Franz Roh

Franz Roh
Villa von Franz Roh in Apolda

Franz Roh (* 21. Februar 1890 in Apolda; † 30. Dezember 1965 in München) war ein deutscher Kunstkritiker und Fotograf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Roh studierte Philosophie, Literatur, Geschichte und Kunstgeschichte in Leipzig, Berlin (bei Adolf Goldschmidt) und in Basel. Er war von 1916 bis 1919 Assistent von Heinrich Wölfflin am Kunsthistorischen Seminar der Universität München. 1920 promovierte er bei Wölfflin mit der Arbeit Holländische Malerei des 17. Jahrhunderts, anschließend erhielt er in München einen Lehrauftrag für Neuere Malerei. Zu dieser Zeit stellte er erstmals eigene Photo-Collagen aus. Er schrieb Kritiken für die Zeitschriften Cicerone und Das Kunstblatt, nach dem Krieg für die in München erscheinende US-amerikanische Neue Zeitung und für Radio München. Diese Arbeit brachte ihn in näheren Kontakt mit zeitgenössischen Künstlern wie George Grosz, Kurt Schwitters, Willi Baumeister und Max Ernst.

Roh veröffentlichte 1925 das Buch Nach-Expressionismus - Magischer Realismus: Probleme der neuesten europäischen Malerei, das die europäischen Stilrichtungen der Ära nach dem Expressionismus untersuchte. Roh führte mit seinem Werk den Begriff Magischer Realismus ein. 1933 wurde er wegen seines Engagements für die Entartete Kunst einige Monate im KZ Dachau in Schutzhaft genommen, und er verlor seine Stellung an der Universität. 1946 heiratete er die Kunsthistorikerin Juliane Bartsch, die bis 1937 den Mannheimer Kunstverein leitete und die unter dem Namen Juliane Roh zu einer der wichtigen Kunstschriftstellerinnen im Nachkriegsdeutschland werden sollte. Franz Rohs Buch Der Verkannte Künstler: Studien zur Geschichte und Theorie des kulturellen Mißverstehens, das er bereits während des Zweiten Weltkriegs begann, erschien 1948. Im selben Jahr nahm er an der neueröffneten Münchener Universität wieder seinen Lehrauftrag auf. 1952 gründete Roh in Berlin die erste deutsche Artothek, eine Kunstverleihstelle, die Vorbild für viele weitere in Deutschland wurde. 1958 erschien seine Geschichte der Deutschen Kunst von 1900 bis zur Gegenwart bei Bruckmann in München. 1961 hatte er bei Otto Stangl eine erste Ausstellung seiner Collagen, und 1962 erschien sein Buch Entartete Kunst – Kunstbarbarei im Dritten Reich bei Fackelträger, Hannover. Eine zweite Ausstellung seiner Collagen unter dem Titel Metamorphosen – Gegenständliche Collagen zeigte die Galerie Parnass 1963 in Wuppertal.

Werke

  • Entartete Kunst. Kunstbarbarei im Dritten Reich. Fackelträger-Verlag, Hannover 1962.
  • Foto-Auge. 76 Fotos der Zeit. Wasmuth, Tübingen 1973 (Repr. d. Ausg. Stuttgart 1929).
  • Holländische Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts. Seemann, Leipzig 1923.
  • Holländische Malerei. 200 Nachbildungen mit geschichtlicher einführung und Erläuterungen. Diederichs, Jena 1921.
  • Kommentare zur Kunst. Rundfunk-Kritiken. Freitag-Verlag, München 1948.
  • Martin Mayer. Plastiken, Zeichnungen. Druckhaus Nürnberg, Nürnberg 1965.
  • Max Beckmann als Maler. Desch, München 1947.
  • Nach-Expressionismus - Magischer Realismus: Probleme der neuesten europäischen Malerei. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1925.
  • Picasso. Gemälde 1939-1946. Éditions du Chêne, Paris 1950.
  • Streit um die moderne Kunst. Auseinandersetzung mit Gegnern der neuen Malerei. List, München 1962.
  • Der verkannte Künstler. Studien zur Geschichte und Theorie des kulturellen Mißverstehens. Dumont, Köln 1993. ISBN 3-7701-3135-5
  • Vlaminck. Gemälde 1900-1945. Éditions du Chêne, Paris 1948.
  • Der Wohnraum in der europäischen Malerei. Schneekluth, Darmstadt 1955.
  • Xaver Fuhr. Desch, München 1946.
  • Geschichte der deutschen Kunst von 1900 bis zur Gegenwart. Bruckmann, München 1958.

Nachlass

Der schriftliche Nachlass Franz Rohs befindet sich im Kunsthistorischen Archiv des Germanischen Museums in Nürnberg, ein Teil der Korrespondenz von Künstlern an F.R. im Getty Center for the History of Art and the Humanities Santa Monica. Die Fotografien sind als Teil der Fotosammlung Wilde an die Münchner Pinakothek der Moderne gekommen. Nachlassverwalter ist der Münchner Arzt Richard Hampe.

Literatur

  • Ulrich Bischof (Hrsg.): Franz Roh. Kritiker, Historiker, Künstler. Venator & Hanstein, Köln 1990. ISBN 3-9802183-2-5

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Franz Roh — Saltar a navegación, búsqueda Franz Roh Nacimiento 21 de febrero de 1890 Apolda Fallecimiento …   Wikipedia Español

  • Franz Roh — (1890 – 1965), est un historien, photographe, et critique d art allemand. Sommaire 1 Biographie 2 Collections, expositions 3 Notes et références …   Wikipédia en Français

  • Franz Roh — (February 21, 1890 December 30, 1965), was a German historian, photographer, and art critic.Roh was born in Apolda (Thuringia), Germany. He studied at universities in Leipzig, Berlin, and Basel. In 1920, he received his Ph. D. in Munich for a… …   Wikipedia

  • Roh — bezeichnet: nicht gegarten Zustand bei Lebensmitteln, siehe Rohkost unbearbeiteten Materialzustand, siehe Rohstoff unzivilisiertes, grobes Verhalten Roh ist der Familienname folgender Personen: Franz Roh, (1890–1965), deutscher Kunsthistoriker… …   Deutsch Wikipedia

  • Roh — could refer to the professional wrestling company Ring of HonorRoh is a surname, and may refer to:* Franz Roh * Roh Moo hyun * Roh Ogura * Peter Roh * Roh Sang Rae * Roh Tae woo …   Wikipedia

  • Franz Reuleaux — 1877 Franz Reuleaux [sprich wie „röh lóh“] (* 30. September 1829 in Eschweiler Pumpe; † 20. August 1905 in Berlin Charlottenburg) war ein deutscher Ingenieur, der auf vielen Gebieten des Maschinenbaus und darüber hinaus aktiv gewesen ist.… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz-Josef Schlapka — ist ein deutscher Bauingenieur mit den beruflichen Schwerpunkten Projektmanagement, strategisches Projektmanagement, baubetriebliche Beratung, strategische Beratung, Nachtragsmanagement und Gutachten für Schäden an Gebäuden. Schlapka ist… …   Deutsch Wikipedia

  • roh — rau; grob; ausfallend; harsch; rüde; unsanft; unglimpflich; derb; gschert (bayr.) (österr.) (umgangssprachlich); ungehobelt (umgangssprachlich); …   Universal-Lexikon

  • Liste der Biografien/Roh — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Juliane Roh — (* 17. September 1909 in Duisburg; † 8. April 1987 in München) war eine deutsche Kunsthistorikerin und Kunstschriftstellerin Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”