Fonds für bedrohte Papageien

Fonds für bedrohte Papageien
Das Logo des Fonds für bedrohte Papageien stellt einen Molukkenkakadu dar.

Der Fonds für bedrohte Papageien (FbP) ist eine nichtstaatliche Organisation (NGO) aus dem Bereich Artenschutz, die weltweit Projekte zur Erhaltung gefährdeter Papageienarten durchführt und unterstützt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Innerhalb der 1982 gegründeten Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) entstand die Arbeitsgruppe Papageien. Die Arbeitsgruppe war weltweit die erste Organisation, die auf die bedrohliche Situation des Spix-Ara hingewiesen hat,[1][2] der heute im Freiland ausgerottet ist. Aus der Arbeitsgruppe bildete sich im Oktober 1991 der Fonds für bedrohte Papageien.

Der Fonds entscheidet weitgehend eigenständig nicht nur über die Projektförderung. In den 20 Jahren seit Gründung wurden ca. 475.000 € an Fördergeldern vergeben.[3] Seit 1996 führt der Fonds jährlich im Herbst eine für Mitglieder und alle Interessenten offene Tagung durch. (siehe unten)

Artenschutz und Projektförderung

Der Spix-Ara wurde vor wenigen Jahren im Freiland ausgerottet
Der Fonds für bedrohte Papageien unterstützt seit Jahren den Erhalt der Orangehaubenkakadus auf Sumba.

Fast 50 Prozent aller Papageienarten sind bedroht, fast 25 Prozent der Arten sehr stark gefährdet. Die Hauptgründe hierfür sind die anhaltende Lebensraumzerstörung, wie etwa durch Brandrodung oder Besiedelung auf der einen Seite, aber auch nach wie vor der Vogelhandel, der immer noch "Wildfänge" anbietet. Neben diesen zwei Hauptgründen existieren natürlich noch eine Reihe anderer wie z.B. die Jagd und Verfolgung als Ernteschädlinge, das Eindringen von anderen Tierarten in den Lebensraum, die Veränderung des Habitats, die Gefährdung von Brutplätzen und Nistbäumen, die Übernutzung von Nahrungsgrundlagen der Vögel.

Der FbP unterstützt Projekte, die dem Artenschutz bei Papageien dienen. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Zusammenarbeit mit Artenschutzgruppen und der Bevölkerung der jeweiligen Region, um durch Kooperation und Aufklärung nachhaltig Maßnahmen zum Schutz der Arten und ihrer Habitate zu gewährleisten.

Zwei Beispiele für die Arbeit des Fonds. Bei dem Artenschutzprojekt Santa-Marta-Rotschwanzsittichs in Kolumbien fördert der FbP ein Projekt der kolumbianischen Stiftung Alianza para Ecosistemas Críticos. Diese sucht die enge Kooperation mit der indianischen Bevölkerung der Sierra Nevada de Santa Marta. Der endemische Santa-Marta-Rotschwanzsittichs ist dabei eine Schlüsselart der Aufklärungsarbeit über die Einzigartigkeit der Flora und Fauna des Gebirgsmassivs. Das Artenschutzprojekt schließt ein, dass alle Beteiligten als gleichwertige Partner bei der Beobachtung in den Indianerreservaten und bei der Ermittlung von Verbreitungsstrukturen, der Identifizierung von Brutgebieten und Wanderkorridoren sowie der Analyse der Bestandssituation und der Gefährdungsursachen arbeiten. Durch die Optimierung der kleinbäuerlichen Käseproduktion im Verbreitungsgebiet der Sittiche durch einen Molkereifachmann des FbP und die Etablierung eines Warenzeichen für seine Produktion wird zugleich versucht die Habitatstruktur der Sittiche langfristig zu sichern.[4][5]

Die Gefährdungsursachen des Orangehaubenkakadu auf der indonesischen Insel Sumba sind anders gelagert. Die Hauptursachen sind der Rückgang von Nistmöglichkeiten und vor allem Fang und Handel, d.h. den Schwarzmarkt. Neben der Erarbeitung von Basisdaten zu Verbreitung, Dichte und der Bedeutung der einzelnen Bedrohungsfaktoren ist die Kontrolle und Überwachung des Handels eine zentrale Projektaufgabe. Es konnte erstmalig einer Verurteilung von illegalen Vogelfängern erreicht werden. Parallel wurde eine Strategie zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung entwickelt, die z.B. die Besuche von Schulen mit einem aus dem Umfeld des Fonds produzierten Lehrfilm vorsieht. Da viele kleine Schulen nicht über Strom verfügen, ist so ein Film ein großes Ereignis. Lokaler Partner hier ist Birdlife Indonesia

Weitere Beispiele für Papageienarten aus geförderten Projekten:

Über die ZGAP ist der FbP in der IUCN vertreten. Internationale Partnerorganisationen des FbP sind die Loro Parque Fundacion und BirdLife International.

