- Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen des Schulwerks der Diözese Augsburg
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Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen des Schulwerks der Diözese Augsburg (Bistum Augsburg) ist mit eine der ältesten konfessionell gebundenen Ausbildungsstätte in Bayern für staatl. anerkannte Erzieher und Erzieherinnen. Sie kann auf eine fast 100-jährige Tradition blicken. Auf dem Areal der Schule befinden sich noch weitere Bildungsinstitutionen in Trägerschäft des Schulwerks der Diözese Augsburg: St.-Bonaventura-Realschule Dillingen sowie St.-Bonaventura-Gymnasium Dillingen.
Inhaltsverzeichnis
Vergangenheit und Gegenwart
Die Anfänge der heutigen Fachakademie für Sozialpädagogik in Dillingen gehen zurück auf das Jahr 1913; am 16. Mai rief der Orden der Dillinger Franziskanerinnen einen Kindergärtnerinnen-Lehrkurs ins Leben. Die Gründung einer eigenen Ausbildungsstätte, war ein Gebot der Stunde, zumal bereits 1910 im Königreich Bayern Allgemeine Bestimmungen über Einrichtung und Betrieb von Kinderbewahranstalten in Kraft getreten waren. Nach diesen sollten künftig die Leiterinnen größerer Anstalten eine entsprechende Fachschule besucht und durch erfolgreiche Ablegung einer Prüfung den Nachweis ihrer Befähigung erbracht haben. Seinerzeit leiteten viele unausgebildete Dillinger Ordensfrauen eine beachtliche Anzahl von Einrichtungen der öffentlichen Kleinkindererziehung. Dazu gehörten Kleinkinderbewahranstalten oder Kleinkinderschulen (so die zeitgenössischen Namen) und auch Kindergärten.
Die Eröffnung des ca. 10 Monate dauernden Lehrkurses war mit zahlreichen Auflagen verbunden. Es mussten Stundentafeln, Prüfungsordnungen, Satzungen, Lehrprogramme und vorgebildete Lehrschwestern mit Lehrer- und Kindergärtnerinnenausbildung zur Verfügung stehen. Aufgenommen wurden seinerzeit nur junge Mädchen (begabte Volksschülerinnen), die sich schriftlich verpflichteten, in den Orden der Dillinger Franziskanerinnen, gegr. 1241, einzutreten.
1929 wurde die Ausbildung auf zwei Jahre erhöht, zumal folgend die Klosterkandidatinnen zu Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen ausgebildet wurden und man die staatliche Anerkennung des Seminars anstrebte. 1931 erließ das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus Richtlinien über die Vorbildung und Ausbildung der Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen, aufgrund derer, das sich nun nennende Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar der Dillinger Franziskanerinnen am 20. Oktober 1931 die staatliche Anerkennung erhielt.
Mit Beginn der Nazi-Diktatur musste sich die Ausbildungsstätte immer mehr der neuen Ideologie anpassen. Die Seminaristinnen waren laut Erlaß des Reichsministers des Inneren im nationalsozialistischen Geist zum Dienst am Volkstum und Staat auszubilden. Inwieweit es den unterrichtenden Klosterfrauen trotzdem gelungen ist, von den NS-Doktrin abweichende und auf einem christlich/franziskanischen Verständnis aufbauende Lehrinhalte den Schülerinnen zu vermitteln, darüber kann nur spekuliert werden. Die Gemeinschaft des Klosters und ihr spezifischer Lebenszusammenhang dürften, eher als der verordnete Unterricht, dafür den Rahmen gegeben haben. Bereits 1936 erteilte das NS-Regime ein Lehrverbot für Ordensleute. Während das Mädchenlyzeum der Dillinger Franziskanerinnen sofort seinen Betrieb einstellen musste, hatte das Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar noch eine Gnadenfrist bis 1941, da das neugegründete NSV.-Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnen-Seminar Friedberg bei Augsburg noch nicht so viele Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen aussenden konnte als man in den NSV-Kindergärten benötigte[1]. Doch mit Beginn des Schuljahrs 1941/42 durften keine Neuaufnahmen mehr stattfinden und das Seminar musste am 31. März 1941 seine Pforten schliessen. Ein Widerspruchsversuch der damaligen Schulleiterin blieb erfolglos.
Nach der durch die Nazis erzwungenen Pause nahmen die Dillinger Franziskannerinnen 1945, nach Überprüfung der Schule und der gemeldeten Lehrschwestern, den Schulbetrieb wieder auf. In sechswöchigen Schnellausbildungskursen und halbjährlichen Sonderkursen wurden Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen ausgebildet. Am 1. September 1948 konnte nach intensiven Verhandlungen mit dem Office of Military Government for Regierungsbezirk Schwaben endlich die obligatorische zweijährige Ausbildung von Klosterfrauen und -kandidatinnen beginnen.
