- Flug 19
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Flug 19 (Flight 19) war der Name eines aus fünf Torpedobombern vom Typ TBF Avenger der US Navy bestehenden Trainingsfluges, der am 5. Dezember 1945 vor der Ostküste Floridas verschwand.
Das Flugzeugunglück erlangte bleibende Bedeutung dadurch, dass es unter Anhängern der Theorie des Bermudadreiecks als am besten dokumentierter Vorfall in der Geschichte des Dreiecks gilt.
Inhaltsverzeichnis
Die Besatzungen
Die Besatzungen von Flug 19Flugzeug
KennungPilot Crew Seriennummer FT-28 Charles C. Taylor, Lieutenant, USNR Robert Francis Harmon, AOM3c, USNR*
Walter R. Parpart, ARM3c, USNR23307 FT-36 Edward J. Powers, Captain, USMC H.Q. Howell O. Thompson, SSgt., USMCR
George.R. Paonessa, Sgt., USMC46094 FT-3 Joseph.T. Bossi, Ensign, USNR Herman A. Thelander, S1c, USNR
Burt E. Baluk, JR., S1c, USNR45714 FT-117 George W. Stivers, Captain, USMC Robert P. Gruebel, Pvt., USMCR
Robert F. Gallivan, Sgt., USMC73209 FT-81 Robert J. Gerber, 2nd LT, USMCR William E. Lightfoot, Pfc., USMCR** 46325 *Harmon war nicht Teilnehmer des Lehrgangs, sondern gehörte zur Besatzung des Stützpunktes.
**Diese Maschine hatte ein Besatzungsmitglied weniger. Marine Corporal Kosnar hatte eine Sondergenehmigung, an diesem Tag nicht fliegen zu müssen.Flug 19 fand im Rahmen des auf dem Marinestützpunkt Fort Lauderdale stattfindenden Advanced Combat Aircrew Training (dt. etwa Fortgeschrittenentraining für Kampfflugzeugpersonal) für Torpedobomber statt.
Die Gruppe bestand aus dem Ausbilder, Lieutenant Charles C. Taylor, vier Marinepiloten, die an dem Kurs teilnahmen, sowie neun Besatzungsmitgliedern, von denen acht ebenfalls Kursteilnehmer waren. Die vier Trainingspiloten hatten jeder lediglich etwa 300 Flugstunden aufzuweisen, davon nur ungefähr 60 in der Avenger. Für sie war Flug 19 der letzte von drei Übungsflügen in dieser Region. Taylor dagegen war ein erfahrener Pilot mit 2509 Flugstunden (größtenteils in der Avenger). Allerdings war er erst am 21. November 1945 vom Marinestützpunkt Miami nach Ft. Lauderdale verlegt worden und flog diese Trainingsroute zum ersten Mal. Entgegen mancher Darstellungen hatte Taylor zwar Kampfeinsätze geflogen, war jedoch kein überaus kampferfahrener Pilot.
Die Übung
Die für Flug 19 angesetzte Trainingsmission, „Navigation Problem No. 1“ genannt, bestand aus einem Übungsflug zur Navigation über dem offenen Meer zusammen mit einer Bombenzielübung über den Hens and Chicken Shoals. Insgesamt beschrieb die Route des genannten Übungskurses ein großes Dreieck.
Im Einzelnen lautete der Flugplan:
1. Start von Ft. Lauderdale. Kurs 091 Grad für 56 Meilen bis zu den Hens and Chicken Shoals.
2. Bombenabwürfe aus niedriger Höhe, danach Weiterflug auf Kurs 091 für weitere 67 Meilen.
3. Kurs 346 für 73 Meilen.
4. Kurs 241 für 120 Meilen. Landung in Ft. Lauderdale.Alle fünf Avenger waren vollgetankt worden und hatten damit (je nach Geschwindigkeit und Windverhältnissen) eine Verweildauer in der Luft von fünf bis fünfeinhalb Stunden. Die Tests im Rahmen der Preflight-Checks hatten ebenfalls alle Maschinen bestanden. Die Bodenmannschaften hatten jedoch festgestellt, dass in keiner Maschine mehr eine Borduhr vorhanden war (Borduhren wurden als beliebtes Souvenir oft ausgebaut). Da jedoch davon ausgegangen wurde, dass jede Crew über eine Armbanduhr verfügte, wurde das nicht weiter beachtet.
Die Wetterbedingungen über dem Trainingsgebiet wurden als „günstig“ betrachtet. Das wurde von einem weiteren, eine Stunde vor Flug 19 stattfindenden Trainingflug bestätigt, der „Wetterbedingungen günstig, mäßige bis grobe See“ meldete.
