- Fair-Play-Wertung
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Die Fair-Play-Wertung ist ein seit 1995 existierendes spezielles Bewertungssystem, nach dem die UEFA an die fairsten Landesverbände Europas zusätzliche Startplätze in der ersten Qualifikationsrunde der UEFA Europa League vergibt.
Inhaltsverzeichnis
Wertungsschema
Bewertet werden alle Spiele, die die Mannschaften eines Landesverbandes in von der UEFA veranstalteten Bewerben austragen. Das sind Europapokal-Spiele der Herren- und Damen-Vereinsmannschaften und Länderspiele in UEFA-Bewerben. Der Wertungszeitraum geht jeweils vom 1. Juni bis zum 31. Mai.
Die Bewertung eines Spiels erfolgt nach einem festgelegten Schema, nach welchem folgende Kriterien bewertet werden:
- Rote und gelbe Karten: 1 bis 10 Punkte
- Positives Spiel: 1 bis 10 Punkte
- Respekt vor dem Gegner: 1 bis 7 Punkte
- Respekt vor dem Schiedsrichter: 1 bis 7 Punkte
- Verhalten der Mannschaftsoffiziellen: 1 bis 6 Punkte
- Verhalten des Publikums (entfällt bei geringer Zuschauerzahl): 1 bis 5 Punkte
Der Gesamtpunktwert wird durch die jeweils maximal möglichen (45 oder 40) Punkte geteilt, mit 10 multipliziert und das Ergebnis nach der zweiten Nachkommastelle abgeschnitten. Somit ist der höchste erreichbare Wert für ein Spiel 10,00.
Die Wertungsergebnisse werden über alle Spiele eines Landesverbands aufsummiert und der Durchschnitt daraus gebildet.
Ermittlung der Siegernationen
In der ersten Qualifikationsrunde des UEFA-Pokals wurden für jeden der drei Gewinnerverbände der Fair-Play-Wertung je ein Startplatz reserveriert. Auch nach der Umbenennung zur UEFA Europa League blieb diese Regelung bestehen.
Für die Ermittlung der Gewinnernationen werden nur Verbände berücksichtigt, die mindestens einen Fair-Play-Koeffizienten von 8 aufweisen und zusätzlich eine gewisse Mindestzahl an Spielen in UEFA-Wettbewerben aufzuweisen haben. Diese ergibt sich aus der Gesamtanzahl aller im zurückliegenden Wertungszeitraum bewerteten Spiele geteilt durch die Anzahl teilnehmender Verbände. Im Jahr 2011 lag die Mindestzahl bei 34 bewerteten Spielen. Erfüllen weniger als drei Verbände diese Kriterien, so werden die übrigen Startplätze nicht vergeben.
Vor 2009 hatte nur dasjenige der übriggebliebenen Länder, das den höchsten Koeffizienten aufwies, den Startplatz sicher; die Gewinner des zweiten und dritten Startplatzes wurden aus allen Verbänden, die das Limit von 8 Punkten und die Mindestanzahl der Spiele erreichten, durch ein Los bestimmt.
Seit 2009 gewinnen die drei der übriggebliebenen Verbände, die den höchsten Fair-Play-Koeffizienten haben, die Startplätze. Bei Punktegleichstand mehrerer Nationen entscheidet das Los.
Vergabe der Startplätze an Vereine
Welche konkreten Klubs die Startplätze erhalten, entscheiden die Siegerverbände autonom. Einzige Bedingung ist, dass der Verein in der abgelaufenen Saison an der höchsten nationalen Spielklasse teilgenommen hat; Absteiger aus dieser Spielklasse sind somit auch zugelassen.
Zur Vergabe der Plätze an einen Klub führt jeder Landesverband seit 1999 eine nationale Fair-Play-Wertung. Der beste Verein in dieser Wertung, der sich nicht auf anderem Wege für den Europapokal qualifizieren konnte, soll den Platz erhalten.
Vor der Einführung der nationalen Fair-Play-Wertungen, im Zeitraum von 1995 bis 1998, konnten die Siegernationen ihren Startplatz willkürlich an einen Klub vergeben.
Deutschland in der Fair-Play-Wertung
In Deutschland wird die nationale Fairplay-Wertung von der DFL nach den oben genannten Kriterien erstellt. Die fünf letztgenannten Punkte werden dabei durch die DFB-Schiedsrichter-Manager bewertet. Veröffentlicht wird aber immer nur die „Sündertabelle“ der gelben und roten Karten. Die genauen Bewertungen der Spiele und die daraus resultierenden Koeffizientenwerte der Vereine bleiben dagegen unter Verschluss.
Im Jahr 2005 erhielt mit dem 1. FSV Mainz 05 erstmals eine deutsche Mannschaft über die Fair-Play-Wertung die Berechtigung zur Teilnahme an der Qualifikationsrunde des UEFA-Cups. Als Fünfter der Fairplay-Rangliste wurde dem DFB im Losverfahren ein Startplatz zugesprochen. Mainz erhielt den Startplatz, obwohl Hannover 96 und Arminia Bielefeld in der Sündertabelle der gelben und roten Karten besser platziert waren. Im Jahr 2008 wurde zum zweiten Mal einem deutschen Verein ein Startplatz zugelost und Hertha BSC ging in die Qualifikation zum UEFA-Cup. Beide Vereine überstanden die Qualifikationsrunden und erreichten jeweils den Hauptwettbewerb.
