veröffentlicht, dass Kaffee zwar kurzfristig harntreibende Wirkung hat, aber nicht dauerhaft entwässert, da der Körper entsprechend gegensteuert.[2][3] Auch schwarzer Tee hat keine entwässernde Wirkung. Dieser Rebound-Effekt tritt auch bei einigen Diuretika auf, wenn sie als Dauertherapie gegeben werden.[4]
Einzelnachweise
- ↑ H. Knauf, E. Mutschler: Nebenwirkungen von Diuretika. Nieren- und Hochdruckkrankheiten 254(1996), S. 184 - 191
- ↑ Kaffee ist besser als sein Ruf: Neue Ergebnisse entlasten den beliebten Muntermacher, wissenschaft.de (www.wissenschaft.de)
- ↑ Studie: Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser
- ↑ Klaus Aktories, Ulrich Förstermann, Franz Hofmann, Klaus Starke: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 10, München ; Jena: Elsevier, Urban & Fischer 2009, ISBN 978-3-437-42522-6
Weblinks
- highfive.de - Diuretika; Maskierungsmittel; Doping; verbotene Substanzen: unabhängiges Informationsangebot der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA)
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