Forrest-Sherman-Klasse

Forrest-Sherman-Klasse
Forrest-Sherman-Klasse
USS Hull (DD-945)
USS Hull (DD-945)
Übersicht
Typ Zerstörer
Namensgeber Admiral Forrest P. Sherman
Einheiten 18 gebaut, 0 in Dienst
Dienstzeit

1955 bis 1988

Technische Daten
Angaben gelten für Ursprungsversion
Verdrängung

4.050 ts

Länge

127,5 Meter

Breite

13,8 Meter

Tiefgang

6,7 Meter

Besatzung

17 Offiziere, 275 Mannschaften

Antrieb

2 Dampfturbinen, 2 Wellen, 70.000 PS

Geschwindigkeit

32,5 Knoten

Reichweite

4.000 Seemeilen (7.400 km) bei 20 Knoten

Bewaffnung

Die Forrest-Sherman-Klasse war eine Klasse von Zerstörern der United States Navy. Die 18 Schiffe der Klasse waren die ersten neuen Zerstörer, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut und ab 1955 in Dienst gestellt wurden. Mitte der 60er Jahre wurden vier Schiffe umgerüstet und als Decatur-Klasse eingestuft. Diese verfügten über erweiterte Luftabwehrfähigkeiten. Acht weitere Schiffe wurden ebenfalls umgerüstet und erhielten als Barry-Klasse verbesserte U-Jagd-Kapazitäten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Planung und Bau

Die Planungen für die neuen Zerstörer begannen Ende der 1940er Jahre, nachdem nach dem Zweiten Weltkrieg die ursprünglich als Zerstörer geplanten Schiffe der Mitscher-Klasse (DD-927 bis DD-930) als Zerstörerführer (DL), später als Fregatten klassifiziert, fertiggestellt wurden. Die Entwicklung der Klasse fällt in die Vor-Lenkwaffen-Zeit, sie sind die letzten „echten“ Artilleriezerstörer mit Schiffsgeschützen als Hauptbewaffnung. Bei der Planung der aus der Allen-M.-Sumner-Klasse entwickelten Schiffe[1] wurde, im Gegensatz zu den Kriegszerstörern, mehr auf Komfort für die Mannschaft geachtet, so waren die Unterkünfte geräumiger und das gesamte Schiff war klimatisiert. Der Bau der Schiffe wurde 1953 vom Kongress genehmigt, nachdem die ersten Schiffe schon zwei Jahre zuvor bei den Werften bestellt worden waren. Die Finanzierung erstreckte sich über die nächsten drei Finanzjahre.

Der Bau der ersten Einheit, Forrest Sherman, begann am 27. Oktober 1953 bei Bath Iron Works, der Stapellauf erfolgte am 5. Februar 1955. Die Indienststellung bei der Navy erfolgte am 9. November 1955. Das 18. und letzte Schiff der Klasse, Turner Joy, wurde am 5. Mai 1958 bei Puget Sound Bridge and Dredging Company vom Stapel gelassen und am 3. August 1959 in Dienst gestellt. Weitere Schiffe wurden bei Bethlehem Steel in Quincy, Massachusetts und bei Ingalls Shipbuilding gebaut. Ursprünglich waren noch sieben weitere Schiffe geplant (DD-952 bis DD-959), diese wurden jedoch zugunsten der Lenkwaffenzerstörer der Charles-F.-Adams-Klasse gestrichen.[2]

Modifikationen

Zu Beginn der 60er Jahre wurde deutlich, dass die Schiffe mit reiner Rohrbewaffnung und veralteten U-Boot-Abwehrwaffen gegen die sich schnell weiterentwickelnden Flugzeuge und modernen U-Boote keine Abwehr- und Überlebenschance mehr hatten. 1964 wurde daher beschlossen, vier Schiffe (DD-932, DD-936, DD-947 und DD-949) zu Lenkwaffenzerstörern umzurüsten. Nach zweijährigem Werftaufenthalt wurden die Schiffe als DDG (Lenkwaffenzerstörer) mit den Nummern 31 bis 34 reklassifiziert und als Einheiten der Decatur-Klasse wieder in Dienst gestellt. Ebenfalls im gleichen Jahr wurde der Umbau der Barry (DD-933) genehmigt, die erweiterte U-Jagd-Kapazitäten erhielt. Sieben weitere Schiffe wurden ab 1967/68 nach dem Muster der Barry umgerüstet. Die acht Schiffe wurden dann als Barry-Klasse geführt. Der Umbau der Schiffe kostete zwischen 14 und 17 Mio. US-Dollar.[3] Die übrigen sechs Schiffe der Forrest-Sherman-Klasse wurden wegen Geldmangels nicht umgerüstet und blieben bis zu ihrer Ausmusterung nahezu im Ursprungszustand.

