Fatu Hiva

Fatu Hiva
Fatu Hiva
Fatu Hiva, Westküste
Fatu Hiva, Westküste
Gewässer Pazifischer Ozean
Inselgruppe Marquesas
Geographische Lage 10° 30′ S, 138° 40′ W-10.5-138.666666666671125Koordinaten: 10° 30′ S, 138° 40′ W
Fatu Hiva (Marquesas)
Fatu Hiva
Länge 16 km
Breite 9 km
Fläche 84 km²
Höchste Erhebung Mont Touaouoho
1.125 m
Einwohner 587 (2007)
7 Einw./km²
Hauptort Omoa
Karte von Fatu Hiva
Karte von Fatu Hiva

Fatu Hiva (auch Fatuhiva, Fatu Iva, alter Name: Magdalena) ist eine im Pazifischen Ozean gelegene bewohnte Insel, die geografisch zur Südgruppe der Marquesas-Inseln gehört.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Insel ist - obwohl sie nicht das „typische“ Südseebild mit palmenbewachsenen Stränden bietet - vom Landschaftsbild her die wohl spektakulärste des Archipels. Steile, dicht mit tropischem Regenwald bewachsene Basaltkegel prägen die Landschaft. Höchste Erhebung ist der 1125 m hohe Mont Touaouoho.[1] Schroffe Felswände mit engen Spalten und tiefen Schluchten erheben sich unmittelbar aus dem Meer. Es gibt keine Küstenebene, bis auf wenige Stellen ist die Küste unzugänglich. An einigen Taleinschnitten haben sich kleine Strände aus schwarzem Kies bzw. Sand gebildet. Die starke Brandung trifft die Insel ungeschützt, da sich kein Saumriff bilden konnte.

Geologie

Geologisch gehört Fatu Hiva zur „Marquesas linear volcanic chain“, die sich aus einem Hotspot der Pazifischen Platte gebildet hat und sich mit einer Geschwindigkeit von 103 -118 mm pro Jahr in Richtung WNW bewegt.[2] Die basaltischen Gesteine der Insel sind 1,3 bis 3,7 Mill. Jahre alt.[3]

Klima

Fatu Hiva liegt im Tropengürtel der Erde. Das Klima variiert von feucht-heiß in den Küstenbereichen bis zu feucht-kühl in den Bergregionen mit häufigen und ergiebigen Regenfällen an der windzugewandten Südostseite der Insel. Die von den Passatwinden mitgeführten Wolken stauen sich an den hohen Gipfeln und regnen ab. Die Tagestemperaturen fallen im Küstenbereich selten unter 25 °C, die Nächte können jedoch gelegentlich unangenehm kühl werden.

Flora

Mit tropischem Wald bewachsenes Tal auf Fatu Hiva

Die Landschaft im Umfeld der Ansiedlungen im Küstenbereich und die Täler hinauf wurde für die menschliche Nahrungsproduktion umfangreich umgestaltet, daher ist von der ursprünglichen Vegetation nur wenig verblieben. Die massiven Eingriffe bereits in historischer Zeit führten wahrscheinlich zum Aussterben einer unbekannten Zahl endemischer und indigener Pflanzen in den niederen und mittleren Bereichen der Insel. Die heutigen Bewohner kultivieren für den Eigenbedarf Brotfrucht, Kokosnuss, Yams, Taro, Süßkartoffeln, Bananen und andere tropische Früchte.

Die höher gelegenen Bereiche der gebirgigen Insel sind von naturbelassenem Bergregenwald bzw. Nebelwald bedeckt, der von Baumfarnen durchsetzt ist. Über 600 m Höhe dominieren Eisenhölzer (Metrosideros- und Weinmannia-Wälder). Doch auch diese unzugänglichen Gebiete sind bedroht, denn verwilderte Ziegen setzen der Flora stark zu. Die Spitzen der Gipfel und ausgedehnte Flächen im Windschatten der Berge sind arid.

Der Bergregenwald beherbergt noch einige endemische Pflanzen, darunter die zu den Rautengewächsen gehörende Pelea fatuhivensis (die aber möglicherweise bereits ausgestorben ist). Eine systematische Untersuchung der Flora mit Unterstützung der Smithsonian Institution 1988 ergab die Zahl von 175 indigenen, 21 endemischen und 136 anthropochoren Pflanzen.[4]

Fauna

Der reichhaltigen Flora steht eine relativ artenarme Fauna gegenüber. Sie beschränkt sich auf Land- und Seevögel, Insekten, Schmetterlinge, Spinnen und eine einzige Art von Fledermäusen. Endemisch ist der Fatuhivamonarch (Pomarea whitneyi). Da Fatu Hiva als frei von Ratten gilt, bemüht man sich, bedrohte Landvogelarten von anderen Inseln der Marquesas umzusiedeln. Gelungen ist dies zum Beispiel beim Ultramarinlori (Vini ultramarina) aus der Familie der Loris.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Marquesas

Über die Kultur von Fatu Hiva vor der europäischen Einflussnahme ist wenig bekannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich auf der Insel, ähnlich wie bei den übrigen Marquesas, eine streng stratifizierte Stammesgesellschaft, möglicherweise auch nur in den großen Tälern von Omoa und Hanavave, entwickelt hat.

