- Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen
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Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen Schulform Berufsbildende Fachakademie Gründung 1913 Ort Dillingen an der Donau Land Bayern Staat Deutschland Koordinaten 48° 34′ 43,5″ N, 10° 29′ 39,8″ O48.5787410.49438Koordinaten: 48° 34′ 43,5″ N, 10° 29′ 39,8″ O Träger Schulwerk der Diözese Augsburg Schüler etwa 210 Lehrer etwa 22 Leitung Werner Eitle Website www.fachakademie-dillingen.de Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen des Schulwerks der Diözese Augsburg (Bistum Augsburg) ist mit eine der ältesten konfessionell gebundenen Ausbildungsstätte in Bayern für staatl. anerkannte Erzieher und Erzieherinnen. Sie kann auf eine fast 100-jährige Tradition blicken. Auf dem Areal der Schule in Dillingen an der Donau befinden sich noch weitere Bildungsinstitutionen in Trägerschäft des Schulwerks der Diözese Augsburg: St.-Bonaventura-Realschule Dillingen sowie St.-Bonaventura-Gymnasium Dillingen.
Inhaltsverzeichnis
Die Ausbildungsstätte und ihr Leitbild
An der zweizügig geführten Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen des Schulwerks der Diözese Augsburg in Dillingen an der Donau kann die (fachgebundene) Hochschulreife erworben werden, die Voraussetzung ist für das weiterführende Studium an Fachhochschulen und gegebenenfalls (bei einem erforderlichen Notendurchschnitt von besser als 1,5) an Hochschulen (Bachelor/Master) (siehe: Fachakademie für Sozialpädagogik). Zu dem besteht die Möglichkeit, ein Zertifikat in Religionspädagogik (Zusatzqualifikation) zu erwerben, das sich auf die Tätigkeit in vorschulischen Institutionen, im Hort und anderen sozial-/heilpädagogischen Einrichtungen bezieht. Voraussetzungen: 70 Zusatzstunden im Fach Religionspädagogik/Theologie, eine schriftliche Ausarbeitung sowie praktische Durchführung einer religionspädagogischen Handlungseinheit und erfolgreiche Ableistung eines Kolloquiums.
An der staatlich anerkannten privaten Ausbildungsstätte werden die Studierenden in folgende außerschulische/sozialpädagogische Arbeitsfelder eingeführt:
- Krippen-, Kleinstkinder- und Kindergartenpädagogik
- Stationäre Kinder- und Jugendarbeit
- Offene Kinder- und Jugendarbeit
- Arbeit mit Schulkindern
- Heilpädagogische Einrichtungen
- Integrative Erziehung
Die Dillinger Fachakademie für Sozialpädagogik ist bei Erfüllung der vorgeschriebenen Aufnahmebedingungen offen für alle Bewerberinnen und Bewerber, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Sie versteht sich als Ausbildungsstätte auf der Grundlage einer gewachsenen Tradition, die sich vom Geist des Hl. Franziskus leiten lässt. Sie versteht sich, da man Leben und Lernen nicht trennen kann, nicht nur als ein Arbeitsraum zur Vermittlung von Lerninhalten, sondern zugleich als ein Lebensraum, in dem täglich Menschen gemeinsam miteinander umgehen, gemeinsam handeln sowie kommunizieren. Sie versteht sich als ein Ort der Auseinandersetzung mit Sinn- und Wertfragen, Religion aber auch persönlichen Lebensperspektiven. Jeder Einzelne (ob Schüler oder Lehrende) wird als Mensch mit seinen Stärken, Schwächen und Fehlern angenommen.
Im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsangebots und einer christlich/franziskanischen Orientierung steht die Vermittlung von
- Erziehungswissenschaftlichem Wissen und (praxisorientierte) Reflexionskompetenz
- Methoden- und Sachkompetenz
- Didaktische Kenntnisse und Begabungen
- Institutionelle Handlungskompetenz
- Kommunikative Qualitäten
- Persönlichkeitskompetenz
- Beziehungskompetenz sowie
- Sinnkompetenz
gleichberechtigt im Zentrum der Ausbildung[1].
Geschichte
Die Anfänge der heutigen Fachakademie für Sozialpädagogik in Dillingen gehen zurück auf das Jahr 1913; am 16. Mai rief der Orden der Dillinger Franziskanerinnen einen Kindergärtnerinnen-Lehrkurs ins Leben. Die Gründung einer eigenen Ausbildungsstätte, war ein Gebot der Stunde, zumal bereits 1910 im Königreich Bayern Allgemeine Bestimmungen über Einrichtung und Betrieb von Kinderbewahranstalten in Kraft getreten waren. Nach diesen sollten künftig die Leiterinnen größerer Anstalten eine entsprechende Fachschule besucht und durch erfolgreiche Ablegung einer Prüfung den Nachweis ihrer Befähigung erbracht haben. Seinerzeit leiteten viele unausgebildete Dillinger Ordensfrauen eine beachtliche Anzahl von Einrichtungen der öffentlichen Kleinkindererziehung. Dazu gehörten Kleinkinderbewahranstalten oder Kleinkinderschulen (so die zeitgenössischen Namen) und auch Kindergärten.