Die deutschen Vertreter in der Fairplay-Rangliste in den Jahren 2002 (Borussia Mönchengladbach), 2004 (SC Freiburg) und 2006 (Borussia Dortmund) hatten kein Losglück. 2007 wurde Deutschland ebenfalls kein weiterer Startplatz zugelost. Nach der Verlosung wurde der ohnehin für den UEFA-Cup qualifizierte FC Bayern München zum Gewinner der nationalen Fairplay-Wertung gekürt.
In den übrigen Jahren war Deutschland aufgrund eines zu geringen Koeffizienten nicht in der Verlosung um einen UEFA-Cup-Startplatz vertreten.
Sieger der Fairplay-Wertung
1995 bis 2008
Vereine, die vor 1999, also nicht über eine nationale Fair-Play-Wertung, die Startplätze erhielten, sind rot hinterlegt.
Jahr Sieger Gewinner des Losentscheids Nation Club Nation Club Nation Club 1995 Norwegen Viking Stavanger England Leeds United Luxemburg FC Avenir Beggen 1996 Schweden Malmö FF Russland ZSKA Moskau Finnland FC Jazz Pori 1997 Norwegen Brann Bergen England Aston Villa Schweden Örebro SK 1998 England Aston Villa Finnland FinnPa Norwegen Molde FK 1999 Schottland FC Kilmarnock Norwegen FK Bodø/Glimt Estland JK Tulevik Viljandi 2000 Schweden IFK Norrköping Belgien Lierse SK Spanien Rayo Vallecano 2001 Weißrussland Schachzjor Salihorsk Finnland Myllykosken Pallo -47 Slowakei FK Púchov 2002 Norwegen Brann Bergen England Ipswich Town Tschechien Sigma Olmütz 2003 England Manchester City Frankreich RC Lens Dänemark Esbjerg fB 2004 Schweden Östers IF Armenien MIKA Aschtarak Ukraine Illitschiwez Mariupol 2005 Norwegen Viking Stavanger Deutschland 1. FSV Mainz 05 Dänemark Esbjerg fB 2006 Schweden Gefle IF Belgien KSV Roeselare Norwegen Brann Bergen 2007 [1][2] Schweden BK Häcken Norwegen Lillestrøm SK Finnland Myllykosken Pallo -47 2008 [3][4] England Manchester City Deutschland Hertha BSC Dänemark FC Nordsjælland Rangliste der Siegerverbände Platz Verband Erster Sieger des Losentscheids Gesamt 1. Schweden 5 1 6 2. Norwegen 4 4 8 3. England 3 3 6 4. Schottland 1 0 1 4. Weißrussland 1 0 1 6. Finnland 0 4 4 7. Dänemark 0 3 3 8. Belgien 0 2 2 8. Deutschland 0 2 2 10. Armenien 0 1 1 10. Estland 0 1 1 10. Frankreich 0 1 1 10. Luxemburg 0 1 1 10. Russland 0 1 1 10. Slowakei 0 1 1 10. Spanien 0 1 1 10. Tschechien 0 1 1 10. Ukraine 0 1 1 Seit 2009 (ohne Auslosung)
Jahr Sieger Zweiter Dritter Nation Club Nation Club Nation Club 2009 [5] Norwegen Rosenborg Trondheim Schottland FC Motherwell Dänemark Randers FC 2010 [6] Schweden Gefle IF Dänemark Randers FC Finnland Myllykosken Pallo -47 2011 [7] Norwegen Aalesunds FK England FC Fulham Schweden BK Häcken Rangliste der Siegerverbände Platz Verband Erster Zweiter Dritter Gesamt 1. Norwegen 2 0 0 2 2. Schweden 1 0 1 2 3. Dänemark 0 1 1 2 4. England 0 1 0 1 4. Schottland 0 1 0 1 6. Finnland 0 0 1 1 Gesamtrangliste der Siegerverbände
Platz Verband Anzahl der Siege 1 Schweden 6 1 Norwegen 6 3 England 3 4 Schottland 1 4 Weißrussland 1 Referenzen
- ↑ Fair-Play Wertung 2007 Sieger
- ↑ Fair-Play Wertung 2007 Losentscheid
- ↑ Fair-Play Wertung 2008 Sieger
- ↑ Fair-Play Wertung 2008 Losentscheid
- ↑ Fair-Play Wertung 2009
- ↑ Fair-Play Wertung 2010
- ↑ Fair-Play Wertung 2011
Weblinks
- Reglement der Europa-League 09/10 (Fairplay-Bewertung unter Anhang V)
- Reglement des UEFA-Pokals 07/08 (Fairplay-Bewertung unter Anhang V)
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