Als Startzeit war 13:45 Uhr angesetzt worden. Taylor erschien jedoch erst um 13:15 Uhr zur Einweisung und bat den Offizier vom Dienst, ihn durch einen anderen Ausbilder vertreten zu lassen. Da er jedoch keine stichhaltige Begründung angab und kein Ersatz vorhanden war, wurde sein Ersuchen abgelehnt.
Der Flug
Um 14:10 Uhr schließlich startete Flug 19. Plangemäß hatte einer der Lehrgangsteilnehmer die Führung, Taylor (Kennung FT-28) flog als Ausbilder an letzter Stelle, um nur im Falle eines Fehlers die Führung zu übernehmen.
Ein gegen 15:00 Uhr in Ft. Lauderdale aufgefangener Funkdialog, in dem ein Pilot um die Genehmigung bat, seine letzte Bombe abwerfen zu dürfen, legt nahe, dass die Abwurfübung erfolgreich durchgeführt wurde und sich die Gruppe auf den Weg zum ersten Wendepunkt machte.
Um etwa 16:00 Uhr befand sich Lieutenant Robert F. Fox, der höchstrangige Flugausbilder in Ft. Lauderdale (Kennung FT-74) im Anflug auf den Stützpunkt, als er auf Frequenz 4805 einen Funkdialog mithörte, in dem eine Stimme jemanden namens Powers (Captain Edward Powers, ein weiterer Pilot von Flug 19) mehrmals nach den Kompasswerten fragte. Schließlich war die Antwort zu hören: „Ich weiß nicht, wo wir sind. Wir müssen uns bei der letzten Wende verirrt haben.“ Auf Fox' Nachfrage identifizierte sich die Stimme als FT-28 und meldete, man könne Ft. Lauderdale nicht finden. Taylor gab an, Inseln sehen zu können; er sei sich sicher, über den Florida Keys zu sein, aber nicht, wo genau (vgl. Karte Nr. 10). Er sei bei der letzten Wende der Auffassung gewesen, dass seine Schüler den falschen Kurs genommen hätten. Deshalb habe er die Führung übernommen, um den Flug wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Er sei jedoch mittlerweile sicher, dass beide Kompasse seiner Maschine defekt seien. Daraufhin wies Fox Flug 19 an, mit „der Sonne über dem Backbordflügel“ Richtung Norden zu fliegen, um die Küste Floridas zu erreichen. Zusätzlich wies er FT-28 an, den Notfall-IFF-Transmitter einzuschalten. FT-74 selbst verständigte um 16:11 Uhr den Stützpunkt, ging auf Südkurs, um FT-28 und seiner Gruppe entgegenzufliegen. Die Funkverbindung mit Flug 19 wurde jedoch immer schlechter und brach schließlich endgültig ab, als Fox sich auf einer Position ca. 40 Meilen südlich von Ft. Lauderdale befand. FT-74 kehrte nach Ft. Lauderdale zurück.
Ab 16:26 Uhr begannen mehrere Luft- und Seenotrettungsstationen entlang der Küste mit dem Versuch, FT-28 durch Radar- oder Funkpeilung zu erfassen. Schwierigkeiten bereitete hierbei jedoch unter anderem eine Überlagerung der Kanäle durch kubanische Sendestationen.
Der leitende Flugoffizier in Ft. Lauderdale war mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass Flug 19 niemals in der Zeit bis 16:00 Uhr den ersten Wendepunkt erreicht und dann bis zu den Florida Keys gelangt sein konnte. Demnach mussten die Inseln, die Taylor erwähnt hatte, die Bahamas gewesen sein. Die fünf Flugzeuge flogen also parallel zur Küste Floridas nach Norden (vgl. Karte Nr.6). Entsprechend dieser Folgerung erging um 16:30 Uhr die Aufforderung an Flug 19, „auf Kurs 270 zu gehen und direkt Richtung Sonne zu fliegen“. FT-28 kam der Aufforderung offenbar zunächst nach, um 16:45 jedoch wurde folgende Anweisung aufgefangen: „Wir gehen für 45 Minuten auf Kurs 030, dann fliegen wir nordwärts, um sicher zu gehen, dass wir nicht über dem Golf von Mexiko sind.“ Um 17.03 Uhr ließ er sogar wieder für 10 Minuten Kurs 090 steuern. Offenbar war Taylor noch immer in Zweifel, ob er sich nicht doch westlich von Florida über dem Golf befand. Etwa zur selben Zeit wurden auch Funksprüche von zwei weiteren Piloten aufgefangen, in denen sie von Taylor verlangten, endlich nach Westen zu fliegen. Um 17:16 Uhr schließlich gab FT-28 die Anweisung, Kurs 270 zu fliegen, „bis wir die Küste erreichen oder uns der Treibstoff ausgeht.“
In Ft. Lauderdale war auf Anregung von Fox seit 17:00 Uhr überlegt worden, die Bereitschaftsmaschine starten und Richtung Nordosten fliegen zu lassen; ein sich verstärkendes Funksignal hätte Hinweise auf die Position des Fluges gegeben. Aufgrund des sich schnell verschlechternden Wetters, der Ankündigung Taylors, nach Westen zu fliegen, und um die Funkpeilung nicht zu erschweren, wurde der Plan um 17:36 Uhr letztlich fallen gelassen.
