Felix Wahnschaffe

Felix Wahnschaffe

Felix Gustav Albert Bruno Wahnschaffe (* 27. Januar 1851 in Kaltendorf; † 20. Januar 1914) war ein deutscher Geologe und Vorsitzender der Deutschen Geologischen Gesellschaft

Leben

Wahnschaffe, ältester Sohn des Kreisgerichtsrates Bruno Wahnschaffe, bestand 1871 am Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen Magdeburg das Abitur und studierte an den Universitäten Leipzig und Jena Naturwissenschaften, insbesondere Geologie und Chemie. In Leipzig wurde er Mitglied der Burschenschaft Arminia, zur gleichen Zeit wie auch der ebenfalls prominente Geologe Arthur Wichmann. 1875 promovierte er in Jena zum Dr. phil. und wurde zum Assistenten an die Preußische Geologische Landesanstalt berufen.

1886 wurde er Landesgeologe und Privatdozent für Allgemeine Geologie und Bodenkunde an der Universität Berlin, 1892 ordentlicher Professor an der Bergakademie Berlin. Von 1903 bis zu seinem Tode leitete er die Flachlandkartierung an der mit der Bergakademie vereinigten Preußische Geologische Landesanstalt als Abteilungsdirigent. 1880 bearbeitete er selbst 28 Blätter der geologischen Spezialkarten GK 1 : 25.000 vor allem im Land Brandenburg und in der Provinz Posen. In Sachsen-Anhalt gehörte dazu das Blatt Havelberg (1896).

Seine engsten Mitarbeiter waren Konrad Keilhack und Gottlieb Berendt. Mit den Namen dieses Arbeitsteams ist die erstmalige Darstellung, Beschreibung und Bezeichnung der Urstromtäler und Endmoränen Norddeutschlands und des heutigen polnischen Tieflandes 1880–1920 verbunden. Er bezeichnete 1909 in der dritten Auflage seines Buches “Die Oberflächengestaltung des norddeutschen Flachlandes” erstmalig das Breslau-Magdeburger-Urstromtal.

Vor allem Wahnschaffes in seiner “Anleitung zur wissenschaftlichen Bodenuntersuchung” (1887) veröffentlichte, geologisch begründete Ansicht, dass sämtliche Bildungen der Erdkruste als Gestein anzusehen seien, war für die folgenden Kartierungen von großer Bedeutung, die in einen geologischen und einen agronomischen Teil getrennt wurden. Diese Arbeiten sind auch heute von Bedeutung und werden fortgeführt. Durch die Ermittlung von Bodenart (Körnungsart), geologischer Entstehung (Diluvial-, Alluvial-, Löß- und Verwitterungsböden) und durch die Beurteilung der Bodenentwicklung wird eine Bodenschätzung ermöglicht, ausgedrückt durch die Kennziffer der Ertragsmeßzahl – ein bewährtes Verfahren zur einheitlichen Bewertung der Böden für die planvolle Gestaltung der Bodennutzung, die Besteuerung bzw. die Entschädigung.

Wahnschaffe wurde 1912 Vorsitzender der Deutschen Geologischen Gesellschaft (DGG) und galt an der Schwelle des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet der bodenkundlichen Forschung als Autorität und bester Kenner des norddeutsch/nordeuropäischen Flachlandes.

Sein Hauptanliegen war eine allgemeinverständliche Darstellung der Geologie, wobei er mit steigendem Alter zunehmend die Bestrebungen des Heimatschutzes förderte und zahlreiche Vorträge in Volksbildungsvereinen hielt. Bei einem Vortrag vor dem Havelländischen Heimatverein im Januar 1914 brach er zusammen und starb wenige Tage später.

Würdigung

Die Leonhard-Frank-Straße, in Berlin hieß bis 1962 Wahnschaffestraße.

Literatur

Auswahl:

  • Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg mit besonderer Berücksichtigung der Börde, in: Abh. der Königlich-Preußischen Geologischen Landesanstalt, Bd. 7, H. 1, 1885
  • Quartär am Nordrande des Harzes, in: Zs. der Deutschen Geologischen Gesellschaft 37, 1885
  • Glacialschrammen auf den Culmbildungen des Magdeburgischen, in: Jb. der Königlich-Preußischen Geologischen Landesanstalt 10, 1898
  • Über die Entwicklung der in den Braunkohlentagebauen von Nachterstedt und Frose aufgeschlossenen Quartärablagerungen, in: Zs. der Deutschen Geologischen Gesellschaft 51, 1899
  • Gliederung der Glazialbildungen Norddeutschlands und die Stellung des norddeutschen Randflößes, 1911
  • Die Endmoränen im norddeutschen Flachlande, 1913

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wahnschaffe — ist der Name folgender Personen: Arnold Wahnschaffe (1865–1941), Chef der Reichskanzlei Felix Wahnschaffe (1851−1914), deutscher Geologe Felix Wahnschaffe (*1964), deutscher Jazzmusiker Joachim Wahnschaffe (* 1941), deutscher Politiker… …   Deutsch Wikipedia

  • Wahnschaffe — Wahnschaffe,   Felix, Geologe, * Kaltendorf (heute zu Oebisfelde) 27. 1. 1851, ✝ Berlin 20. 1. 1914; war an der Preußischen Geologischen Landesanstalt sowie als Dozent an der Bergakademie und der Universität Berlin tätig. Seine Arbeiten behandeln …   Universal-Lexikon

  • Liste der Biografien/Wah — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Burschenschaft Arminia Frankfurt — Wappen Basisdaten Hochschulort: Frankfurt, Deutschland Erstgründung …   Deutsch Wikipedia

  • Geoff Goodman — (* 14. Februar 1956 in New York) ist ein US amerikanischer Jazzgitarrist. Goodman hatte von 1968 bis 1974 Gitarrenunterricht am Westchester Conservatory in New York. Nach dem Highschool Diplom an der Harrison Highschool studierte er Musik an der… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Jazzmusikern in Deutschland — Die Liste von Jazzmusikern in Deutschland soll keineswegs zu einer Art Branchenverzeichnis werden, in die jede Musikerin bzw. jeder Musiker eingetragen wird, der einmal Jazz gespielt hat. Sie ist aber selbstverständlich offen für bekannte Musiker …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Jazzmusikern — Abk. Instrument acc Akkordeon acl Altklarinette afl Altflöte arr Arrangement as Altsaxophon b Bass bar …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia — Wappen Basisdaten Hochschulort: Frankfurt, Deutschland Erstgründung …   Deutsch Wikipedia

  • Berlin Contemporary Jazz Orchestra — The Berlin Contemporary Jazz Orchestra is a large German jazz ensemble led by Alexander von Schlippenbach. The orchestra performs orchestral jazz and experimental big band music and has included in its ranks such musicians as Misha Mengelberg and …   Wikipedia

  • Arthur Wichmann — Carl Ernst Arthur Wichmann (* 9. April 1851 in Hamburg; † 28. November 1927 ebenda) war ein deutscher Geologe und Mineraloge. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”