Dillinger Franziskanerinnen

Dillinger Franziskanerinnen

Die Dillinger Franziskanerinnen sind eine Kongregation päpstlichen Rechts, die im Jahr 1241 in Dillingen an der Donau als Zusammenschluss christlicher Frauen nach der Art der Beginen-Bewegung gegründet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Frauen der „Kleinen Sammlung“, wie sie in Dillingen genannt wurden, lebten zunächst nach eigenen Satzungen, schlossen sich aber etwa 1303-1307 der Regel des regulierten Dritten Ordens des Hl. Franz von Assisi an. Die Kongregation existierte für über 600 Jahre nur als ein einzelner Konvent in Dillingen an der Donau.

Die Schwestern lebten seit dem 16. Jahrhundert als kontemplative Gemeinschaft in strenger Klausur, übernahmen aber 1774 den Schulunterricht in Dillingen auf Aufforderung ihres Landesherrn, des Fürstbischofs Clemens Wenzeslaus von Augsburg:

Zum Unterricht gab das Kloster, da es selbstverständlich damals noch keine eigenen Schulräume, geschweige denn Schulhäuser gab, zwei Gelasse in seinem Gasthause ab... Damit war der Schritt vom beschaulichen zum beschaulich=tätigen Orden geschehen[1].
Klosterkirche Mariä Himmelfahrt, Ansicht von Westen

Am 25. Februar 1803 wurde das Hochstift Augsburg aufgehoben, zwei Jahre später das Dillinger Kloster. Nach der Säkularisation wurde den Schwestern, die zum Aussterben verurteilt waren, am 25. April 1827 von König Ludwig I. die Aufnahme von Kandidatinnen wieder erlaubt. Der Ordensgemeinschaft wurden die Gebäude und die Kirche unter dem Vorbehalt des Staatseigentums zur Benützung überlassen. Seit 1843 gründeten die Dillinger Franziskanerinnen zahlreiche Filialen im süddeutschen Raum. So wurden beispielsweise die ersten Filialen in Höchstädt an der Donau, Dettelbach, Untereisenheim, Wipfeld, Rimpar, Burgau, Gundelfingen an der Donau und Oettingen ins Leben gerufen, an allen diesen Orten wurden die Mädchenschulen übernommen[2]. Federführend war dabei die Generaloberin (Meisterin) Theresia Haselmayr, u. a. in enger Zusammenarbeit mit dem hervorragenden Seelenführer[3] der Klosterfrauen, Johann Evangelist Wagner. Theresia Haselmayr übernahm im Alter von 28 Jahren die Bürde der Verantwortung für die Schwestern und das Kloster auf sich:

Bei ihrer Wahl im Jahre 1836 zählte der ganze Convent 11 Mitglieder, bei ihrem Tode waren es über 200 Ordensfrauen, welche neben dem Mutterkloster in 20 Filialen verteilt waren[4].

Aus der Dillinger Kongregation gingen auch die Franziskanerinnen von Sießen, die Franziskanerinnen von Bonlanden und die Franziskanerinnen von Au am Inn hervor.

Wappen des Klosters an der Pforte des Mutterhauses der Dillinger Franziskanerinnen

Die Dillinger Franziskanerinnen übernahmen im Lauf der Zeit weitere zahlreiche soziale, pastorale und missionarische Aufgaben in Deutschland, USA, Brasilien und Indien. Eine der drei deutschen Provinzen ist im Rahmen der Regens-Wagner-Werke in der Behindertenarbeit engagiert. Die Schwestern arbeiten aber auch in Kindergärten, Altenheimen, Kinderheimen, Schulen, Krankenhäusern, in der Jugendarbeit und in der Katechese. So betreiben die Dillinger Franziskanerinnen beispielsweise im Ustersbacher Ortsteil Baschenegg ein Kinderheim. 2001 gaben sie folgende, weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Schulen an das Katholische Schulwerk der Diözese Augsburg ab: St.-Bonaventura-Realschule Dillingen, St.-Bonaventura-Gymnasium und Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen des Schulwerks der Diözese Augsburg.

Die Kongregation hat zur Zeit (2005) etwa 950 Mitglieder.

Zum Mutterhausgebäude siehe auch Franziskanerinnenkloster Dillingen an der Donau und Klosterkirche Mariä Himmelfahrt (Dillingen an der Donau).

Dokumentation

  • „Klosterpioniere: Die selbstbewusste Dienerin“, ein Film von Juri Köster, gezeigt im Bayerischen Fernsehen am 21. März 2007.

Literatur

  • M. Innocentia Mussak/Victor Mezger: Geschichte des Frauenklosters Ord. St. Franz. (früher das große Kloster genannt) zu Dillingen an der Donau, Überlingen 1925
  • Dr. M. Lioba Schreyer OSF: Geschichte der Dillinger Franziskanerinnen. 2 Bände. Missionsdruckerei Mariannhill, Remlingen, 1982.
  • Helmut Witetscheck: Studien zur kirchlichen Erneuerung im Bistum Augsburg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Augsburg o. J., S. 268-274

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Mussak/Mezger 1925, S. 24 f
  2. Mussak/Mezger 1925, S. 44
  3. Mussak/Mezger 1925, S. 43
  4. Mussak/Mezger 1925, S. 48 ff.

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