Flohsamenschalen

Flohsamenschalen
Flohsamenschalen

Flohsamenschalen sind die Samenschalen der Pflanze Plantago ovata. Sie werden unter dem Namen Indische Flohsamenschalen als Lebensmittel und zu Heilzwecken vertrieben und zu diesem Zweck hauptsächlich in Indien und Pakistan angebaut.

Sowohl in der Therapie als auch als präventive und unterstützende Maßnahme haben sich Flohsamenschalen als natürliches und effektives Darmregulans bewährt. [1] Die pflanzlichen Ballaststoffe sind in der Lage, mehr als das 50-fache an Wasser zu binden. Diese Quellfähigkeit (Quellzahl >40) bewirkt im Darm eine Volumenzunahme des Stuhls, regt durch den entstehenden Druck auf die Darmwand die Peristaltik an und löst damit den Reflex zur Darmentleerung aus. Somit wird die Motilität reguliert und das aufgenommene Wasser besitzt eine längere Transitzeit (Verweildauer) im Darm. Für das starke Quellverhalten sind sogenannte Flosine-Schleimpolysaccharide verantwortlich, die sich in den Samenschalen befinden. Die Samenschalen können sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall helfen. Sie werden gelegentlich als pflanzliches Quellmittel oder Stuhlaufweicher bezeichnet.

Für eine der ersten Arzneipflanzen überhaupt hat die Europäische Arzneimittelagentur in London die Wirksamkeit und Sicherheit von Flohsamenschalen im Oktober 2006 in Form eines „EU Herbal Monograph“ bescheinigt. Eine große Metaanalyse aller klinischen Studien aus dem Zeitraum 1966 bis 2003, die sich mit der Frage beschäftigte, welche medikamentösen Therapien bei der chronischen Obstipation effektiv sind, ergab für Flohsamenschalen eine sichere Wirkung.[2] Darüber hinaus liegen für Flohsamenschalen zahlreiche randomisierte kontrollierte Studien in den verschiedenen Indikationsgebieten mit signifikanten Ergebnissen vor, was insgesamt auf ein sehr hohes Evidenzniveau nach Kriterien der evidenzbasierten Medizin schließen lässt. Konsistent damit ist die Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur, die für Flohsamenschalen den höchsten Evidenzgrad („Level of Evidence I“) für die Indikationen habituelle Obstipation, erleichterte Defäkation z. B. bei schmerzhaften Stühlen infolge Analfissuren, Hämorrhoiden, nach rektalen operativen Eingriffen sowie als adjuvante Therapieform bei Reizdarm und Hypercholesterinämie auswies.

Neben einer schonenden Darmregulation reinigen die löslichen Ballaststoffe auch den Darm von Fäulnisstoffen und Darmgasen, z. B. von krebserregenden Verdauungsendprodukten wie Indol, Skatol und Phenol. Flohsamen fördern auch das Wachstum darmfreundlicher Bakterien. Durch die Dickdarmbakterien werden die löslichen Ballaststoffe zu kurzkettigen Fettsäuren umgewandelt und diese sind dann in der Lage, die Cholesterin-Synthese in der Leber zu hemmen und somit den Cholesterinspiegel im Blut zu senken. Außerdem binden die löslichen Ballaststoffe der Flohsamen die fäkale Gallensäure, wodurch es zu einer erhöhten Cholesterinausscheidung kommt. Die löslichen Ballaststoffe des Flohsamens sind nicht nur durch den bakteriellen Abbau im Dickdarm, sondern auch im Dünndarm wirksam.

Flohsamenschalen enthalten darüber hinaus wertvolle Schleimstoffe, die zu einer Lubrikationsschicht und einem verbesserten Gleiten des Darminhaltes führen, aber auch dazu, dass sich entzündliche Prozesse im Magen-Darm-Trakt schneller zurückbilden können, da die Verdauung von Schleimstoffen keine Belastung für die Darmschleimhaut darstellt. Insbesondere in der Remissionsphase bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) haben Flohsamenschalen einen günstigen Einfluss auf die entzündungsfördernden Botenstoffe TNF-α und Stickstoffoxid (NO) und besitzen darüber hinaus noch einen schützenden Effekt auf die Darmschleimhaut.

Ein bedeutender Anwendungsvorteil im Vergleich zu den meisten chemischen Abführmitteln liegt in der ausgezeichneten Verträglichkeit, wodurch Flohsamenschalen über lange Zeit eingenommen werden können.

Flohsamenschalen werden auch auf Grund ihrer Quellwirkung im Magen zur Unterstützung der Gewichtskontrolle und Adipositasbehandlung eingesetzt. [3] Die Samenschalen führen durch die Zunahme des Volumens zur Sättigung und senken das Hungergefühl.

Flohsamenschalen werden in Deutschland unter den Handelsnamen Flosine, Flosa, Metamucil, Mucofalk, Fluxlon und Pascomucil vertrieben, sind aber auch ohne Handelsnamen als „Flohsamen“ oder „Flohsamenschalen“ in Apotheken oder im Versandhandel erhältlich.

Siehe auch

Nachweise

  • P. Layer und U. Rosien: Praktische Gastroenterologie. Urban & Fischer.
  • Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York
  • Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 223 vom 30. November 1985
  • Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2002 und 5. Ausgabe, Grundwerk 2005, Online
  • Community herbal monograph on Ispaghula husk (Plantago ovata, Tegu-mentum). European Medicines Agency, Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC). EMEA/HMPC/340857/2005. Draft 2005.
  • Shrestha S et al.: A combination therapy including psyllium and plant sterols lowers LDL cholesterol by modifying lipoprotein metabolism in hypercholesterolemic individuals. J Nutr 2006; 136: 2492-2497.

Einzelnachweise

  1. Hensel A et al.: Indische Flohsamenschalen. Eine alte Droge für moderne Zivilisationserkrankungen. DAZ 2001; 01/36: 55.
  2. Ramkumar D et al.: Efficacy and safety of traditional medical therapies for chronic constipation: systematic review. Am J Gastroenterol. 2005; 100: 936-971.
  3. Moreno LA et al.: Psyllium fibre and the metabolic control of obese children and adolescents. J Physiol Biochem. 2003; 59: 235-242.
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 Commons: Psyllium seed husks – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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