Verbleib

Alle Schiffe der Forrest-Sherman-Klasse und ihrer Unterklassen blieben bis zu Beginn der 1980er Jahre in Dienst. Durch die in den davor liegenden Jahren in Dienst gestellten Zerstörer der Spruance-Klasse waren die Shermans weitgehend überflüssig geworden, die Kosten für eine notwendige Modernisierung hätten sich nicht gerechnet. Bis zu Beginn der 1990er Jahre blieben die Schiffe aber der Reserveflotte zugeteilt. Drei Schiffe (Edson, Turner Joy und Barry) sind bereits als Museumsschiffe erhalten, das Schicksal der Forrest Sherman ist ungewiss, eine Stiftung bemüht sich um die Rettung des derzeit in Philadelphia liegenden Schiffes. Alle übrigen Schiffe wurden entweder verschrottet oder als Zielschiff versenkt.[4]

Technik

Rumpf und Antrieb

Brücke der Barry

Der Rumpf der Shermans war 127,5 Meter lang und 13,8 Meter breit, was etwa dem bei Zerstörern typischen schlanken Länge-Breite-Verhältnis von 10 zu 1 entsprach. Der Tiefgang betrug 6,7 Meter am Rumpfsonarwulst. Die Verdrängung betrug 4.050 Tonnen bei der Forrest-Sherman- und der Barry-Klasse; die Decatur-Klasse verdrängte aufgrund ihrer schweren Lenkwaffenanlage 4.150 Tonnen. Sowohl Rumpf als auch die Aufbauten wurden aus Stahl gefertigt. Die niedrigen Decksaufbauten, deren Design sich stark an dem der Zerstörer des Zweiten Weltkriegs anlehnte, erstreckten sich über die mittlere Hälfte des Rumpfes. Hinter der Brücke befanden sich die beiden Schornsteine, vor denen jeweils ein Dreibeinmast aufgestellt war. Der Maschinenraum befand sich mittschiffs.

Die Zerstörer verfügten über einen Dampfantrieb, der dafür nötige Dampfdruck von etwa 80 bar wurde in vier Kesseln von Foster-Wheeler (Babcock-Wilcox-Kessel bei DD-937, DD-943, DD-944, DD-945, DD-946 und DD-948) erzeugt und dann zu zwei Getriebeturbinen geleitet, von denen jede eine Welle mit je einer Schraube antrieb. Die Leistung des Systems betrug 70.000 PS. Die Höchstgeschwindigkeit der Schiffe betrug 32,5 Knoten, bei einem Ölvorrat von 750 Tonnen [5] hatten die Schiffe bei 20 Knoten eine Reichweite von 4.000 Seemeilen.

Bewaffnung

Die Barry nach dem Umbau

Allgemein

Die ursprüngliche Hauptbewaffnung aller Schiffe bestand aus drei Mark 42 Mehrzweckgeschützen, eins vor der Brücke sowie zwei achtern. Gegen U-Boote befanden sich zwei Hedgehog-Werfer backbord und steuerbord vor der Brücke. Diese wurden in den 60er Jahren entfernt, ebenso die beiden 7,62-cm-L/50-Flugabwehrgeschütze auf Doppellafetten, die sich vor der Brücke und hinter dem zweiten Schornstein befanden. Die zwei Doppeltorpedorohre Mk. 25 für U-Jagdtorpedos hinter der Brücke wurden im Rahmen der Modernisierung durch Dreifachtorpedorohre ersetzt, die ebenfalls dort montierte Werfer für Leichtgewicht-U-Jagdtorpedos wurden entfernt. Zwischen 1975 und 1978 war die Hull Testplattform für das 8-Zoll-Leichtgewichtsgeschütz Mark 71, das Programm wurde aber eingestellt. Die Bigelow diente Ende der 70er Jahre als Erprobungsplattform für das Mk. 15 Phalanx-Close-in-Weapon-System.

Barry-Klasse

Die Schiffe der Barry-Klasse erhielten beim Umbau ab 1964 anstelle des zweiten Geschützes einen ASROC-Werfer mit acht Zellen sowie ein automatisches Nachlademagazin vor dem Werfer. Außerdem erhielten die Schiffe zusätzliche Mark 32-Dreifachtorpedorohre samt Magazin vor der Brücke auf dem Aufbau der ehemaligen Hedgehog-Werfer und des vorderen 76-mm-Geschützes.

