- Fonologie
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Die Phonologie (auch: Phonemik) als Teil der Lautlehre (hier spez. „Sprachgebilde-Lautlehre“) ist ein Teilgebiet der Linguistik. Sie untersucht Systeme von Phonemen, den kleinsten bedeutungsunterscheidenden Elementen von Sprachen (die kleinsten bedeutungstragenden Elemente einer Sprache werden Morpheme genannt und fallen vornehmlich in den Aufgabenbereich der Morphologie). Die Phonologie beschäftigt sich mit den Lauten als Einheiten im System einer Sprache, während sich die Phonetik („Sprechakt-Lautlehre“) mit der detaillierten Beschreibung dieser Laute (Phone) unabhängig von Systemüberlegungen befasst.
Der zentrale Begriff der Phonologie ist das Phonem.
Phoneme werden dargestellt durch das Internationale Phonetische Alphabet (IPA). Zur Abgrenzung von Phonen werden Phoneme mit Schrägzeichen versehen (Beispiel: "/a/").
Phoneme sind zu unterscheiden von Phonen. Ein Phonem ist die Klasse der Phone, die in einer Sprache in gleicher Weise zu einer Bedeutungsunterscheidung beitragen.
Zur Feststellung einer bedeutungsunterscheidenden Funktion bedient man sich der Methode der Minimalpaare. Dies sind Wörter, die sich nur in einem Laut unterscheiden wie z. B. dt.: [kʊtɐ] („Kutter“) und [fʊtɐ] („Futter“)). Im vorliegenden Beispiel wären dies /k/ und /f/.
Ein anderer, wichtiger Bereich der Phonologie beschäftigt sich mit den distinktiven Merkmalen. Dabei unterscheidet man z. B. die „Oberklassenmerkmale“ wie „konsonantisch“ oder „sonorantisch“ von den „laryngalen Merkmalen“ (bspw. Stimmhaftigkeit oder Aspiration), den Merkmalen der Art der Artikulation (z. B. Nasalität) und den Merkmalen des Ortes der Artikulation (z. B. Labialität). Merkmale können entweder binär (z. B. Stimmhaftigkeit kann [+sth] oder [-sth] sein) oder, nach manchen Theorien, auch privativ (entweder vorhanden oder nicht, v. a. bei den Ortsmerkmalen wie [labial], [dorsal], etc.[1]) sein.[2] Laute können demnach als Matrix von verschiedenen Merkmalen dargestellt werden (lineare Phonologie; segmentale Phonologie).
Allerdings gibt es auch eine nicht-lineare Phonologie (prosodische Phonologie), die Merkmale in Merkmalsbäumen darstellt und versucht, Tonsprachen (Sprachen, in denen die Tonhöhe bedeutungsunterscheidend ist wie in den chinesischen Sprachen) adäquat zu beschreiben.
Ein Ziel der Phonologie ist es, ein Phoneminventar einer Sprache zu erstellen. Durch Untersuchung der phonologischen distinktiven Merkmale kann ein Phonemsystem entwickelt werden.
Phoneme sind eine abstrakte Lautklasse. Ihre konkreten Realisierungen werden Allophone genannt. Die Phonologie untersucht Allophone und ihre Variationsarten. So besteht eine Aufgabe der Phonologie darin, Allophone, d. h. verschiedene phonetische Realisierungen eines zu Grunde liegenden Phonems in bestimmten, lautlichen Umgebungen, zu finden. Ein Beispiel dafür stellen der deutsche „ich“- ([ç]) und „ach“-Laut ([x] bzw. auch [χ]) dar, die phonetische Realisierungen ein und desselben Phonems in unterschiedlichen Umgebungen ([ç] nach Sonanten, s. g. vorderen Vokalen und Diphthongen wie [i], [ɪ], [e], u. a.; [x] nach s. g. hinteren und zentralen Vokalen und Diphthongen wie [a], [u], [ʊ], u. a.) sind.
Ein anderer Aufgabenbereich der Phonologie ist die Entwicklung von phonologischen Regeln, die lautliche Erscheinungen erklären, so z. B. die oben erwähnte Verteilung von [ç] und [x] oder die Vokalharmonie im Türkischen oder Finnischen.
Weiters sollen phonologische Prozesse erklärt werden, wie
- Assimilation (Angleichung eines Segments in bestimmten Merkmalen)
- Dissimilation
- Epenthese (Hinzufügung von Segmenten),
- Syn- und Apokope u. a.
- Tilgung (Elision)
- Neutralisation (Aufhebung von Kontrasten).
Siehe auch
- Artikulation
- Aussprache der deutschen Sprache
- Lautverschiebung
- Liste der IPA-Zeichen
- Nikolai Sergejewitsch Trubetzkoy
- Silbenstruktur
- Wortakzent
- Prosodie
- suprasegmentale Merkmale
Literatur
- T. Alan Hall: Phonologie. Eine Einführung. Walter de Gruyter Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-11-015641-5.
- Jörg Meibauer: Einführung in die germanistische Linguistik, Metzler Verlag, Stuttgart, 2. Aufl. (2007), S. 70-120, ISBN 978-3-476-02141-0.
Fußnoten
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