- Franz Borkenau
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Franz Borkenau (* 15. Dezember 1900 in Wien; † 22. Mai 1957 in Zürich) war ein in Österreich, Deutschland und den USA wirkender Geschichtsphilosoph, Kulturhistoriker und Soziologe.
Leben und Wirken
Aus einer österreichisch-ungarischen Beamtenfamilie stammend, auf einem humanistischen Gymnasium jesuitisch erzogen, wandte Borkenau sich früh der Psychoanalyse und dem Marxismus zu, studierte ab 1920 in Leipzig, nahm an der sozialistischen Studentenbewegung teil und schloss sich 1921 der KPD an.
Nach seiner Promotion zum Dr. phil. arbeitete Borkenau ab 1924 in Berlin für die Studienabteilung der Kommunistischen Internationale (Komintern); diesen Aufgaben verdankte er seine erstaunliche Vielsprachigkeit. Gemeinsam mit Richard Löwenthal und Boris Goldenberg leitete er in dieser Zeit den kommunistischen Studierendenverband Kostufra. Er wandte sich ab 1928 gegen die stalinistische Politik und wurde 1929 aus der KPD ausgeschlossen.
Borkenau wandte sich daraufhin der historischen Forschung zu, zunächst unterstützt vom Frankfurter Institut für Sozialforschung. Zunächst arbeitete er über die neuzeitlichen Anfänge des bürgerlichen Denkens. 1933 verließ er (auch als sogenannter Halbjude bedroht) das Deutsche Reich und lebte und arbeitete in Wien, Paris und Panama-Stadt. 1936 unternahm er mitten im Spanien des Bürgerkrieges dessen politische Untersuchung und kritisierte danach entschieden den kommunistischen Terror gegenüber den (ebenfalls für die Republik und gegen den Franquismus kämpfenden) anarchistischen Syndikalisten.
1947 trat Borkenau für einige Jahre eine Professur für Geschichte an der Universität Marburg an und wirkte danach als Redakteur der Zeitschrift Ostprobleme und freier Autor, auch in Paris, Rom und Zürich, wo er 1957 jäh verstarb. In dieser Zeit entstanden – auch in Auseinandersetzung mit Oswald Spengler und Arnold J. Toynbee – zahlreiche Manuskripte über Untergang und Anfänge von Hochkulturen, zumal der des Abendlandes, die erst postum von seinem Freund Richard Löwenthal herausgegeben wurden (Ende und Anfang).
Ausgewählte Veröffentlichungen
- Der Übergang vom feudalen zum bürgerlichen Weltbild. Paris 1934 (Neudruck Darmstadt 1971).
- Pareto. London 1936.
- The Spanish Cockpit. An Eye-Witness Account of the Political and Social Conflicts of the Spanish Civil War. London 1937 (Eine auch analytisch bedeutende Feldforschung, Neudruck Ann Arbor 1963, deutsche Ausgabe: Kampfplatz Spanien. Politische und soziale Konflikte im Spanischen Bürgerkrieg. Ein Augenzeugenbericht. Stuttgart 1986, ISBN 3-608-93088-4).
- The Communist International. London 1937 (Neudruck World Communism: A History of the Communist International, Ann Arbor 1962).
- The Totalitarian Enemy. London 1940.
- Drei Abhandlungen zur deutschen Geschichte. Frankfurt am Main 1947.
- Ende und Anfang: Von den Generationen der Hochkulturen und von der Entstehung des Abendlandes. Hrsg. und eingeführt von Richard Löwenthal, Stuttgart 1995, ISBN 3-608-93032-9 (zuerst 1984; mit kritischer Behandlung zentraler Thesen Karl Marx’, Max Webers, Sigmund Freuds, Oswald Spenglers und Arnold J. Toynbees).
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