Die Eröffnung des ca. 10 Monate dauernden Lehrkurses, den vier Seminaristinnen besuchten, war mit zahlreichen Auflagen verbunden. Es mussten Stundentafeln, Prüfungsordnungen, Satzungen, Lehrprogramme und vorgebildete Lehrschwestern mit Lehrer- und Kindergärtnerinnenausbildung zur Verfügung stehen. Aufgenommen wurden seinerzeit nur junge Mädchen (begabte Volksschülerinnen), die sich schriftlich verpflichteten, in den Orden der Dillinger Franziskanerinnen, gegr. 1241, einzutreten. Der dem Lehrkurs zugrunde liegende Normlehrplan legte die notwendigen Unterrichtsfächer, orientiert an der Föbelpädagogik, fest: Fröbels Erziehungslehre, Theorie und Praxis der Fröbel'schen Beschäftigungs- und Bildungsmittel sowie Organisation des Kindergartens, Mathematische Formenlehre (in ihrer Beziehung auf die Fröbel'schen Beschäftigungs- und Bildungsmittel), Gesundheitslehre, Naturkunde (einschl. Anleitung zur Tier- und Pflanzenpflege), Turnen, Zeichnen, Singen und Musik, Aufsatz- und Vortragsübung und schließlich noch als eines der wichtigsten Fächer Religion.
1929 wurde die Ausbildung auf zwei Jahre erhöht, da folgend die Klosterkandidatinnen zu Kindergärtnerinnen sowie Hortnerinnen ausgebildet wurden und die staatliche Anerkennung des Seminars anstand. Vom 16. September 1930 bis 12. Juli 1931 fand am Seminar ein zusätzlicher Nachschulungskurs für in der Praxis stehende aber unausgebildete Erziehungsschwestern statt. Diesen absolvierten 12 Franziskanerinnen und eine Schwester aus einem anderen Orden. Die Schulleiterin, Sr. M. Siena Heidel, schrieb über die Nachschulung in ihrem Jahresbericht an die Regierung von Schwaben und Neuburg, Kammer des Inneren:
- Die Lehrschwestern und Lehrkräfte legten Wert darauf, daß den Schwestern nicht nur vorgetragen, sondern das Unterrichtsziel mit ihnen entwickelt wurde. Die Schwestern stehen ja in der Arbeit und jeder Lehrer weiß, wie außerordentlich bereichernd der Unterricht für alle wirkt, wenn die Schüler von ihren Ideen hineintragen; und hier handelt es sich um Erfahrungen, die in der praktischen Arbeit gewonnen wurden. Gewiß war dies mancher Schwester ungewohnt und mußte von vielen erst eine große Scheu überwunden werden. Auch ist nicht zu verhehlen, daß das bisherige Maß der Vorbildung einigen Schwestern wie den Lehrkräften im Anfange etwas Schwierigkeiten bereitete[2]..
1931 erließ das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus Richtlinien über die Vorbildung und Ausbildung der Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen, aufgrund derer, das sich nun nennende Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar der Dillinger Franziskanerinnen am 20. Oktober 1931 die staatliche Anerkennung erhielt.
Mit Beginn der Nazi-Diktatur musste sich die Ausbildungsstätte immer mehr der neuen Ideologie anpassen. Die Seminaristinnen waren laut Erlaß des Reichsministers des Inneren im nationalsozialistischen Geist zum Dienst am Volkstum und Staat auszubilden. Inwieweit es den unterrichtenden Klosterfrauen trotzdem gelungen ist, von den NS-Doktrin abweichende und auf einem christlich/franziskanischen Verständnis aufbauende Lehrinhalte den Schülerinnen zu vermitteln, darüber kann nur spekuliert werden. Die Gemeinschaft des Klosters und ihr spezifischer Lebenszusammenhang dürften, eher als der verordnete Unterricht, dafür den Rahmen gegeben haben. Bereits 1936 erteilte das NS-Regime ein Lehrverbot für Ordensleute. Während das Mädchenlyzeum der Dillinger Franziskanerinnen sofort seinen Betrieb einstellen musste, hatte das Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar noch eine Gnadenfrist bis 1941, da das neugegründete NSV.-Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnen-Seminar Friedberg bei Augsburg noch nicht so viele Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen aussenden konnte als man in den NSV-Kindergärten benötigte[3]. Doch mit Beginn des Schuljahrs 1941/42 durften keine Neuaufnahmen mehr stattfinden und das Seminar musste am 31. März 1941 seine Pforten schließen. Ein Widerspruchsversuch der damaligen Schulleiterin blieb erfolglos.
