- Physiologisch
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Die Physiologie (von griechisch φύσις phýsis „die Natur“ und griechisch λόγος lógos „die Lehre, Vernunft“; griechisch: φυσιολογία) ist als Teilgebiet der Biologie die Lehre von den physikalischen, biochemischen und informationsverarbeitenden Funktionen von Lebewesen. Der Begriff wurde um 1525 von Jean François Fernel geprägt. Physiologisch geforscht und ausgebildet wird sowohl in den akademischen Fachrichtungen der Biologie, insbesondere der Biochemie – die früher auch „Physiologische Chemie“ genannt wurde – als auch in der Medizin und der Psychologie.
Im Sprachgebrauch der Ärzte wird die Bezeichnung physiologisch auch – ohne unmittelbarem Bezug zum Fachgebiet der Physiologie – im Sinne von „normal, beim gesunden Menschen auftretend, nicht krankhaft“ verwendet; unphysiologisch bezeichnet dementsprechend eine Abweichung von den normalen, beim gesunden Menschen auftretenden oder wünschenswerten Lebensvorgängen.
Inhaltsverzeichnis
Die Hauptgebiete der Physiologie
Die Arbeitsgebiete der Physiologie sind so vielfältig wie die der Biowissenschaften im Ganzen, wobei aber der Blick im Fachgebiet Physiologie auf die Dynamik biologischer Vorgänge und deren kausale Zusammenhänge gerichtet ist; sie analysiert also eher Veränderungen als dass sie statische Zustände beschreibt. Die wichtigsten Werkzeuge - Versuchsanordnungen und Messverfahren - kommen im Fachgebiet Physiologie aus der Physik und der Chemie.
Abgeleitet von der traditionellen Gliederung der Biologie gibt es die beiden Schwerpunkte
- Pflanzenphysiologie im Fachgebiet Botanik und
- Tierphysiologie im Fachgebiet Zoologie.
Selbstverständlich befasst sich die Physiologie aber auch mit allen anderen Lebewesen außer Pflanzen, Tieren und Menschen.
Die Physiologie des Menschen ist im Fach Medizin ein eigenständiges Teilgebiet. Ohne die Physiologie wäre eine gezielte Pharmakologie nicht möglich; denn sie kann Wirkungen, Eigenschaften und Nachteile von Medikamenten teilweise beschreiben und auch voraussagen.
Physiologen analysieren die grundlegenden Lebensprozesse auf unterschiedlichen Ebenen der Komplexität; Beispiele hierfür sind:
- Enzymreaktionen in einzelnen Zellen
- die Photosynthese als hervorstechendes Merkmal oberirdischer Pflanzenorgane
- hormonelle Regelkreise, die das Lebewesen in seiner Gesamtheit betreffen.
Auch krankhafte Zustände werden untersucht, wofür sich mit der Pathophysiologie ein eigenes Teilgebiet etabliert hat. Die Grenzen der Physiologie zu Anatomie, Biochemie, Molekularbiologie, Psychologie und Neurobiologie sind fließend.
An deutschen Universitäten ist die Physiologie des Menschen meist an den medizinischen Fakultäten beheimatet und zählt mit Biochemie, Anatomie und Psychologie sowie den drei Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik zu den vorklinischen Fächern, die im Rahmen des Physikums auch eine staatliche Zwischenprüfung darstellen.
Der Facharzt für Physiologie
Um in Deutschland nach einem abgeschlossenen Medizinstudium als „Facharzt für Physiologie“ tätig zu werden, bedarf es einer vierjährigen Weiterbildungszeit. Auf diese kann ein Jahr in einem anderen medizinischen Fachgebiet angerechnet werden.
Am 1. Januar 2001 waren in der BRD 162 Fachärzte für Physiologie registriert, von denen sieben niedergelassen waren. 47 übten keine ärztliche Tätigkeit aus.
Bedeutende Physiologen
Siehe auch
- Arbeitsphysiologie
- Bekleidungsphysiologie
- Evolutionsphysiologie
- Muskelphysiologie
- Neurophysiologie
- Ökophysiologie
- Pathophysiologie
- Sinnesphysiologie
- Sportphysiologie
- Stoffwechsel
- Wahrnehmungsphysiologie
- Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie
Literatur
Medizin
- Ernst Schubert: Physiologie des Menschen. Grundriss für medizinische Fachberufe. Verlag Wissenschaftliche Scripten, Zwickau 2002, ISBN 3-928921-79-7
- Rainer Klinke, Hans-Christian Pape, Stefan Silbernagl (Hrsg.): Lehrbuch der Physiologie. 5. Auflage. Thieme, Stuttgart 2005, ISBN 3-13-796003-7
- Robert F. Schmidt, Florian Lang (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 29. Auflage. Springer, Berlin 2005 (Springer-Lehrbuch), ISBN 978-3-540-21882-1
- Stefan Silbernagl, Agamemnon Despopoulos: Taschenatlas der Physiologie. 5. Auflage. Thieme, Stuttgart 2001, ISBN 3-13-567705-2
- Gerhard Thews, Peter Vaupel: Vegetative Physiologie. 4. Auflage. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001, ISBN 3-540-67791-7
- Thomas Braun et al.: Kurzlehrbuch Physiologie. 1. Auflage. Elsevier, Urban und Fischer, München 2006, ISBN 3-437-41777-0
Pflanzenphysiologie
- Peter Schopfer, Axel Brennicke: Pflanzenphysiologie. Begründet von Hans Mohr. 6. Auflage. Elsevier, München 2006. ISBN 978-3-8274-1561-5
Tierphysiologie
- Heinz Penzlin: Lehrbuch der Tierphysiologie. 7. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 2005. ISBN 3-8274-0170-4
Weblinks
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