- Festung Wilhelmstein
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Der Wilhelmstein ist eine 1,25 ha große Insel im Steinhuder Meer in der Region Hannover, die künstlich geschaffen wurde. Auf ihr befindet sich die im 18. Jahrhundert errichtete Festung Wilhelmstein. Die Insel nahe Hagenburg ist für Besucher per Auswanderer-Boot von Steinhude oder Mardorf aus zu erreichen.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe ließ die Inselfestung 1761-67 auf einer künstlich geschaffenen Insel errichten. Sie entstand als vierstrahlige tenaillierte Anlage mit modernster Bewaffnung in damaliger Zeit. Rund um die Hauptinsel wurden weitere 16 Außenwerke mit festen Häusern errichtet, in denen Werkstätten, Magazine und Studienräume eingerichtet wurden. Auf einem Außenwerk ließ der Graf einen Versuchsgarten anlegen. Die Außenwerke bestehen heute in der ursprünglichen Form nicht mehr, da sie durch Verfüllung der Zwischenräume in die Hauptinsel integriert wurden. 9 von 16 Häusern existieren allerdings noch.
Militärische Bedeutung
Die Inselfestung galt trotz ihrer geringen Ausdehnung als Mittelpunkt des Kleinstaates Schaumburg-Lippe und wurde lange Zeit als verspielter Einfall eines Fürsten angesehen. Als jedoch 1787 hessische Truppen die Grafschaft besetzten, scheiterten sie an der uneinnehmbaren Inselfestung und mussten, nach Intervention der Reichsführung, wieder abziehen. Hier wurde auch 1772 das erste Unterseeboot der Welt, der Steinhuder Hecht zu Wasser gelassen. Später diente der Wilhelmstein zeitweilig als Staatsgefängnis des Fürstentums Schaumburg-Lippe. Der Wilhelmstein beherbergte ursprünglich eine Militärschule. Zu ihren Schülern zählte der preußische General und Heeresreformer Scharnhorst.
Die Festung fungierte als Vorbild für das Fort Nossa Senhora da Graça in der Stadt Elvas in Portugal, das der Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe im 18. Jahrhundert im Stile Vaubans errichten ließ. Der portugiesische König benannte das Fort anfangs dem Grafen zu Ehre als "Fort de Lippe". Es diente der Verteidigung gegen die Spanier.
Besitzverhältnisse
Nach der Novemberrevolution von 1918/19 trat der Fürst zu Schaumburg-Lippe das Steinhuder Meer zur Hälfte an den Staat ab um einer Enteignung vorzubeugen. Mit der Gebietsreform von 1974 wurde dann die restliche Hälfte des Steinhuder Meer vom Fürsten zum Preis von DM 5.000.000,-- an den Landkreis Hannover verkauft. Die in dem Gewässer liegende Insel Wilhelmstein verblieb im Besitz der Familie Schaumburg-Lippe. Sie wird durch den Inselvogt Michael Zobel von der fürstlichen Hofkammer in Bückeburg verwaltet. Damit verbunden das Zufahrtsrecht mit einem Motorboot zur Insel auf dem ansonsten motorbootfreien See.
Heute
Die Zitadelle der Festung ist heute ein Museum, in dem Planmaterial, Waffen und andere Gegenstände aus der Geschichte der Anlage gezeigt werden. In den Sommermonaten werden auf dem Eiland eine Gaststätte sowie ein kleiner Inselladen betrieben. Seit dem 21. Mai 2005 ist es wieder möglich, sich im ehemaligen Zimmer des Inselkommandanten standesamtlich trauen zu lassen. Trauungen auf der Insel wurden etwa ab dem Jahr 1900 eingeführt und waren sehr beliebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ das Interesse an Inseltrauungen nach. Die Möglichkeit der Übernachtung besteht seit April 2008. Räumlichkeiten für Schulungen und Seminare können seither auch angemietet werden.
Ausgangspunkt zur Insel: Auswanderer-Boote am Anleger Ratskeller
Siehe auch
Literatur
- Curd Ochwadt: Wilhelmstein und Wilhelmsteiner Feld. Vom Werk des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe (1724-1777). Hannover: Charis-Verlag, [um 1970].
- Das Steinhuder Meer. Eine Sammlung von Nachrichten und Beschreibungen bis 1900. Mit Übersetzungen und Nachbemerkungen hrsg. von Curd Ochwadt. 2. Aufl. Hannover: Charis-Verlag, 1975, ISBN 3-921160-03-0
- Silke Wagener-Fimpel, Martin Fimpel: Die Festung Wilhelmstein im Steinhuder Meer. Bückeburg: Schaumburger Landschaft 2004, ISBN 3-00-011662-1
- Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-0397-3
- Irmela Wilckens, Claudia Rump: Zeitreise durch die Region Hannover. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2005, S. 34-35, ISBN 3831315175
Weblinks
52.4602777777789.3077777777778Koordinaten: 52° 28′ N, 9° 18′ O
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