Tagungen

Tagung 2009 im Vogelpark Walsrode

Die seit 1996 durchgeführten Tagungen bringen Mitglieder, Verantwortliche und alle Interessenten zusammen. Auf dem Tagungsprogramm stehen Vorträge zu einem breiten Spektrum papageienrelevanter Themen wie Papageienschutz im Freiland und Aktivitäten des Fonds aber auch Vorträge über Europäisches Erhaltungszuchtprogramme und Zuchtbücher, Zucht- und Haltungsberichte weniger gefährdeter Arten, Ernährung, tiermedizinische und biologische Themen, Berichte aus dem Freiland oder neuste Entwicklungen der Taxonomie umfassen. An die einzelnen Vorträge schließen sich offene Diskussionen an. Die Tagungen werden im Schnitt von rund 150 Personen besucht, so dass von einer beträchtlichen Multiplikatorenwirkung unter den deutschen Papageienhaltern ausgegangen werden kann. Die Überschüsse der Tagungen werden für Artenschutzprojekte verwendet. Die Tagungen finden in Verbindung mit einer Papageien- und Vogelausstellung oder in Zusammenarbeit mit einem Vogelpark oder Zoo statt. Die Orte der Tagungen waren 1999 Coburg,[13] 2000 die Vogelaustellung Achern, 2001 die DEU-BE-LUX-Vogelschau bei Bitburg, [14] 2002 die Vogelausstellung Bielefeld-Senne,[15][16] 2003 die Vogelausstellung Coburg, 2004 der Vogelpark Walsrode, 2005 die Vogelausstellung Ornithea in Köln Porz,[17][18] 2006 der NiederRheinPark Plantaria bei Kevelaer, [19] 2007 der Zoo Leipzig,[20] 2008 das Naturkundemuseum und die Wilhelma in Stuttgart[21], 2009 dem Vogelpark Walsrode,[22] 2010 im Kölner Zoo und 2011 mit dem Vogelpark Marlow.

Zusammensetzung und Aufgaben

Der "Fonds für bedrohte Papageien" setzt sich aus Papageienexperten zusammen, die sich für den Schutz der Papageien im Freiland einsetzen. Formal gliedert er sich in eine Arbeitsgruppe, aus deren Kreis eine Entscheidungsgruppe sowie Projektbetreuer gewählt werden. Aufgabe des Fonds bzw. der Arbeitsgruppenmitglieder sind die Sichtung und Bewertung von Projektanträgen, Vorschläge von Projekten, Evaluation der Arbeit in den Projekten und die Vorbereitung und Durchführung der Tagungen. Der Arbeitsgruppe gehören zur Zeit Thomas Arndt, Marcellus Bürkle, Detlev Franz, Hans-Jürgen Künne, Rainer Niemann, Matthias Reinschmidt, Klaus Sasse, Marion Wiegel und René Wüst (Sprecher des FbP) an.

Anmerkungen

  1. Keine Chnce für den Spix Ara In: Mitgliederinformation der ZGAP. Dezember 1986
  2. Paul Roth: Spix-Ara (Cyanopsitta spixii) Was wissen wir heute über dies seltenen Vögel? In: Papageien, 3/1990 4/1990 Bericht von auch mit Geldern der ZGAP 1985-1988 durchgeführten Expeditionen ins Verbreitungsgebiet des Spix-Ara
  3. Wüst 2009, S. 29
  4. Aktuelle Situation des Santa-Marta-Rotschwanzsittichs in Kolumbien
  5. Rene Wüst: Käse kontra Kahlschlag - Artenschutz in Kolumbien. In: Papageien 4/2006 S. 124-127.
  6. Wasserpumpen für den Lears Ara
  7. Schutzprojekt für den Rotohrara in Bolivien
  8. Niels Krabbe, Quito/Ecuador (übersetzt von Marcellus Bürkle): Das Gelbohrsittich-Projekt in Ecuador.
  9. Roger G. Sweeney (übersetzt von René Wüst) Renovierungsarbeiten am Calvin Nicholls Wildlife Complex auf Saint Vincent
  10. F. Rojas-Suarez und Anne-Marie Herrera (übersetzt von E. Spägele und J-O Heckel): Zum gegenwärtigen Bestand der Zwergamazone (Hapalopsittica amazonica) in Venezuela
  11. Britta Kunz und Dr. Michael Abs: Untersuchungen zur Bestandssituation und zur Ökologie der Ecuadoramazone (Amazona a. lilacina) in SW-Ecuador
  12. Ökologie und Schutz des Rußköpfchen in Sambia
  13. Tagungsbericht von Volker Würth
  14. Volker Würth: 5. Tagung für Papageienschutzprojekte und Erhaltungsprogramme des „Fonds für bedrohte Papageien“ in Bitburg. In Papageien 12/2001
  15. Tagungsbericht von Karl Heinz Schallenberg
  16. Marion Wiegel: Tagung des "Fonds für bedrohte Papageien" in Bielefeld-Senne [www.papageien.org Arbeitsgemeinschaft Papageiennetzwerk]
  17. Tagungsbericht ohne Autor
  18. "Hyazinthara Meeting" und "Fonds für bedrohte Papageien" auf der Ornithea 2005
  19. Tagungsbericht von Rene Wüst
  20. Tagungsbericht von Rene Wüst in: Gefiederter Freund 4/2008
  21. Tagungsbericht von Rene Wüst in: Gefiederter Freund 7/2009
  22. Tagungsbericht von Rene Wüst in: Gefiederter Freund 1/2010

Literatur

Weblinks


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