Eine systematische archäologische Forschung ist bisher weitgehend ausgeblieben. Oberflächenhafte archäologische Untersuchungen hat lediglich der US-amerikanische Anthropologe Ralph Linton im Auftrag des Bishop Museums Honolulu in den Jahren 1920-1921 vorgenommen. Die Befunde sind weniger zahlreich als auf den übrigen Inseln der Marquesas und deuten auf eine weniger anspruchsvolle und ausgedehnte Bautätigkeit hin. Linton stellte im Omoa-Tal die Überreste mehrerer tohua (zeremonielle und machtpolitische Zentren) mit Hausplattformen (paepae) und kleinen me’ae fest. Das lässt vermuten, dass in dem ausgedehnten Tal einst mehrere Clans ansässig waren. Bei einem kurzen Besuch im Hanavave-Tal konnte Linton lediglich geringe Reste eines tohua und einer steinernen Zeremonialplattform feststellen. Anders als auf den übrigen Inseln der Marquesas wurden die Toten auf Fatu Hiva mumifiziert bzw. geräuchert und in den Wohnhäusern begraben.[5] Thor Heyerdahl entdeckte während seines Aufenthaltes 1937/38 Petroglyphen, die „auf großen Steinplatten im Wald eingemeißelt waren und Motive darstellten, die in anderen Gegenden Polynesiens unbekannt waren.“[6]

Kolossale Steinstatuen wurden auf der Insel bisher nicht gefunden, jedoch sind einige grob gefertigte, steinerne Kleinplastiken erhalten. Dies bedeutet allerdings nicht, dass es auf Fatu Hiva in prähistorischer Zeit keine herausragenden Kunstwerke gegeben hat. Die Insel war für ihre exzellenten Tätowierer und Holzschnitzer bekannt, deren vergängliche Werke die Zeiten kaum überdauert haben.

Fatu Hiva war die erste Insel, auf der der Spanier Alvaro Mendana de Neira, der die Marquesas für Europa entdeckte, am 21. Juli 1595 landete. Er nannte sie Santa Magdalena. Obwohl Fatu Hiva die erste Insel war, die von Europäern betreten wurde, war sie die letzte der Marquesas, die schließlich 1880 unter französische Kontrolle geriet.

Politik und Verwaltung

Politisch gehört die Insel zum französischen Überseeland (Pays d'outre-mer - POM) Französisch-Polynesien und ist damit der EU angegliedert. Sie wird durch eine Unterabteilung (Subdivision administrative des Îles Marquises) des Hochkommissariats von Französisch-Polynesien (Haut-commissariat de la République en Polynésie française) mit Sitz in Papeete verwaltet. Fatu Hiva bildet eine eigenständige Gemeinde (Commune de Fatu Hiva) mit 587 Einwohnern, [7] die Bevölkerungsdichte beträgt rund 7 Ew./km².

Amtssprache ist Französisch. Währung ist (noch) der an den Euro gebundene CFP-Franc. Hauptort und Verwaltungszentrum ist das Dorf Omoa an der Westküste mit rund 250 Einwohnern.

Infrastruktur

Hafen von Hanavave
Tal von Omoa

Die Einwohner der 84 km² großen Insel leben überwiegend in den Dörfern Omoa und Hanavave an der Westküste, die durch einen unbefestigten Weg über die Berge verbunden sind. Das größere der Dörfer ist Omoa, mit einer katholischen Kirche, einer Vor- und Grundschule (école maternelle et primaire), einem kleinen Laden, Post und Satelliten-Telefon. Fatu Hiva hat keine befestigten Straßen, kein Hafenbecken und keinen Flugplatz. Das sichere Anlanden an der unzugänglichen Küste ist nur in den beiden Buchten an der Westküste möglich, an denen auch die Dörfer liegen.

Wirtschaft

Die Insulaner leben überwiegend von Subsistenzwirtschaft. Der Verkauf von Monoi-Öl, Schnitzereien und bemalten Tapa-Rindenbaststoffen an die seltenen Kreuzfahrt-Touristen und Weltumsegler bringt etwas Geld.