Nach der durch die Nazis erzwungenen Pause nahmen die Dillinger Franziskanerinnen 1945, nach Überprüfung der Schule und der gemeldeten Lehrschwestern, den Schulbetrieb wieder auf. In sechswöchigen Schnellausbildungskursen und halbjährlichen Sonderkursen wurden Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen ausgebildet. Am 1. September 1948 konnte nach intensiven Verhandlungen mit dem Office of Military Government for Regierungsbezirk Schwaben endlich die obligatorische zweijährige Ausbildung von Klosterfrauen und -kandidatinnen beginnen.
1952 öffnete sich das Seminar auch für nicht-klösterliche Bewerberinnen. Damit verbunden war ein ein enormer Anstieg der Auszubildenden. Bis dahin besuchten pro Kurs durchschnittlich sechs bis zehn Klosterkandidatinnen die Schule.
Laut Ministerialentschließung vom 11. September 1968 erhielt das Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar der Dillinger Franziskanerinnen den Status einer Fachschule für Sozialpädagogik. Eine dreijährige Ausbildung - zwei Jahre Theorie an der Fachakademie und ein einjähriges Berufspraktikum - berechtigten, die Berufszeichnung Staatlich anerkannte/r Erzieher/in zu führen.
Im Zuge der bildungspolitischen Diskussion der 1970er Jahre erfolgte eine neue Aufwertung. Die Fachschule für Sozialpädagogik der Dillinger Franziskanerinnen, die ab 1971 auch männliche Bewerber aufnahm, nannte sich ab 1973 Fachakademie für Sozialpädagogik der Dillinger Franziskanerinnen. Sr. M. Vera Fischer, ausgebildet an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, übernahm mit dem Schuljahr 1975/1976 (zuerst kommissarisch) die Leitung der Ausbildungsstätte, die sie 35 Jahre innehatte.
Anfang Januar 2000 übergab das Provinzialat der Dillinger Franziskanerinnen die Fachakademie für Sozialpädagogik der Dillinger Franziskanerinnen an das Schulwerk der Diözese Augsburg (gegr. 1975 durch den Augsburger Bischof Josef Stimpfle). 2001 begann erstmals das Sozialpädagogische Seminar mit der Option, nach 2 Jahren den Berufsabschluss Staatlich geprüfte/r Kinderpfleger/in zu erwerben.
Mit dem Schuljahr 2003/2004 übernahm der Heilpädagoge Werner Eitle die stellvertretende Schulleitung und schließlich am 1. August 2010 die Leitung der Ausbildungsstätte. Eine 97-jähriger klösterlicher Tradition fand sein Ende; erstmals ging die Verantwortung für die Dillinger Fachakademie in weltliche, als auch in männliche Hände über.
Schulleiter/innen
- Sr. M. Innocentia Mußack 1913-1924
- Sr. M. Laurentia Meinberger 1924-1929
- Sr. M. Siena Heidel 1929-1941
- Sr. M. Siena Heidel 1945-1948
- Sr. M. Dietgard Weißenberger 1948-1975
- Sr. M. Vera Fischer 1975-2010
- Werner Eitle seit 2010
Absolventen
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Schäfer 2008, S. 8 ff.
- ↑ vgl. Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen der Dillinger Franziskanerinnen 1988, S. 19 ff.
- ↑ vgl. Berger 1986, S. 108 ff.
Literatur
- Arbeitsgemeinschaft der katholischen Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern (Hrsg.): 1974 bis 2004. 30 Jahre Arbeitsgemeinschaft katholischer Fachakademien für Sozialpädagogik in Bayern. Festschrift und Chronik. München 2004, S. 33
- Manfred Berger: Vorschulerziehung im Nationalsozialismus. Recherchen zur Situation des Kindergartenwesens 1933-1945, Weinheim/Basel 1986
- Manfred Berger: Vom Kindergärtnerinnen-Lehrkurs zur Fachakademie für Sozialpädagogik. Ein Beitrag zur Geschichte der Erzieher/-innenausbildung in Dillingen/Donau. In: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau. 101 Jahrgang, Dillingen 2000, S. 217–246
- Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen der Dillinger Franziskanerinnen (Hrsg.): Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum, Dillingen 1988
- Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen des Schulwerks der Diözese Augsburg (Hrsg.): Festschrift zum 65. Geburtstag von Sr. Vera, Dillingen 2008
- Gerd E. Schäfer: Beruf Erzieherin. Rolle und Aufgaben müssen neu bestimmt werden. In: Kindergarten heute. 2008/H. 4, S. 8–13
Weblinks
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