Heckansicht der Decatur

Decatur-Klasse

Die Decaturs erhielten anstelle der achtern Geschütze ab 1964 ebenfalls einen ASROC-Werfer, jedoch ohne Magazin, sowie einen Mk. 13-Einarmstarter für Luftabwehrraketen vom Typ RIM-24 Tartar. Diese wurden später durch RIM-66 SM1 MR ersetzt. Der Werfer verfügte über ein Trommelmagazin für 40 Flugkörper. Zwischen dem ASROC-Starter und dem Lenkwaffenstarter wurde aus Leichtmetall ein geräumiges Deckhaus errichtet, auf dem sich der Zielbeleuchter SPG-51 für die Lenkwaffen befand.

Elektronik

Auf allen Versionen der Forrest-Sherman-Klasse wurde als Navigationsradar das SPS-10 von Raytheon eingesetzt. Diese Antenne befand sich auf dem vorderen Masten und war die höchstgelegene Antenne an Bord. Die nicht-modifizierten Shermans und die Barrys besaßen als Luftüberwachungsradar außerdem, ebenfalls installiert auf dem vorderen Mast, entweder ein SPS-37 von der Westinghouse Electric Corporation oder, auf DD-931, -944 und -945 sowie DD-928, -941, -943, -948 und -950 das modernere SPS-40 von Lockheed. Die Decaturs verwendeten für die Luftraumüberwachung das SPS-29E, ebenfalls von Westinghouse, DDG-34 bereits SPS-40. Außerdem war dort auf dem achterlichen Mast das 3D-Radar SPS-48 von ITT-Gilfillan installiert. Dafür wurde der hintere leichte Dreibeinmast durch einen schweren Vierbein-Gittermast ersetzt.

Die Feuerleitung der 127-mm-Geschütze erfolgte mittels eines Mark 56-Radars, die Zielzuweisung für die Flaks mit einem Mark 68, das mit dem Luftaufklärungsradar kombiniert war. Unter dem Kiel befand sich ein SQS-23-Sonar. Die Barry (DD-933) erhielt außerdem zu Testzwecken schon 1960 ein SQS-35 Independent Variable Depth Sonar, einem Hecksonar mit erweiterten und verbesserten Ortungs- und Verfolgungskapazitäten.

Für die Elektronische Kriegführung besaßen alle Einheiten das System WLR-2 oder -6, die Antennen waren auf den beiden Masten angebracht.

Einsatz

Die Zerstörer der Forrest-Sherman-Klasse waren hauptsächlich als Begleitschiffe für Flugzeugträger sowie als U-Bootjäger konzipiert, konnten aber im beschränkten Rahmen auch eigenständig operieren und unterstützen unter anderem amphibische Landungsoperationen mit ihrer Rohrbewaffnung. Die Schiffe der Barry-Klasse wurden zumeist als U-Jagdschiffe im Flugzeugträgerverband eingesetzt, die Decaturs konnten sehr gut eigenständig operieren, da sie auch über Luftabwehrfähigkeiten verfügten.

Erste Einsätze in Konflikten fuhren die Shermans im Rahmen der Quarantäne-Operationen während der Kuba-Krise. Die Turner Joy war am Tonkin-Zwischenfall beteiligt, im Anschluss kreuzten die Schiffe dann im Vietnamkrieg vor Südostasien.

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Stefan Terzibaschitsch: Zerstörer der U.S. Navy. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford, 1986, ISBN 3-7822-0395-X
  • Norman Friedman: U.S. Destroyers: An Illustrated Design History, Revised Edition. Revised edition, Naval Institute Press, Annapolis, 2003, ISBN 1-55750-442-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. USS Mullinix Webseite (Archivversion vom 15. Dezember 2006) (engl.), Stand: 24. August 2006
  2. Terzibaschitsch: Zerstörer der U.S. Navy. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford, 1986, ISBN 3-7822-0395-X, S. 229
  3. Terzibaschitsch: Seemacht USA. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-576-2, Seite 429
  4. USS Mullinix What happened to them? (Archivversion vom 31. August 2006), Stand: 24. August 2006
  5. USS Mullinix Ship Specifications (Archivversion vom 15. Dezember 2006) (engl.), Stand: 24. August 2006

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