Fatu Hiva ist bereits seit historischer Zeit für die hohe Qualität und Kunstfertigkeit der Tapa-Arbeiten bekannt. Sie werden heute noch in traditioneller Weise vorwiegend monochrom hergestellt. Allerdings verwendet man mittlerweile chemische Farben und nicht mehr den Ruß der Lichtnuss.

Auf der Insel wird eine lokale Variante des Monoi-Öls hergestellt, die Umu Hei Monoi genannt wird. Sie enthält Duftstoffe von Sandelholz, Jasmin, Ingwer, Ylang-Ylang und anderen Kräutern und Gewürzen.

Der Tourismus spielt wirtschaftlich kaum eine Rolle. Eine entsprechende Infrastruktur mit Hotel, Restaurants, Bank und organisierten Sightseeing-Touren fehlt. Besucher sind auf bescheiden ausgestattete Privatquartiere und eine hohes Maß an Eigeninitiative angewiesen. Fatu Hiva hat keinen Badestrand.

Sehenswürdigkeiten

Bucht von Hanavave
Ausblick auf die Inselberge
  • Der gut drei Stunden dauernde Fußmarsch zwischen den beiden Dörfern ist wegen der Hitze, der steilen Anstiege und der allgegenwärtigen Stechmücken anstrengend, aber lohnend und bietet spektakuläre Ausblicke über die Insel und den Ozean. Außerdem führt er an einem eindrucksvollen Wasserfall vorbei.
  • Im Haus der ursprünglich aus der Schweiz stammenden Familie Grélet in Omoa gibt es eine kleine Privatsammlung von interessanten Kunst-, Kult- und Gebrauchsgegenständen, die den seltenen Besuchern gerne gezeigt wird. Der Bestand umfasst sorgfältig geschliffene Steinklingen aus schwarzem Basalt, kunstvoll verzierte, historische Waffen, Schnitzereien, traditionelle Tapa-Arbeiten und kleine Steinfiguren. Einzigartig ist die umfangreiche Sammlung von meisterhaft ornamentierten Schalen aus seltenen Hölzern. Die koka’a genannten Gefäße mit einem Durchmesser von bis zu einem Meter dienten zum Servieren von popoi, einem Brei aus der Brotfrucht, einst das Hauptnahrungsmittel der Insel und auch heute noch wichtiger Bestandteil der Mahlzeiten.

Sonstiges

  • Fatu Hiva wurde durch das gleichnamige Buch von Thor Heyerdahl bekannt, der 1937/38 mit seiner damaligen Frau Liv in einer selbst gewählten Robinsonade 18 Monate auf der Insel lebte.[8] Sie lebten zuerst an der Westküste in Omoa und später an der Ostküste in der Siedlung Ouia, die heute unbewohnt ist.
  • In der Kurzgeschichtensammlung „Ein Sohn der Sonne“ von Jack London kommt die Insel unter dem Namen Fitu-Iva vor. In der Erzählung „Federn der Sonne“ gerät Fitu-Iva unter den Einfluss eines raffinierten Betrügers von den Salomonen, der mit Duldung des stets betrunkenen Häuptlings das Papiergeld einführt und alle Wertsachen gegen selbst gefertigte Zahlungsmittel einwechselt. Als der Betrug auffällt, wird er mit einem toten Schwein verprügelt, eine besonders unehrenhafte Strafe, und von der Insel verbannt.[9]

Weblinks

 Commons: Fatu Hiva – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.polynesie-francaise.pref.gouv.fr/hc/iles-marquises/dossiers.asp
  2. C. Doglioni und M. Cuffaro: The hotspot reference frame and the westward drift of the lithosphere [1]
  3. V. Cloutard, A. Bonneville: Ages of seamounts, islands and plateaus on the Pacific plate, Paris 2004
  4. J. Florence und D. H. Lorence: Introduction to the Flora and Vegetation of the Marquesas Islands, Allertonia, Vol. 7, Februar 1997, S. 226-237
  5. R. Linton: Archaeology of the Marqueas Islands, Honolulu 1925, S. 181-185
  6. Thor Heyerdahl: Fatu Hiva – Zurück zur Natur, Bertelsmann-Verlag, München-Gütersloh-Wien; Neuauflage: Goldmann-Verlag. München 1996, ISBN 3-442-08943-3, S. 79
  7. Institut Statistique de Polynésie Française (ISPF) - Recensement de la population 2007
  8. Thor Heyerdahl: Fatu Hiva – Zurück zur Natur, Bertelsmann-Verlag, München-Gütersloh-Wien; Neuauflage: Goldmann-Verlag. München 1996, ISBN 3-442-08943-3
  9. Jack London: Ein Sohn der Sonne und andere Südseegeschichten (Originaltitel: A Son of the Sun), Universitas-Verlag, Berlin 1926



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