Um 17:50 Uhr war es den verschiedenen Funkpeilstationen endlich gelungen, die Position von Flug 19 innerhalb eines Radius' von 100 Meilen um 29°N 79°W zu triangulieren (vgl. Karte Nr. 7). Die Einrichtungen an der Küste wurden angewiesen, Beleuchtung und Scheinwerfer einzuschalten. Allerdings wurde versäumt, die Positionsfeststellung nochmals ausdrücklich an Flug 19 zu übermitteln.
Um 18:20 Uhr startete ein Flugboot der US Coast Guard vom Typ PBY Catalina vom Flugplatz Dinner Key, konnte jedoch aufgrund eines Problems mit der Sendeanlage keinen Kontakt mit Flug 19 aufnehmen. Einige aufgefangene Funksprüche deuteten jedoch darauf hin, dass der Treibstoff der Avenger allmählich zur Neige ging: „Wir müssen notwassern, wenn wir nicht die Küste erreichen … Wenn das erste Flugzeug unter 10 Gallonen (ca. 40 l) fällt, gehen wir alle zusammen runter.“
Zur selben Zeit meldete die SS Empire Viscount, ein Tanker unter britischer Flagge, der nördlich der Bahamas unterwegs war, schweren Seegang und hohe Windgeschwindigkeiten für das Seegebiet, in dem die fünf Maschinen wahrscheinlich notwassern mussten.
Die Such- und Rettungsaktion
Zusätzlich zu der um 18:20 Uhr gestarteten Catalina starteten eine Stunde später zwei Flugboote vom Typ Martin PBM Mariner der US-Marine vom Stützpunkt Banana River. Eine der beiden Maschinen, BuNo. 59225, startete um 19:27 Uhr mit einer dreizehnköpfigen Besatzung. Um 19:30 Uhr erfolgte ein Routinefunkspruch, danach riss der Kontakt ab (vgl. Karte Nr. 8).
Um 19:50 Uhr meldete der Tanker SS Gaines Mills „ein Aufflammen, offensichtlich eine Explosion, bis zu 100 Fuß (30 m) springende Flammen, die ungefähr 10 Minuten brannten. Position 28.59° N 80.25° W.“ Etwas später meldete der Kapitän, dass man durch eine große Öllache auf dem Wasser fahre, aber keine Überlebenden gefunden hätte. Der Geleitflugzeugträger USS Solomons, der sich ebenfalls an der Suche beteiligte, berichtete später, man habe Radarkontakt mit den von Banana River startenden Flugzeugen gehabt. Eines sei exakt zu der Zeit und an dem Ort der Meldung der SS Gaines Mills vom Radarschirm verschwunden (vgl. Karte Nr. 9).
Die Suchoperationen durch Flugzeuge und Schiffe wurde bis zum 10. Dezember 1945 fortgesetzt. Außer Ölspuren im Bereich der gemeldeten Explosion wurden aufgrund der rauen See weder von Flug 19 noch von BuNo. 59225 irgendwelche Wrackteile gefunden.
Trivia
- Die Entdeckung der intakten und funktionstüchtigen Maschinen des Fluges auf einem Schrottplatz in Mexiko bildet den Einstieg zum Science-Fiction-Film Unheimliche Begegnung der Dritten Art.
- Für Aufregung sorgte 1991 die Meldung, ein Flugzeugwrack aus der Nähe von Fort Lauderdale wäre als eines der Flugzeuge von „Flug 19“ identifiziert worden, doch dies stellte sich schnell als Missverständnis heraus.
- Im Film Bermuda Dreieck – Tor zu einer anderen Zeit kommt es im Verlaufe des Filmes fast zu einem Zusammenstoß mit den Flugzeugen aus Flug 19 und einer Boeing 747.
Medien
- Dokumentation von Will Aslett: Tauchfahrt in die Vergangenheit – Das Bermuda-Dreieck – Todesfalle im Atlantik. PHOENIX, ZDF 2004
Weblinks
Commons: Flug 19 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- genaue Dokumentation (englisch)
- Auszug aus dem Untersuchungsbericht der US Navy (englisch)
- Flight 19 – ein Mysterium (ein kurzer Überblick auf Deutsch)
Kategorien:- Flugunfall
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