1952 öffnete sich das Seminar auch für nicht-klösterliche Bewerberinnen. Laut Ministerialentschließung vom 11. September 1968 erhielt das Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar der Dillinger Franziskanerinnen den Status einer Fachschule für Sozialpädagogik. Eine dreijährige Ausbildung - zwei Jahre Theorie an der Fachakademie und ein einjähriges Berufspraktikum - berechtigten, die Berufszeichnung Staatlich anerkannte/r Erzieher/in zu führen.
Im Zuge der bildungspolitischen Diskussion der 1970er Jahre erfolgte eine neue Aufwertung. Die Fachschule für Sozialpädagogik der Dillinger Franziskanerinnen, die ab 1971 auch männliche Bewerber aufnahm, nannte sich ab 1973 Fachakademie für Sozialpädagogik der Dillinger Franziskanerinnen.
Im Januar 2000 übergab das Provinzialat der Dillinger Franziskanerinnen die Fachakademie für Sozialpädagogik der Dillinger Franziskanerinnen an das Schulwerk der Diözese Augsburg (gegr. 1975 durch den Augsburger Bischof Josef Stimpfle). 2001 begann erstmals das Sozialpädagogische Seminar mit der Option, nach 2 Jahren den Berufsabschluss Staatlich geprüfte/r Kinderpfleger/in zu erwerben.
An der zweizügig geführten Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen des Schulwerks der Diözese Augsburg in Dillingen an der Donau kann die (fachgebundene) Hochschulreife erworben werden, die Voraussetzung ist für das weiterführende Studium an Fachhochschulen und gegebenenfalls (bei einem erforderlichen Notendurchschnitt von besser als 1,5) an Hochschulen (Bachelor/Master) (siehe: Fachakademie für Sozialpädagogik).
Die Schule ist bei Erfüllung der Ausbildungsvoraussetzungen offen vor alle Bewerber/innen, unabhängig von ihrer Bekenntniszugehörigkeit.
Leitbild der Ausbildungsstätte
Die Fachakademie für Sozialpäddagogik Dillingen des Schulwerks der Diözese Augsburg versteht sich als Ausbildungsstätte für Erzieher und Erzieherinnen auf der Grundlage einer gewachsenen Tradition, die sich vom Geist des Hl. Franziskus leiten lässt. Sie versteht sich, da man Leben und Lernen nicht trennen kann, nicht nur als ein Arbeitsraum zur Vermittlung von Lerninhalten, sondern zugleich als ein Lebensraum, in dem täglich Menschen gemeinsam miteinander umgehen, gemeinsam handeln sowie kommunizieren. Sie versteht sich als ein Ort der Auseinandersetzung mit Sinn- und Wertfragen, Religion aber auch persönlichen Lebensperspektiven. Jeder Einzelne (ob Schüler oder Lehrende) wird als Mensch mit seinen Stärken, Schwächen und Fehlern angenommen.
Im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsangebots und einer christlich/franziskanischen Orientierung steht die Vermittlung von
- Erziehungswissenschaftliches Wissen und (praxisorientierte) Reflexionskompetenz
- Methoden- und Sachkompetenz
- Didaktische Kenntnisse und Begabungen
- Institutionelle Handlungskompetenz
- Kommunikative Qualitäten
- Persönlichkeitskompetenz
- Beziehungskompetenz sowie
- Sinnkompetenz
gleichberechtigt im Zentrum der Ausbildung[2].
Schulleiterinnen
- Sr. M. Innocentia Mußack 1913-1924
- Sr. M. Laurentia Meinberger 1924-1929
- Sr. M. Siena Heidel 1929-1941
- Sr. M. Siena Heidel 1945-1948
- Sr. M. Dietgard Weißenberger 1948-1975
- Sr. M. Vera Fischer seit 1975
Einzelnachweise
Literatur
- Arbeitsgemeinschaft der katholischen Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern (Hrsg.): 1974 bis 2004. 30 Jahre Arbeitsgemeinschaft katholischer Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern. Festschrift und Chronik. München 2004, S. 33
- Manfred Berger: Vorschulerziehung im Nationalsozialismus. Recherchen zur Situation des Kindergartenwesens 1933-1945, Weinheim/Basel 1986
- Manfred Berger: Vom Kindergärtnerinnen-Lehrkurs zur Fachakademie für Sozialpädagogik. Ein Beitrag zur Geschichte der Erzieher/-innenausbildung in Dillingen/Donau. In: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau. 101 Jahrgang, Dillingen 2000, S. 217–246
- Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen der Dillinger Franziskanerinnen (Hrsg.): Festschrift zum 75-jährigen Jubiäum, Dillingen 1988
- Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen des Schulwerks der Diözese Augsburg (Hrsg.): Festschrift zum 65. Geburtstag von Sr. Vera, Dillingen 2008
- Gerd E. Schäfer: Beruf Erzieherin. Rolle und Aufgaben müssen neu bestimmt werden. In: Kindergarten heute. 2008/H. 4, S. 8–13
Weblinks
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