Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg

Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg

Die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) ist seit 1997 eine Stiftung bürgerlichen Rechts in Trägerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg und seit dem Jahre 2000 eine wissenschaftliche Einrichtung der Universität Hamburg. Der Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte ist der Historiker Axel Schildt. Ihr Forschungsgebiet umfasst das 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt der Geschichte Hamburgs und Norddeutschlands sowie der Zeit des Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Vorläufer

Bereits im August 1949 gründete der Senat eine „Forschungsstelle für die Geschichte Hamburgs von 1933 bis 1945“. Ihr Auftrag war es, Quellen und Archivalien aus der Zeit des Nationalsozialismus zu sichern und aufzuarbeiten. Hintergrund war der Skandal um eine Studie über den Hamburger Gauleiter Karl Kaufmann, in der ausschließlich dessen positiv zu wertende Rolle bei der kampflosen Übergabe der Stadt herausgestellt worden war und die zu heftigen Protesten in der Bürgerschaft und den Medien führte.

Diese personell unzureichend ausgestattete Forschungsstelle brachte keine wesentlichen Veröffentlichungen hervor und konnte der entlastenden Geschichtsdeutung, nach der es auch während der Zeit des Nationalsozialismus im „stets liberalen Hamburg hanseatisch gemäßigt“ zugegangen sei, nichts entgegensetzen. Das Institut wurde 1956 geschlossen.

Erst als es in der Bundesrepublik im Winter 1959 zu einer auch international Aufsehen erregenden Reihe von „Hakenkreuz-Schmierereien“ gekommen war, wurde im April 1960 eine „Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg“ neu eingerichtet. Die Konzeption vergrößerte den Zeitrahmen der Forschungsarbeit auf die Jahre 1918 bis 1948, um die politischen und sozialgeschichtlichen Gründe für den Aufstieg der Nationalsozialisten herausarbeiten zu können. Auch die antisemitischen Strömungen nach 1945 sollten analysiert werden.

Diese Forschungsstelle, die jedoch wiederum personell und finanziell unzureichend ausgestattet war, arbeitete unter ihrem Leiter Werner Jochmann kontinuierlich bis zum Jahre 1986. Die Forschungsstelle lieferte eine Reihe fachwissenschaftlich anerkannter Publikationen. Allerdings gab es kaum öffentlichkeitswirksame Beiträge speziell zum Dritten Reich und zum NS-Terror. Scharf angegriffen wurde die Forschungsstelle 1984 daher von der Grün-Alternativen Liste (GAL). Sie monierte „Arroganz und Untätigkeit“ der Forschungsstelle, die die „Legende vom liberalen, weltoffenen Hamburg“ nicht widerlegt habe; erst die „Laienforscherbewegung“ habe den „Mustergau Hamburg“ entlarvt.[1]

Nunmehr rückten die Zeit des Dritten Reiches, die Verfolgung und Vertreibung als Forschungsgegenstand stärker in den Vordergrund der Arbeit. Mit dem Projekt „Hamburger Lebensläufe – Werkstatt der Erinnerung“ wurde die „Oral History“ dokumentiert.

Erweiterung des Auftrags

Im Jahre 1997 wurde das Institut umbenannt, zu einer Stiftung bürgerlichen Rechts umgewandelt und drei Jahre später der Universität angegliedert. Die neue programmatische Bezeichnung „Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)“ weist auf die Erweiterung des Forschungsauftrags über die vorher gesetzten zeitlichen Grenzen hin.

Als seine Forschungsschwerpunkte nennt die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg

  • Hamburg im „Dritten Reich“
  • Hamburgische Eliten im 20. Jahrhundert
  • Herrschaft, Not und Verfolgung von 1923 bis zum Wiederaufbau nach dem Kriege
  • Öffentlichkeit und populäre Kulturen
Zum Beispiel „Konsum, Medien und Politik in der Jugendkultur der 1960er Jahre“
  • Außenbezüge und globale Netzwerke
Zum Beispiel „Kolonialwarenhandel in Hamburg im Wandel des 20. Jhdts“

Bibliothek

2007 erfolgte der Umzug des Instituts in ein umgenutztes Gebäude in der Bundesstraße/Beim Schlump 83, das auch das Institut für die Geschichte der deutschen Juden aufgenommen hat.

Die Präsenzbibliothek umfasst etwa 70.000 Werke und ist im Campus-Katalog der Universität Hamburg verzeichnet. Die Benutzung ist kostenlos.

Fußnoten

  1. Peter Reichel / Harald Schmidt: Von der Katastrophe zum Stolperstein. Hamburg und der Natíonalsozialismus nach 1945. München/Hamburg 2005, ISBN 3-937904-27-1, S. 40

Literatur

  • Ursula Büttner: Die Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte. 74/75, 1989, ISSN 0083-5587, S. 81-96.
  • Peter Reichel, Harald Schmid: Von der Katastrophe zum Stolperstein. Hamburg und der Nationalsozialismus nach 1945. Dölling und Galitz, München u. a. 2005, ISBN 3-937904-27-1 (Hamburger Zeitspuren 4).
  • Josef Schmid (Red.): Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH). 1997–2007. Herausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitgeschichtein Hamburg. Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg 2007, ISBN 978-3-00-022795-0.

Weblinks


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